Der Museumsverein Schiff zeigt ab Samstag, 5. Februar, eine Ausstellung über den Rhein. Jedoch weniger über dessen Schönheit, sondern über die Gefahren, die von ihm ausgehen können. Die Schau heisst denn auch «Gefahr am Fluss». Im Fokus stehen Ertrag und Risiko des Rheins für Fischer, Flösser, Schiffer und Touristen.
PETER SCHÜTZ
Kuratiert wird die Ausstellung von Ariane Dannacher, Vizepräsidentin des Museumsvereins. Die Idee stammt von ihr, nachdem sie in Konstanz vor drei Jahren die Ausstellung «Der gefährliche See» gesehen hat. Dessen Konzept mit Geschichten vom Bodensee, zum Beispiel über die «Rheinnot» im Rheintal und spektakuläre Unglücksfälle auf dem See, neuzeitlichen Veränderungen sowie Kunstwerken aus Alpen- und Bodenseeregion, hat sie überzeugt. «Ich habe gefunden, so etwas kann man auch hier machen, es gibt sicher Geschichten dazu», blickt Ariane Dannacher zurück.
Rund 80-seitige Broschüre
Gedacht, getan: Weil auch der Rhein vor und in Laufenburg voller Geschichten aus verschiedenen Zeiten ist, hat sie mit der Recherche begonnen, in Frage kommende Bilder organisiert und mehrere Autoren für eine rund 80-seitige Broschüre gewinnen können. Das Resultat auf Papier kann sich sehen lassen. Franz Schwendemann zum Beispiel befasst sich mit der erst seit 100 Jahren erforschten Flussgeschichte des Hochrheins bei Laufenburg, Felix Morsdorf erläutert, wie Pegel, Seen und Satelliten die Hochwassergefahren reduzieren. Martin Blümcke, Stadtarchivar von Laufenburg Bd., berichtet in einem Beitrag von den Gefahren im Fliesswasser und schildert dramatische Geschichten von einem Schiffbruch, von Hochwasser und tödlich endenden Vergnügungsfahrten oder wie der Geiger Hans Feldmann den Namen «Laufengeiger» bekommen hatte. In seinem zweiten Beitrag widmet sich Blümcke der Schifffahrt und Flösserei auf Aare und Hochrhein in alten Zeiten, insbesondere in Laufenburg. Was heute eine Touristenattraktion sein könnte, jedoch dem Kraftwerksbau zum Opfer fiel, ist Thema des Beitrags von Ariane Dannacher: In «Die versunkenen und gesprengten Felsen von Laufenburg» berichtet sie vom Laufen, der Stromschnelle bei der alten Rheinbrücke. «Als die Sprengarbeiten für den Kraftwerkbau 1908 begannen, war sein Ende nur noch eine Frage der Zeit», schreibt Dannacher.
Eisgang und Rhygfröri
Speziell schliesslich ihre Schilderung von Eisgang und Rhygfröri. Kaum zu glauben und noch gar nicht so lange her: Der Rhein konnte schon mal zufrieren, derart, dass die Eisdecke Menschengruppen trug. Dies beweisen die Fotos von einem Treibeisgewölbe 1891 oder von 1929, als sogar ein Motorrad auf dem Eis gefahren wurde. Der Rhein fror später noch zweimal zu: 1956 und 1963.
Urs Weiss erinnert sich an das lokale Hochwasser am Sulzerbach 2013, bei dem eine Frau ums Leben kam. Schliesslich erklärt René Leuenberger, bis 2021 Präsident des Pontoniersportvereins Laufenburg, im Gespräch mit Ilse Jehle, weshalb er Respekt vor dem Rhein hat. Den hat auch Gerhard Kunsemüller, der im Kajak den Rhein erpaddelt.
Hörstationen und Film
Ausstellung und Broschüre leben von den sowohl beschriebenen als auch bebilderten Eindrücken. Ariane Dannacher hat sich in den Räumen des Museums zusätzlich eines neuen Mediums bedient, indem sie Hörstationen eingerichtet hat. Hinzu kommt ein Film über ein Hochwasserereignis. Abgerundet wird das Thema mit Gemälden – eines davon stammt aus Todtmoos im Schwarzwald – sowie Modellen von Weidlingen. Theo Bachmann hat die Nachbildung eines Karrens beigesteuert, während vom früheren Grenzwächter Carolo Müller ein surreales Gemälde mit Nixen an einem Flussufer zu sehen ist. Im Museum trifft Wissenschaft auf Kunst, Geschichte von früher kommt in der Gegenwart an. Der Grossteil der gezeigten Dokumente gehört zum Bestand des Museums Schiff. «Die Ausstellung ist sehr stark grenzüberschreitend», findet Hannes Burger, Präsident des Museumsvereins. Was ja passt. Denn das Museum Schiff ist ein Museum der Region «für hüben und drüben», so Burger.
Öffnungszeiten
Die Ausstellung wird am Samstag, 5. Februar, eröffnet. Erste Eindrücke sind coronabedingt zu verschiedenen Zeiten und gegen Voranmeldung um 14 und 15.30 Uhr möglich (pro Termin 10 Personen). Die weiteren Öffnungszeiten sind: Mittwoch von 14 bis 16 Uhr, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Führungen für Gruppen sind auch ausserhalb dieser Zeiten möglich. Kontakt: Hannes Burger, Tel. 079 431 96 43, oder Tourismusbüro Laufenburg, 062 874 44 55, www.museum-schiff.ch.