«Im Tal» liegt in der Verlängerung des Mühleweihers, parallel zur Schupfarterstrasse – und ist ein Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung. Darauf ist der Naturschutzverein Eiken stolz und sich zugleich seiner Verantwortung bewusst. Als das Feuchtgebiet zu verlanden drohte, schritt er ein und konnte das Gebiet dank der Unterstützung des Kantons wieder herstellen, sodass sich nebst vielen anderen Tieren ein seltener Gast wieder ansiedeln soll: der Glögglifrosch. Am vergangenen Freitagabend lud der Verein im Vorfeld der Generalversammlung zu einem öffentlichen Vortrag über das besondere Gebiet «Im Tal» sowie die Tätigkeitsfelder des Vereins.
SONJA FASLER HÜBNER
Präsident Thomas Wohldmann konnte 36 Personen begrüssen, darunter neun Gäste zum Vortragsteil. Im ersten Teil stellten die Vorstandmitglieder die Jubiläums-Broschüre vor. «Die Titelseite mit einer Buntbrache an der Grenze unseres Gemeindebanns steht für unser Jubiläumsjahr: farbenfreudig, vielfältig, sonnig und schön», so der Präsident.
Das Gebiet drohte zu verlanden
Den Vortrag zum Naturschutzgebiet «Im Tal» hätte eigentlich Anita Weder, SKK Landschaftsarchitekten Wettingen, halten sollen, denn sie leitete den Einsatz für das kantonale Projekt zur Sanierung des Naturschutzgebiets. Leider musste sie krankheitshalber passen, weshalb Andre Blaettler ihren Part übernahm. Das Gebiet sei in Verlängerung des Mühleweihers im Jahr 1975 entstanden. Lehrer Fischer beriet den Naturschutzverein und dieser gestaltete das Gebiet in kompletter Handarbeit nach dessen Skizzen. 1983 erfolgte eine Totalsanierung. Trotz jährlicher Heckenpflege nahm die Verlandung des Weihers zu. Im kleineren Weiher habe es bereits kein Leben mehr gegeben, erinnert sich Blaettler. «Jetzt war klar, dass wir etwas machen müssten, wenn wir das Gebiet für den Glögglifrosch und andere Tiere erhalten wollten. Das jetzige Projekt hätten wir unmöglich selber stemmen können – weder finanziell noch materiell», machte Blaettler deutlich und erinnerte sich mit einem Schmunzeln an das Treffen vor Ort mit Anita Weder, als sich zum Abschied tatsächlich ein Glögglifrosch, also eine Geburtshelferkröte, wie die richtige Bezeichnung lautet, mit seinen glockenartigen Rufen bemerkbar machte.
Die Sanierung im Auftrag des Kantons erfolgte im Oktober und November letzten Jahres und zwar mit schwerem Gerät wie Bagger und Lastwagen. Nebst dem Hauptweiher entstanden drei kleinere Tümpel. Ergänzt wurde das Feuchtgebiet mit Ast- und Steinhaufen. Eine Waldrandsanierung soll verhindern, dass allzu schnell wieder Laub zu Verlandungen führt. Im Moment sei es nicht ratsam, das Naturschutzgebiet zu besuchen. Es sei denn, man habe gerne massenweise Dreck an den Schuhen, so Blaettler.
«In einigen Jahren wollen wir dort den Glögglifrosch wieder hören», betonte er. «Das ist unser Jubiläumsgeschenk.»
Eigentlich hat der NVE, der 1973 gegründet wurde, eine Vorgeschichte. So gab es in Eiken bereits ab 1926 einen Vogelschutzverein. Die Initiative kam überwiegend aus der Landwirtschaft, weil es darum ging, die Vogelwelt zu fördern, um das Ungeziefer von den Feldern fernzuhalten. Später wurde der Verein in den Verkehrs- und Verschönerungsverein integriert, welcher von 1961 bis 1972 in einen Dornröschenschlaf verfiel, um dann vor 50 Jahren unter dem etwas sperrigen neuen Namen Verschönerungs- und Vogelschutzverein Eiken wiedererweckt zu werden. Die Umbenennung zum Naturschutzverein Eiken erfolgte 1998.
Nachwuchs dringend gesucht
Der NVE zählt zurzeit gegen 70 Mitglieder. Eine stolze Zahl für einen Dorfverein – könnte man meinen. «Wir waren einmal gut doppelt so viele. Der Verein ist überaltert», sagt Vorstandsmitglied Andre Blaettler, für technische Leitung und Kommunikation zuständig, bedauernd. Allein im vergangenen Vereinsjahr verlor man sieben Mitglieder, kein neues kam hinzu. Der Vorstand besteht nur noch aus drei Mitgliedern, nicht mehr aus sieben wie früher. Woran es liegt, weiss man beim NVE selbst nicht so recht. In einer Zeit, wo Themen wie Klimawandel und Naturschutz in aller Munde sind, müsste es doch eigentlich genau in die andere Richtung gehen. Doch die junge Generation lässt sich anscheinend nicht so sehr für Arbeitseinsätze in der freien Natur begeistern. Dabei herrsche dort stets eine gute Stimmung und die Einsätze würden durch einen kleinen Imbiss abgerundet, erzählt Andre Blaettler. Allerdings seien es immer etwa die gleichen zehn Leute, die die Arbeitseinsätze leisteten. Mit dem angebrochenen Jubiläumsjahr und den damit verbundenen Projekten will sich der Verein nicht nur wieder mehr Bekanntheit im Dorf verschaffen, sondern hofft auch auf Zuwachs.«Wir feiern Natur»
Mit der Jubiläums-Broschüre machte sich der NVE zudem selbst ein Geschenk. Sie enthält für jeden Monat ein passendes Naturfoto und lässt sich wie ein Kalender an die Wand hängen. Die sehr gelungenen Fotos stammen von Mitgliedern aus dem Verein und bilden die Natur in der Umgebung ab, zum Beispiel eine Gämse im Wald, ein Fuchs im Schnee, ein Turmfalke im Flug sowie Wiesen, Bäume und Insekten. Natürlich fehlen auch Bilder der Naturschutzgebiete «Im Tal», «Bruchmatt» und «Schmitte» nicht. Dazu gibt es immer Erläuterungen über die Tätigkeitsfelder des Naturschutzvereins. Um die Einladung zur GV etwas persönlicher zu gestalten, verschickte die Vereinsleitung diese nicht per Post, sondern brachte sie den Mitgliedern persönlich zusammen mit der frisch gedruckten Broschüre direkt an die Haustür. Im März wollen die Verantwortlichen des NVE mit einer Standaktion vor dem Volg auf sich aufmerksam machen und Broschüren abgeben. Nebst den üblichen Einsätzen und Exkursionen rund ums Jahr wird das Jubiläumsfest am Sonntag, 3. September, den Höhepunkt des Vereinsjahres, das unter dem Motto «Wir feiern Natur» steht, bilden.
Die Homepage des NVE wird von Vorstandsmitglied Lilian Brunner, zuständig für Finanzen und Fachleitung, stets auf aktuellem Stand gehalten. Dorf findet man nicht nur das Jahresprogramm für 2023, sondern auch Wissenswertes über den Verein und dessen Tätigkeiten.
www.nveiken.ch