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Die Architekturstudierenden mit der von ihnen entwickelten Klimaküche in Frick. Foto: Peter Schütz
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Kochen ohne Strom? – Architekturstudierende der ETH Zürich stellten in Frick eine Klimaküche vor

Kochen ohne Strom? Fast undenkbar, aber eben nur fast. Architekturstudierende der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich stellten am vergangenen Donnerstagauf dem Schulgelände Ebnet in Frick eine Küche vor, die an keine Steckdose angeschlossen werden muss, damit sie warme Mahlzeiten zubereiten kann.

PETER SCHÜTZ

Wie Pflanzen im Klimawandel migrieren war Teil des Vortrages von Evelin Iseli. Foto: Peter SchützWas sie hingegen braucht, ist Sonnenlicht. Denn ihr Hauptteil besteht aus einem Sonnenkocher, der die Sonnenstrahlen konzentriert und so das Innere erwärmt. Darunter befindet sich ein Solar-Dörrautomat, der zusätzliches Trocknen von Früchten oder Gemüse ermöglicht. Damit, so die Idee, soll ein direkter Bezug zum Jurapark Aargau und dessen Kultur der Hochstammbäume geschaffen werden. Die Klimaküche gibt es erst einmal als Prototyp, geplant von den Architekturstudierenden, konzipiert im Rahmen des Reallabor Jurapark Aargau, gebaut in Zusammenarbeit mit Oberstufenschülern und Werklehrer Emmanuel Rhyn von der Schule Ebnet.

Verständnis wecken
Die Klimaküche soll das Verständnis für den Klimawandel sowie die Bedeutung des Juraparks hervorheben. Letzteres soll unter anderem durch die Verwendung lokaler Materialien wie Holz unterstrichen werden. Die hergestellte Klimaküche besteht aus drei dreiecksförmigen Holzkonstrukten, die das Waschen, Zubereiten, Kochen und Aufbewahren ermöglichen. Die Küche steht auf zwei Rollen, wodurch sie verschoben werden kann. Was nötig ist, denn sie soll nicht die ganze Zeit an einem einzigen Standort im Aussenbereich bleiben, sondern nach Gebrauch unter Aufsicht an einen vor Regen oder Vandalismus geschützten Ort untergebracht werden. Ein Wassertrog ermöglicht das Sammeln von Regenwasser zum Waschen von Früchten, Gemüse oder Kochutensilien sowie zum Kochen. Die Klimaküche funktioniert damit nicht nur ohne Strom, sondern auch ohne fliessendes Wasser. «Sie soll ein Beispiel für eine nachhaltige, gemeinschaftliche Art des Kochens bieten, die den langsamen Prozess des Zubereitens in den Mittelpunkt stellen», erklärten die Studierenden, die das Projekt angestossen hatten. «Wir haben versucht, die Klimaküche möglichst einfach zu gestalten», berichteten sie. Der Anspruch an die Ästhetik der Küche stand nicht im Vordergrund, vielmehr sollte sie praktisch sein. Fazit von Denise Parisi, Leiterin Bereich Bildung der Geschäftsstelle Jurapark Aargau: «Die Schülerinnen und Schüler haben erfahren, dass unsere Gesellschaft nur funktioniert, wenn alle etwas dazu beitragen – und dass die Jugendlichen selber in der Lage sind, einen Beitrag zu leisten.»

Delia Matthys erklärte die Funktionsweise der Klimaküche. Foto: Peter SchützWertvolle Erkenntnisse
An der erstmaligen Vorstellung der Klimaküche nahmen Vertreter vom Jurapark Aargau, Lehrer der Schule Ebnet sowie Behördenmitglieder aus Frick und angrenzenden Gemeinden teil. Sie alle freuten sich, dass im Rahmen des seit zwei Jahren laufenden Reallabor Jurapark Aargau ein echtes Experiment vor Ort sichtbar und fassbar geworden ist. Die Beteiligten aus Architektur und Naturwissenschaft des ETH-Bereichs versprechen sich wertvolle Erkenntnisse zu ihren Forschungsfragen. Die Projektleitung des Reallabor Jurapark Aargau wird das Realexperiment und die damit verbundene Klimaküche noch bis Ende 2026 begleiten. Sollte es den Vorstellungen und Bedürfnissen der verschiedenen Beteiligten gerecht werden, kann die Klimaküche auch über den Standort Frick hinaus Strahlkraft entwickeln.

Schüler beim Zusammenbau der Klimaküche. Foto: Yuri Schmid Klimaküche auf Tournee?
Ideen für unterschiedliche Nutzungen der Klimaküche seien bereits vorhanden, hiess es. So besteht der Plan, die Klimaküche als Ausstellungsobjekt an verschiedenen Orten in der Jurapark Aargau-Region gastieren zu lassen. Im Rahmen der Veranstaltung am Donnerstag wurden noch zwei Forschungsvorhaben zu Klima und Pflanzenökologie vorgestellt, welche zusammen mit der Klimaküche das Realexperiment «Grünflächen der Zukunft» bilden.

Schüler beim Zusammenbau der Klimaküche. Foto: Yuri Schmid Eines davon betreut Evelin Iseli, Doktorandin an der ETH-Professur für Pflanzenökologie. Sie stellte ihr Vorhaben zur Migration von Pflanzen aufgrund des Klimawandels vor. «Pflanzen passen sich dem Klimawandel an, indem sie sich an neue Standorte verschieben», sagte sie. Doch natürliche Ausbreitung sei oft langsam oder durch Barrieren eingeschränkt. In Gärten dagegen würden Menschen gezielt neue Arten setzen und so unbewusst kleine Klimawandel-Experimente Schüler beim Zusammenbau der Klimaküche. Foto: Yuri Schmid schaffen. «Gemeinsam mit interessierten Gartenbesitzern möchten wir untersuchen, ob Gärten dadurch womöglich besser an zukünftige Klimabedingungen angepasst sind als die natürliche Vegetation», so Evelin Iseli.

Bilder:
1. Die Architekturstudierenden mit der von ihnen entwickelten Klimaküche in Frick. Foto: Peter Schütz
2. Wie Pflanzen im Klimawandel migrieren war Teil des Vortrages von Evelin Iseli. Foto: Peter Schütz
3. Delia Matthys erklärte die Funktionsweise der Klimaküche. Foto: Peter Schütz
4.-6. Schüler beim Zusammenbau der Klimaküche. Fotos: Yuri Schmid