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Ratgeber Finanzen 01/02 – 2025

Christoph Zehnder, eidg. dipl. Vermögensverwalter
Hauptstrasse 43, 5070 Frick
www.ruetschi-ag.ch

Rückblick 2024 und Ausblick 2025
Liebe Leser, wir danken Ihnen allen herzlich für Ihr Vertrauen, Ihr Interesse und Ihre Inputs. Wir wünschen Ihnen für 2025 eine spannende Zeit, wenig Leiden, dafür gute Gesundheit und viel positive Erlebnisse. Uf es gfreuts neus Johr!

Rückblick 2024 Aktien
Das Aktienjahr 2024 war insbesondere bei den US-Aktien von einer positiven Entwicklung und einer bemerkenswerten Standhaftigkeit geprägt. Weder geopolitische Spannungsherde oder luftige Bewertungen konnten die US-Aktien stoppen. Der Technologiesektor führte die Rallye an, er profitierte von Investitionen im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Der S&P 500 erreichte auf Jahresbasis +23% und mit Abstand neue Höchststände. Erst in den letzten Tagen des Jahres kam der US-Aktienmarkt etwas ins Stocken. Europäische Aktienmärkte waren heterogener. Während der DAX mit +19% ebenfalls stark zulegte, lag der SMI mit +4% recht stark zurück und der französische Aktienindex CAC40 verlor gar 2%.

Zinsen
Die Zinsentwicklung war durch eine Trendwende gekennzeichnet. Die Schweizerische Nationalbank senkte den Leitzins erstmals im März und im Dezember bereits zum vierten Mal in Folge und gleich um einen halben Prozentpunkt auf 0,5%, was auch zu sinkenden Hypothekenzinsen führte. In den USA und Europa wurden ebenfalls Zinssenkungen vorgenommen, auch wenn in Euro und US-Dollar die längerfristigen Zinsen nicht so stark sanken wie im Schweizer Franken.

Rohstoffe
Im Rohstoffsektor zeigte sich ein gemischtes Bild. Während bei den Industriemetallen Nickel leicht verlor, konnten Kupfer und Aluminium etwas zulegen. Besser entwickelten sich Gold und Silber, welche aufgrund von Zinssenkungsspekulationen trotz immer noch hartnäckiger Inflation kräftig zulegten. Erdöl stieg Anfang Jahr, sank dann im Jahresverlauf aber leicht unter das Anfangsniveau zurück.

Devisen
Auf dem Devisenmarkt ergab sich netto wenig Veränderung. Der USD/CHF-Kurs stieg von 0.84 zu Jahresbeginn auf knapp 0.91, während EUR/CHF von 0.93 im ersten Halbjahr au 0.99 anstieg, um dann wieder auf 0.94 zurück zu gehen.

Ausblick
Der Ausblick auf das Anlegerjahr 2025 mahnt zur Vorsicht, besonders für den US-Aktienmarkt.
Ich habe in der letzten Kolumne auf den Buffett-Indikator hingewiesen, der die Gesamtmarktkapitalisierung im Verhältnis zum BIP misst. Er signalisiert eine extrem deutliche Überbewertung. Warren Buffetts Weisheit «Sei ängstlich, wenn die anderen gierig sind, sei gierig, wenn die anderen ängstlich sind» scheint uns angesichts der aktuellen Markteuphorie als vermutlich kluger Ratgeber. Bewertungskennzahlen taugen zwar nicht als Timing-Instrumente, für längere Prognosehorizonte haben sie in der Vergangenheit aber eine sehr gute Trefferquote gezeigt.
Der bekannte Schweizer Investmentmanager Felix Zulauf hat es in einem Artikel kürzlich so formuliert: «Zweifellos bewegt sich der US-Aktienmarkt bereits in einer Blase... Die Gewichtung der USA am globalen Aktienmarkt beträgt inzwischen 73 %; ein historischer Exzess. Und angesichts eines guten Wachstums der US-Wirtschaft, senkt das Fed die Zinsen und bläst diese Blase weiter auf...
Vermutlich wird das Fed die Zinsen weiter senken, auch wenn es dafür keine fundamentalen Gründe gibt. Auch die EZB wird weiter senken, vermutlich sogar aggressiv. Sie muss die Finanzierung des desolaten französischen Staatshaushaltes sicherstellen, was mittelfristig primär wieder über Geldschöpfung laufen wird. Auch diese Liquidität wird vorerst noch in die Aktienmärkte fliessen.
Solche Blasen gehen weiter, als die Vernunft diktiert. Parabolisch steigende Märkte korrigieren jedoch nie seitwärts. Auf Exzesse in einer Richtung, folgen danach Exzesse in die Gegenrichtung. Das wird auch diesmal nicht anders sein. Und mit dem US-Aktienmarkt werden dann die meisten anderen Aktienmärkte ebenfalls korrigieren.»

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Ratgeber Finanzen 49 – 2024

Lukas Rüetschi eidg. dipl. Vermögensverwalter
Hauptstrasse 43, 5070 Frick
www.ruetschi-ag.ch

Schafft Idorsia den Turnaround?

Als die Eheleute Clozel ihr grosses Aktienpaket Actelion an Johnson & Johnson verkauften und Idorsia gründeten und eine volle Pipeline an frühklinischen Wirkstoffen mitnahmen, glaubten sehr viele Anleger, dass sich das Actelion-Märchen wiederholen werde. Dabei wurde vergessen, dass auch Actelion schwierige Zeiten hatte und lange brauchte, bis es zur grossen Erfolgsgeschichte wurde. Aktuell geht Idorsia das Geld aus. Das aus zwei Gründen: 1. Idorsia hatte vom Start her viel Geld und mit der grossen «Kelle» angerichtet, was natürlich auch sehr hohe Kosten verursachte. Da wurden zwar nun mehrmals scharfe Gegenmassnahmen getroffen. Das wirkt aber nicht über Nacht und die bereits abgeflossenen Mittel sind weg. 2. Es konnten nicht schnell genug entsprechende Verkäufe und Umsatz generiert werden. Idorsia verfügt über zwei zugelassene Medikamente mit Milliarden-Potential. Ein neues Schlafmittel macht durch den Tag viel weniger müde und man erwartete zügig den Durchbruch und mehrere hundert Millionen Umsatz. Einige Behörden befürchten aber eine mögliche Abhängigkeit und haben das Medikament auf eine spezielle Liste gesetzt, was die Einführung stark verzögert. Zudem haben sich Schulden von rund 1 Milliarde Schweizer Franken angehäuft, von welchen rund 200 Mio. im Januar zurück bezahlt werden müssen. Idorsia will nun seinen Blutdrucksenker verkaufen und ist in exklusive Gespräche gegangen. Falls das gelingt, kann man sich wieder etwas Luft verschaffen. Die Luft ist aber aktuell sehr dünn und einige Short-Seller wetten gegen Idorsia und setzen weiterhin auf fallende Kurse. Ob Idorsia definitiv den Turnaround schafft, kann ich abschliessend auch nicht sagen. Die Risiken sind (auch wegen Managementfehlern) sehr hoch. Jetzt schon definitiv abschreiben würde ich die Firma aber nicht.
Zinsen wieder im Keller
Festhypotheken im Bereich von 1 bis 1,5 Prozent, wer hätte das vor anderthalb Jahren gedacht. Nein, ich wäre Wetten eingegangen, dass wir dieses Niveau nicht mehr so schnell sehen, nachdem wir länger im Bereich von 2,5 bis 3 Prozent waren. Jetzt redet man schon wieder von möglichen Negativzinsen… So schnell kann es gehen und ich glaube persönlich auch nicht daran, dass Negativzinsen so schnell wieder kommen.
4 Prozent Zinsdifferenz von US-Dollar zu Schweizer Franken
In der Schweiz sind die Zinsen massiv gefallen, im US-Raum am Anfang auch, dann aber wieder angestiegen. Damit haben wir nun bei 10jährigen Laufzeiten eine Zinsdifferenz von rund 4 Prozent, was sehr verlockend für Anlagen im US-Dollar ist. Wenn da nicht das grosse amerikanische Budgetdefizit wäre, welches unter Trump kaum massiv schrumpfen wird. Auch die immer stärkere Blockbildung mit einer möglichen BRIC-Währung (Brasilien, Russland, Indien, China und weitere) sprechen eher gegen einen sehr stabilen oder steigenden US-Dollar. Trotzdem behalten wir bestehende US-Dollar, verzichten aber aktuell auf Neuengagements.

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Ratgeber Finanzen 46 – 2024

Christoph Zehnder, eidg. dipl. Vermögensverwalter
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Warren Buffett
Warren Buffett muss man einem finanzinteressierten Publikum nicht vorstellen. Er hat eine aussergewöhnliche und langfristige Erfolgsgeschichte an den Finanzmärkten und ist der wohl viel beachtetste Investor überhaupt. Sein Unternehmen Berkshire Hathaway hat über Jahrzehnte hinweg eine beeindruckende Rendite erzielt. Seine «Value Investing»-Fähigkeiten und Anlageerfolge haben ihm den Spitznamen «Orakel von Omaha» eingebracht.
Drastische Veränderungen bei seinen Anlagen im 2024
Buffett hat in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 eine deutliche Änderung seiner Investitionsstrategie vollzogen. Berkshire Hathaway hat sich von einem beträchtlichen Teil seiner Apple-Aktien getrennt und gleichzeitig die Cash-Reserven auf ein Rekordniveau aufgestockt.
Massiver Verkauf von Apple Aktien
Berkshire Hathaway begann das Jahr 2024 mit einem riesigen Anteil an Apple Aktien. Ende 2023 hielt das Unternehmen 905,6 Millionen Apple-Aktien mit einem damaligen Wert von etwa 174 Mia USD. Diese Position machte fast 50 Prozent des Aktienportfolios aus. Neun Monate später liegt die Anzahl Apple Aktien um zwei Drittel tiefer und der Wert bei knapp 70 Mia USD.
Buffetts aktuelles Motto: «Cash is king»
Parallel zu den Apple-Verkäufen erhöhte Berkshire Hathaway seine Cash-Reserven erheblich. Lag der Cash-Bestand Ende 2023 noch bei 177 Mia USD, so hielt das Unternehmen Ende September 2024 Barmittel und kurzfristige Investitionen in Rekordhöhe von 323 Milliarden US-Dollar.
Was sind seine Überlegungen dahinter?
Die massiven Verkäufe von Apple-Aktien haben in der Finanzwelt für Aufsehen gesorgt. Einige Analysten sehen darin ein Warnsignal, andere betonen, dass Apple weiterhin seine grösste Position bleibt.
Buffett hat bisher noch nicht ausführlich erklärt, was seine Überlegungen hinter dieser deutlichen Änderung seiner Investitionen sind. Er äusserte sich aber auf der Hauptversammlung im Mai 2024: «Wir würden die hohen Cash-Reserven liebend gern ausgeben. Aber wir werden es nicht ausgeben, solange wir damit unserer Meinung nach nicht ein sehr geringes Risiko eingehen und viel Geld verdienen können.» Er scheint somit der Meinung zu sein, dass riskantere Anlagen wie Aktien meist zu teuer sind.
Enorm teurer US Aktienmarkt
Dies zeigt sich nicht nur für einzelne Firmen, sondern auch für den Gesamtmarkt. Der Buffett-Indikator (Verhältnis der Gesamtmarktkapitalisierung zum BIP) lag Ende 2023 bei gut 165 Prozent, was bereits auf eine signifikante Überbewertung des Marktes hindeutet. Aktuell Ende Oktober 2024 steht der Buffett-Indikator gar bei fast 200 Prozent. Zum Vergleich: der Durchschnitt er letzten gut 50 Jahre steht bei ca. 85 Prozent, also bei deutlich weniger als der Hälfte von heute.
Wenn Buffett nach wie vor der Meinung ist wie 2021, als er in einem Fortune-Magazin-Artikel sagte, dass dieser Indikator «wahrscheinlich das beste Einzelmass dafür ist, wo die Bewertungen zu einem bestimmten Zeitpunkt stehen», so scheint es durchaus plausibel anzunehmen, dass Buffett die künftigen US-Aktienrenditen für längere Zeit sehr tief erwartet oder allenfalls gar einen stärkeren Börsencrash.

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Ratgeber Finanzen 43 – 2024

Lukas Rüetschi eidg. dipl. Vermögensverwalter
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Gold auf Höchstständen
Ich war nie ein Gold-Freak. Gold und andere Edelmetalle bringen keinen Ertrag und der Verbrauch ist ausser in der Schmuckindustrie recht bescheiden. Wegen der massiven Geldmengenausweitung der Zentralbanken und der enormen Budgetdefizite vieler westlicher Länder habe ich meine Meinung vor einigen Jahren angepasst und als Beimischung etwas Edelmetalle und/oder Goldminenaktien (vor allem über den breitdiversifizierten ETF GDX [Vaneck Gold Miner ETF]) vielen Depots beigefügt. Mehr aus Diversifikationsüberlegungen, als dass ich einen so enormen Anstieg erwartet hätte. Die Goldminenaktien hinken der Aufwärtsbewegung in den Edelmetallen abgeschwächt hinterher, konnten nun in der kürzeren Vergangenheit auch einiges aufholen. Jetzt noch aufspringen? Sicher nicht im grossen Stil. Alles verkaufen? Gewinne realisieren hat noch nie geschadet. Ich würde aber im Moment sicher noch einen Teil behalten. Achtung beim Handel mit physischem Edelmetall (Barren und Münzen): Die Handelsmarge zwischen Kauf- und Verkaufskurs ist teilweise enorm. Unbedingt verschiedene Anbieter vergleichen und «hin und her» macht hier wirklich die Taschen leer, also gar keinen Sinn. Was viele auch nicht wissen, ist, dass bei Auslieferung von physischen Silberbarren die Mehrwertsteuer zulangt. Für kurzfristige Engagements taugen physische Barren oder Münzen kaum etwas.

Nestlé enttäuscht
Der Schweizer Nahrungsmittelhersteller Nestlé war lange ein Garant für gute Aktienperformance und regelmässig höhere Dividendenzahlungen. Auch Rückschlage an den Märkten hat die Firma immer recht rasch verkraftet und lange galt das Motto «gegessen wird immer». Nestlé war ein Inbegriff für Konjunkturresistenz. Seit über einem Jahr scheint etwas Sand im Getriebe zu sein. Die Aktie hat rund einen Viertel ihres Wertes verloren. Die Prognosen für Umsatz und Gewinn mussten nach unten angepasst werden. Einiges Vertrauen scheint verloren gegangen zu sein und muss erst wieder erarbeitet werden. Wie lange das geht, kann ich nicht sagen. Nestlé hat aber einige Topmarken in ihrem Angebot und wird mit grosser Wahrscheinlichkeit auch aus dieser Delle wieder heraus kommen. Wer keine Nestlé hält und einen langfristigen Anlagehorizont hat, kann hier langsam wieder ein Auge darauf werfen.

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Ratgeber Finanzen 40 – 2024

Christoph Zehnder, eidg. dipl. Vermögensverwalter
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Letzter Ratgeber, Kundendienst – AHV-Prognosen – Börsenkorrektur
Mein letzter Ratgeber zum Thema (inexistenter) Kundendienst bei einer Kreditkarten-Bank hat unüblich viele Reaktionen hervorgerufen. Vielen Dank allen, die sich gemeldet, nachgefragt und diskutiert haben.

Falsche AHV-Prognosen
Vor mittlerweile gut zwei Wochen mussten die Behörden bekanntgeben, dass bei der Berechnung der Vorhersagen zur Entwicklung der AHV Fehler gemacht wurden. Die Abweichungen in Franken sind enorm, es geht um von Jahr zu Jahr ansteigende Differenzen im Milliardenbereich. Nun, Fehler können passieren. Hier scheint aber die Kontrolle versagt zu haben. Unnötig und peinlich für das Bundesamt für Sozialversicherungen BSV.
Glück im Unglück, die Ausgaben wurden zu hoch eingeschätzt. Mit anderen Worten dürfte die AHV etwas weniger schlecht dastehen als ursprünglich befürchtet. Schlecht bleibt aber die Lage trotzdem. Das ging beim ganzen Aufschrei in den Medien und bei politischen Akteuren etwas vergessen:
Die Grundaussage am finanziellen Trend der AHV ändert sich leider auch nach Korrektur dieses Fehlers nicht. Die AHV wird auch ohne weiteren Leistungsausbau in finanzielle Schieflage geraten, wenn keine weiteren Finanzierungsquellen (Lohnabgaben, Steuern) beschlossen werden. Die Schieflage kommt einfach etwas später und vielleicht ein bisschen weniger schief.

Börsenkorrektur
Die Aktienmärkte waren in den ersten Augusttagen unüblich nervös. Einen richtigen Crash gab es in Japan. Als «Schuldige» wurden Konjunktursorgen in den USA und eine Gegenbewegung im Dollar-Yen-Kurs benannt, der wohl dazu führte, dass enorme Mengen an Carry Trades aufgelöst werden mussten. Carry Trades heisst, man nimmt Schulden auf in einer Währung mit tiefen Zinsen (Yen) und investiert in eine Währung mit hohen Zinsen (USD). Viele Akteure haben offenbar dieses bereits nicht risikolose Geschäft noch etwas mehr gesalzen mit einer Investition in die stark laufenden US-Techtitel. Dieses Geschäft lief über mehrere Monate oder gar Jahre grandios. Die Gegenbewegung im August hat nun aber einigen Spätzusteigern eine blutige Nase beschert.
In den meisten anderen Regionen gab es bislang nur eine kleine Korrektur. Nach wie vor sind die meisten Aktienmärkte gegenüber dem Jahresstart deutlich im Plus. Das ist eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, wie stark in diesem Jahr die Zinssenkungsfantasien im USD-Raum in die Zukunft verschoben werden mussten und auch die Gewinne nur wenig zulegen konnten.
Die US-Konjunkturdaten sind effektiv etwas schwächer geworden. Ob das reicht, um die FED zum ersten Zinssenkungsschritt zu bewegen, wird sich zeigen. Der Markt geht stark von einer Zinssenkung um mindestens 0,5% im September aus. Wenn nur nicht die nach wie vor zu hohe, zähe Inflation wäre... – kein einfaches Umfeld für die FED.

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Ratgeber Finanzen 37 – 2024

Lukas Rüetschi eidg. dipl. Vermögensverwalter
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Grossbanken zu gross

Eigentlich weiss man es schon sehr lange, und spätestens nach der Finanzkrise 2008 hätte es allen völlig klar sein sollen: Immer noch grössere Banken verursachen längerfristig immer grösser werdende Risiken und in Krisensituation auch immense Probleme. In Schönwetterphasen spielt das kaum eine Rolle. Steht aber ein grösserer Player aus irgendeinem Grunde «schief» oder kommt permanent negativ ins Gerede, kann die Sache eine Eigendynamik annehmen, welche ohne Staatseingriffe kaum beherrschbar ist. Hier braucht es aus meiner persönlichen Sichtweise keine weiter aufgeblähte Aufsicht, welche meist zu spät etwas bemerkt, sondern Beschränkungen. Das gilt nicht nur für die Schweiz, wo sich aktuell das Problem durch die Übernahme der CS durch die UBS nochmals massiv akzentuiert hat, sondern für alle grossen Volkswirtschaften. In einer globalen Welt verursacht ein Zusammenbruch Kettenreaktionen, welche zu massiven Erdbeben im ganzen Finanzsystem führen können. Einschränkungen in Geschäftsfelder und/oder Grössenbeschränkungen bedeuten fast immer Risikoreduktion. Falls die Politik das nicht angeht, werden einigen Staaten bei der nächsten Finanzkrise die Probleme über den Kopf wachsen. Ein Alternative wäre bei Verfehlungen Bussen, welche richtig wehtun oder eine jährliche Abgeltung für das Risiko, welches im Notfall der Steuerzahler mitträgt. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin in 99 % der Fälle für so wenig Staat wie nötig. Aber genau bei den ganz grossen Risiken muss man genauer hinschauen.

Mehr Kohle als je zuvor
Dieser Titel ist aus der aktuellen «Finanz und Wirtschaft». Ich zitiere aus diesem Artikel: «Es ist ein Paradox. Die Welt will mehr erneuerbare Energien, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Aber gleichzeitig verbrennt sie so viel Kohle wie noch nie zuvor – den dreckigsten aller fossilen Brennstoffe.» Nicht, dass ich das in irgendeiner Art toll finde. Es zeigt mir aber einfach einmal mehr auf, dass Wunschvorstellungen, Ideologien und Realität oft extrem auseinander gehen können. Gerade einige westliche Länder müssen durch einen zu schnellen und radikalen Um- und Ausstieg aufpassen, dass es nicht einen grösseren Teil der Wirtschaft «verbläst», während Asien das Wachstum mindestens zu einem grösseren Teil weiterhin mit billigem Kohlestrom anheizt und längerfristig profitiert. Unser Wohlstand hat viel mit zahlbarer, preiswerter Energie zu tun und nicht nur bei Sonnenschein, sondern über das ganze Jahr. Und das ist leider nicht ganz so einfach, wie uns dies einige Experten weismachen wollen. Die Löhne in Mitteleuropa sind nun mal einiges höher, da können wir uns nicht noch massiv höhere Energiekosten als die Konkurrenz leisten, da niemand mit den Löhnen herunter will. Aus meiner Sicht braucht es einen längerfristigen, ideologiearmen Plan, welcher alle wichtigen Faktoren berücksichtigt. Die Umwelt komplett zerstört, aber reich ist keine Lösung. Aber aktuell umgekehrt: möglichst schnell alles geändert, aber keine Arbeitsplätze und pleite, noch viel weniger.

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Ratgeber Finanzen 34 – 2024

Christoph Zehnder, eidg. dipl. Vermögensverwalter
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Letzter Ratgeber, Kundendienst – AHV-Prognosen – Börsenkorrektur
Mein letzter Ratgeber zum Thema (inexistenter) Kundendienst bei einer Kreditkarten-Bank hat unüblich viele Reaktionen hervorgerufen. Vielen Dank allen, die sich gemeldet, nachgefragt und diskutiert haben.

Falsche AHV-Prognosen
Vor mittlerweile gut zwei Wochen mussten die Behörden bekanntgeben, dass bei der Berechnung der Vorhersagen zur Entwicklung der AHV Fehler gemacht wurden. Die Abweichungen in Franken sind enorm, es geht um von Jahr zu Jahr ansteigende Differenzen im Milliardenbereich. Nun, Fehler können passieren. Hier scheint aber die Kontrolle versagt zu haben. Unnötig und peinlich für das Bundesamt für Sozialversicherungen BSV.
Glück im Unglück, die Ausgaben wurden zu hoch eingeschätzt. Mit anderen Worten dürfte die AHV etwas weniger schlecht dastehen als ursprünglich befürchtet. Schlecht bleibt aber die Lage trotzdem. Das ging beim ganzen Aufschrei in den Medien und bei politischen Akteuren etwas vergessen:
Die Grundaussage am finanziellen Trend der AHV ändert sich leider auch nach Korrektur dieses Fehlers nicht. Die AHV wird auch ohne weiteren Leistungsausbau in finanzielle Schieflage geraten, wenn keine weiteren Finanzierungsquellen (Lohnabgaben, Steuern) beschlossen werden. Die Schieflage kommt einfach etwas später und vielleicht ein bisschen weniger schief.

Börsenkorrektur
Die Aktienmärkte waren in den ersten Augusttagen unüblich nervös. Einen richtigen Crash gab es in Japan. Als «Schuldige» wurden Konjunktursorgen in den USA und eine Gegenbewegung im Dollar-Yen-Kurs benannt, der wohl dazu führte, dass enorme Mengen an Carry Trades aufgelöst werden mussten. Carry Trades heisst, man nimmt Schulden auf in einer Währung mit tiefen Zinsen (Yen) und investiert in eine Währung mit hohen Zinsen (USD). Viele Akteure haben offenbar dieses bereits nicht risikolose Geschäft noch etwas mehr gesalzen mit einer Investition in die stark laufenden US-Techtitel. Dieses Geschäft lief über mehrere Monate oder gar Jahre grandios. Die Gegenbewegung im August hat nun aber einigen Spätzusteigern eine blutige Nase beschert.
In den meisten anderen Regionen gab es bislang nur eine kleine Korrektur. Nach wie vor sind die meisten Aktienmärkte gegenüber dem Jahresstart deutlich im Plus. Das ist eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, wie stark in diesem Jahr die Zinssenkungsfantasien im USD-Raum in die Zukunft verschoben werden mussten und auch die Gewinne nur wenig zulegen konnten.
Die US-Konjunkturdaten sind effektiv etwas schwächer geworden. Ob das reicht, um die FED zum ersten Zinssenkungsschritt zu bewegen, wird sich zeigen. Der Markt geht stark von einer Zinssenkung um mindestens 0,5% im September aus. Wenn nur nicht die nach wie vor zu hohe, zähe Inflation wäre... – kein einfaches Umfeld für die FED.

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Ratgeber Finanzen 31 – 2024

Lukas Rüetschi eidg. dipl. Vermögensverwalter
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Zinsen in Schweizer Franken massiv gesunken
Mit der sich abschwächenden Inflation konnte die Schweizerische Nationalbank die kurzfristigen Zinsen zwei Mal senken. Auch die längerfristigen Zinsen sind nun stark zurückgekommen und gute Obligationen zu finden, welche nach allen Kosten wirklich noch eine vernünftige Entschädigung bringen, ist wieder zur Herausforderung geworden. Die Zinsdifferenz zu US-Dollar-Staatsanleihen beträgt aktuell fast 3,7 % pro Jahr. Wenn man also theoretisch 10 Jahre in USD anlegt, dürfte der US-Dollar fast 35 % an Wert verlieren, damit man nach Zins und Zinseszins nach diesem Zeitraum auf die gleiche Rendite kommen würde. Das ist nicht völlig ausgeschlossen und ich würde solche Anlagen auch nicht im grösseren Stil machen. Bestehende USD würde ich aber eher behalten, aber nur, wenn man auch gewillt ist, diese anzulegen.

Marktliquidität
In «Schönwetterphasen» hat man das Gefühl, dass der Aktienmarkt in den Blue Chips immer extrem liquide ist und die Preisspanne (Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs) minimalst ist. Diese Liquidität kann aber extrem schnell viel kleiner werden oder fast gänzlich verschwinden. Das habe ich selber schon einige Mal in den letzten rund 35 Jahre erlebt. Wieso sage ich das? Oft hat man das Gefühl, dass man eine Aktie problemlos jederzeit und zu einem guten Preis verkaufen kann. Dies führt mindestens teilweise zu einer falschen Sicherheit. In Krisenphasen kann dies zur Illusion werden. Runter geht es dann viel schneller, als es je rauf gegangen ist, und kaum mehr jemand ist bereit, etwas zu kaufen, auch wenn es viel billiger geworden ist. Damit will ich keine Angst schüren, aber vor falschen Illusionen schützen. Geld, welches man in Aktien steckt, sollte man für längere Zeit nicht wirklich brauchen und man sollte so positioniert sein, dass ein überraschender Einbruch, welcher jederzeit kommen kann, keine schlaflosen Nächte verursacht oder sonst schwerwiegende finanzielle Probleme verursacht.

Nestlé unter Druck
Gegessen wird immer» hört man oft als Argument, weshalb man Nahrungsmittelaktien immer im Depot haben sollte. Diese Aussage stimmt zwar, rechtfertigt aber nicht jeden Preis, und umso höher die Erwartungen sind, umso grösser ist das Enttäuschungspotenzial. So eine Phase erlebt die in der Vergangenheit erfolgsverwöhnte Nestlé Aktie. Ob der Rückgang schon abgeschlossen ist, kann ich nicht beurteilen. Es zeigt aber einmal mehr auf, dass Aktienkurse keine Einbahnstrasse sind. Bei weiteren Rückschlägen wird dieser Blue Chip aber wieder zum ernsthaften Thema.

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