Bei einem Projekt, das bereits seit über 80 Jahren existiert, könnte man meinen, es befindet sich in der Endlosschlaufe. Aber jetzt biegt die «Laufenburger Acht» auf die Zielgerade ein. Mit dem Start der Montagearbeiten für Stege und Brücken zwischen Codman-Anlage und Kraftwerk auf deutscher Seite, wird das letzte Teilstück realisiert, damit der Rheinuferrundweg bis Ende Jahr fertiggestellt ist.
SONJA FASLER HÜBNER
Die «Laufenburger Acht» ist ein Rundweg entlang des Rheinufers auf deutscher und Schweizer Seite, welcher den Rhein dreimal quert, nämlich beim Kraftwerk und über die beiden Laufenburger Rheinbrücken. Von oben betrachetet ähnelt die 6,2 Kilometer lange Wegstrecke der Ziffer 8, daher auch der Name.
Aus Anlass des Montagestarts luden Bürgermeister Ulrich Krieger von badischer Seite und Stadtammann Herbert Weiss aus der Schweizer Schwesternstadt Baubeteiligte und Presse zu einer Begehung des betreffenden Abschnitts zwischen der Fischerhütte in Laufenburg-Rhina und der Codman-Anlage auf deutscher Seite ein.
Erstes Projekt im Jahr 1937
«Mit der Aufnahme der Arbeiten ist der Bau für die Bevölkerung wohl jetzt erstmals greifbar», mutmasste Bürgermeister Ulrich Krieger. Der Rheinuferweg in Form einer Acht hat eine lange Geschichte hinter sich. Bereits 1937 habe der Schwarzwaldverein den Weg realisieren wollen, so Krieger. Der Zweite Weltkrieg machte dem Projekt einen Strich durch die Rechnung. Auch ein weiterer Anlauf in den sechziger Jahren blieb erfolglos. Erst die Energiedienst-Gruppe, welche das Kraftwerk in Laufenburg betreibt, gab dem Ganzen aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Kraftwerks wieder Auftrieb. Man erfüllte den beiden Laufenburg den langgehegten Wunsch, den Wehrübergang zu öffnen - zumindest im Sommerhalbjahr. Im Juli dieses Jahres ging die Kraftwerkbetreiberin noch einen Schritt weiter und öffnet seither den Übergang für Fussgänger ganzjährig. Eine 2015 in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie erteilte den beiden Laufenburg grünes Licht für die Realisierung der «Laufenburger Acht». Bereits 2017 reichten die Städte ihr Projekt beim Interreg-V-Programm der Europäischen Union ein mit dem Resultat, dass die Kosten auf deutscher Seite von rund 2,45 Millionen Euro zu 60 Prozent und diejenigen von rund 340 000 Euro auf Schweizer Seite zu 30 Prozent subventioniert werden.
Im vergangenen Jahr konnten die Arbeiten vergeben werden. Auf Schweizer Seite sind die Wege bereits Instand gestellt, und ein Wohnmobilstandplatz sowie Toilettenanlagen wurde realisiert, wie Stadtammann Herbert Weiss erklärte.
Auf deutscher Seite wurde vor einigen Tagen das Kernstück, nämlich der 1250 Meter lange Abschnitt zwischen Codman-Anlage und Kraftwerk, angegangen. Hier gilt es einen Weg anzulegen und Höhendifferenzen sowie kleine Schluchten zu überwinden. Zuvor waren einige Rodungsmassnahmen nötig, die man möglichst umweltverträglich ausgeführt habe. Ausserdem mussten entsprechende Ausgleichsprojekte geschaffen werden, betonte Ulrich Krieger.
Zwei spektakuläre Hängeseilbrücken
Berücksichtigt wird auch, dass zu den Bahngleisen ein Mindest-Sicherheitsabstand von fünf Metern gewährleistet sein muss. Das meiste Material wird auf dem Luftweg vom Rhein her mit Hubschraubern angeflogen, um die Uferlandschaft möglich wenig zu tangieren, wie Andree Binninger vom zuständigen Büro Tillig Ingenieure aus Dogern ausführte.
Besonders spektakulär sind die beiden Hängeseilbrücken, für die zurzeit die Fundamente angelegt werden. Diejenige über die Rheinschlucht ist 36,5 Meter lang, diejenige im Bereich Codmananlage 48 Meter. Zu letzterem Bauwerk gehören auch noch ein 81 Meter langer Ufersteg und eine zehn Meter lange Übergangsbrücke, wie David Baselgia von der ausführenden Bündner Firma Crestageo AG erörterte. Die Firma ist spezialisiert auf Bauwerke dieser Art und hat bereits mehrere in der Schweiz und in Deutschland realisiert. Im Bereich des Kraftwerk entsteht zudem ein rund 50 Meter langer Ufersteg. Eine Aussichtsplattform, welche eine wunderbare Sicht auf die Badstube auf Schweizer Seite freigibt, soll einen weiteren Höhepunkt des Rundwegs bilden. Eröffnung im Frühjahr 2022
Bis Ende des Jahres müssen die Arbeiten abgeschlossen werden, damit bis dahin die Rechnung an die Fördergeldgeber gestellt werden könne, betonte Herbert Weiss.
Die «Laufenburger Acht» soll eine Attraktion für Touristen sein, aber nicht nur. «Es ist ein grenzüberschreitendes Grossprojekt, das beide Städte und deren Bewohner noch näher zusammenbringt», ist Bürgermeister Krieger überzeugt.
Im nächsten Jahr werden noch 20 Stationen mit Infotafeln - zehn auf Schweizer und zehn auf deutscher Seite - und Erlebnisspielelementen für Kinder realisiert, sodass die offizielle Eröffnung im Frühjahr 2022 stattfinden dürfte.