Am 18. Juni findet die kantonale Abstimmung zum Halbstundentakt der S-Bahn-Linie zwischen Stein-Säckingen und Laufenburg statt. Nun hat sich ein überparteiliches Komitee gebildet, welches sich für den Ausbau des Bahnangebots einsetzt. Am Freitag lud das Co-Präsidium zur Pressekonferenz und legte dar, warum nicht nur das Fricktal, sondern der ganze Kanton bei einem Nein verlieren würde.
SONJA FASLER HÜBNER
Es war ein grosser Erfolg für die Fricktaler Grossrätinnen und Grossräte, als der Grosse Rat am 17. Januar nicht nur dem Ausbau der Busverbindungen sondern auch der Einführung des Halbstundentakts auf der S1-Linie zwischen Stein und Laufenburg zustimmte. Angestossen hatte das Ganze der ehemalige Rheinfelder Grossrat Roland Agustoni bereits 2017 mit einer Motion. Inzwischen hat sich das Ja des Grossen Rats allerdings nur als Etappensieg herausgestellt. Weil die FDP das Behördenreferendum ergriffen hat und dieses zustande kam, hat nun das Volk das letzte Wort und stimmt über den Verpflichtungskredit von 61 Millionen ab.
Von Seiten des Komitee-Präsidiums «Ja zum Halbstundentakt Stein Laufenburg» traten am Freitagmorgen in der Stadthalle Laufenburg Colette Basler, SP-Grossrätin aus Zeihen, Alfons P. Kaufmann, Mitte-Grossrat aus Wallbach, Béa Bieber, GLP-Grossrätin aus Rheinfelden, Beat Käser, FDP-Grossrat aus Stein, und Désirée Stutz, SVP-Grossrätin aus Möhlin, vor die Medien, unterstützt durch den Laufenburger Stadtammann Herbert Weiss.
Unumgänglicher Halbstundentakt
«Wer nicht handelt, wird behandelt», zitierte Colette Basler den ehemaligen deutschen Politiker Rainer Barzel und machte deutlich, dass es höchste Zeit für den Halbstundentakt sei, weil dieser «unumgänglich» für Ökologie, Wirtschaft und Wertschöpfung sei. Und wolle man diese haben, müsse man attraktive Bedingungen schaffen. Man rechne in der Region Laufenburg mit einer Bevölkerungszunahme von zehn Prozent, längerfristig sollten über 10'000 Arbeitsplätze geschaffen werden. «Der Bus steht heute schon im Stau. Ein eigenes Trassee wäre nicht die Lösung und wäre nur eine Verschwendung von wertvollem Kulturland», betonte sie.
Alfons Kaufmann machte deutlich, dass der Ausbau nicht nur dem Fricktal dienen würde. Würde der Halbstundentakt nicht vom Kanton realisiert, ginge vorläufig nichts. Auf Bundesebene sei diesbezüglich vor 2035 nichts geplant. Und die von der Schweiz mitfinanzierte Elektrifizierung der Bahn am Hochrhein auf deutscher Seite werde ab 2028 kaum zur Entlasung der Region beitragen.
Befürworter kommen in Abstimmungsvorlage nicht zu Wort
Besonders bitter ist laut Désirée Stutz die Tatsache, dass die Befürworter des Halbstundentakts nicht die Möglichkeiten hätten, ihre Sichtweise in der Abstimmungsvorlage darzulegen. Dort werden vielmehr die Argumente des Regierungsrats, der schon aus finanziellen Gründen dagegen ist, sowie des Referendumskomitees zu lesen sein. «Allein diese Tatsache war Grund genug, uns als Ja-Komitee zu formieren», betonte Stutz, die zudem darauf verwies, dass das Fricktal das grösste Wertschöpfungspotenzial im Kanton habe. Unter anderem würden sich weitere grosse Firmen wie Lonza und Bachem im 200 Hektaren grossen Sisslerfeld ansiedeln. Zeitnah sei mit bis zu 3000 neuen Stellen zu rechnen. «Der Ausbau der S1-Linie könnte bis 2030 realisiert und so ein Verkehrskollaps verhindert werden», zog Stutz ihr Fazit.
Auch Stadtammann Herbert Weiss verwies auf die heute schon prekäre Situation im Strassenverkehr und an den Zollämtern. «Täglich wälzen sich über 18 000 Fahrzeuge durch Laufenburg, Tendenz steigend», gab er zu Bedenken und betonte, dass nur der Halbstundentakt der Bahn die Lösung sein könne.
«Nicht erst, wenn es zu spät ist»
Dass der Ausbau der Postautolinie, wie sie auf Fahrplanwechsel 2023/24 vorgesehen ist, genügen würde, bezweifelt auch sein Amtskollege aus Stein, Beat Käser. Sogar tagsüber blieben die Postautos regelmässig im Stau stecken und es sei nicht immer gewährleistet, dass die Anschlüsse Richtung Basel oder Zürich erreicht würden. «Wenn nichts unternommen wird, besteht die Gefahr, dass Firmen abwandern», gab er zu bedenken. Er begrüsse auch die Prüfung einer Schwebebahn oder weiterer Fahrradwege. «Den Halbstundentakt brauche wir jetzt und nicht erst, wenn es zu spät ist», meinte er und verwies auch auf die Eröffnung der Mittelschule 2025 mit rund 800 Schülern. Nicht nur die Region sondern der ganze Kanton profitierten davon, bekräftigte Käser und widerspricht damit der Linie seiner Partei, der FDP.
Béa Bieber zeigte zum Vergleich die Situation rund um Rheinfelden und Kaiseraugst auf, die heute schon stark belastet ist. «Morgens und abends gibt es Stau. Hätten wir nicht ein attraktives öV-Angebot, wäre die Lage gar nicht mehr zu stemmen», betonte sie die Wichtigkeit, dies auch zwischen Stein und Laufenburg mit dem Halbstundentakt zu realisieren. «Alle Gemeinden der beiden Bezirke forderten schon 2018 geschlossen den Halbstundentakt.» Dem Bedürfnis einer ganzen Region müsse entsprochen werden.
Komitee hofft auf Beitritte
Das Komitee sieht den Halbstundentakt als Investition in die Zukunft und geht dabei noch weiter: Man will mit der Verdichtung des Bahnangebots den Grundstein legen für Ausbau und Wiederinbetriebnahme der Rheintallinie Basel- Winterhur, welche zudem die Strecke Basel-Zürich entlasten würde.
Laut Colette Basler sei das Komitee zurzeit daran, eine Website aufzubauen, die bis in rund 14 Tagen aufgeschaltet werden soll. Schon jetzt seien 15 von 17 Fricktaler Grossräten im Komitee, zudem viele Gemeinderäte und Firmen. Mit Hilfe der Website erhofft man sich weitere Beitritte.
Dass die Vorlage am 18. Juni eine von vielen ist, wurde als nicht eben günstige Ausgangslage bezeichnet. Umso wichtiger sei, die Öffentlichkeit – auch ausserhalb des Fricktals – zu informieren. Béa Bieber betonte in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit der Parolenfassung der Kantonalparteien.
Bilder:
Vertreterinnen und Vertreter des Komitees und des Co-Präsidiums machen sich stark für den Halbstundentakt zwischen Stein und Laufenburg, um den drohenden Verkehrskollaps zu verhindern.
Informierten in Laufenburg (von links): Colette Basler, Béa Bieber, Beat Käser, Herbert Weiss, Desirée Stutz und Alfons P. Kaufmann. Foto: Sonja Fasler
Fotos: Sonja Fasler