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Die Teilnehmer am Podiumsgespräch des Aargauer Leichtathletikverbandes (von links): Thomas Weber, Romy Burkhard, Fabienne Hug, Karin Wunderlin, Stefan Pfrommer, Sandra Bielser, Christian Winter, Sina Ettlin und Simon Hunziker. Foto: wr

«Die jungen Sportler wollen Gas geben» – Aargauer Leichtathletikverband koordiniert Leistungssport und Ausbildung

(wr) Der Aargauer Leichtathletikverband (ALV) führte in Herznach ein Podiumsgespräch zum Thema «Leistungssport und Ausbildung» durch. Verbandspräsident Christian Winter diskutierte mit jungen Athletinnen, Berufsbildnern und Betreuern. Fazit: Über die Leichtathletik hinaus wollen viele junge Athleten gleichzeitig auf Beruf und Sport setzen. Genügend Ausbildungsplätze zu finden, ist anspruchsvoll.

ALV-Präsident Christian Winter schilderte zu Beginn der Fragerunde mit den Teilnehmern am Podiumsgespräch die Zielsetzung des Verbandes: «Wir wollen für unsere Athleten optimale Bedingungen schaffen.» Dass dies anspruchsvoll ist, zeigten die anschliessenden Voten. Karin Wunderlin von der Sektion Sport des Aargauer Departementes Bildung, Kultur und Sport (BKS), erklärte zum Aufschwung des Leistungssportes auch im Aargau, dass das Angebot für eine duale Ausbildung mit Beruf und Sport im Raum Aarau aufgrund der zentralen Lage gut ausgebaut sei. Aktuell sind 63 Ausbildungsverträge angemeldet, hinzu kommen zahlreiche Sportschüler an der Alten Kanti Aarau. «Dazu gibt es wohl noch individuelle Verträge mit Arbeitgebern», vermutet Wunderlin.

Grosser Bedarf der Leichtathletik
Andreas Weber ist im ALV seit zwei Jahren Geschäftsführer und Athletenbetreuer mit einem 50-Prozent-Pensum. Er sieht sich täglich mit der Aufgabe konfrontiert, für junge Athleten eine praktikable Lösung für die berufliche Ausbildung zu finden, die einen intensiven Trainingsbetrieb zulässt. «Die jungen Sportler wollen in Beruf und Sport Gas geben, ich stelle eine stark erhöhte Bereitschaft fest.» Aktuell zählt der ALV 20 Athleten mit einer dualen Ausbildung in Beruf und Sport.

ALV-Präsident Christian Winter führte das Podiumsgespräch, rechts Stefan Pfrommer und Sandra Bielser. Foto: wrWeil der Schweizer Leichtathletikverband keine optimale Unterstützung bietet, müssen sich Athleten mithilfe des ALV selber «verkaufen». Dies gelang der Mehrkämpferin Fabienne Hug vom TV Wohlen. Auch dank ihrer zwei aktuellen Schweizer-Meister-Titel erhielt die Freiämterin einen Sport-Lehrvertrag. Sie absolviert die dreijährige kaufmännische Ausbildung beim Bauernverband Aargau in vier Jahren und erhält den nötigen Freiraum fürs Training.
Dass eine solche Lehre kein Zuckerschlecken ist, schilderte die Fricktalerin Sina Etterlin. Die aktuelle U20-Schweizer-Meisterin im Stabhochsprung muss ihren Tagesablauf minutiös planen. Ausserdem opfert sie ihre Ferien für den Sport. Die zweite junge Fricktaler Stabhochspringerin, Romy Burkhard, schilderte, welchen Aufwand sie für ein optimales Training im Winter betreiben muss. Da kommen bis zu 17 Stunden Autofahrt pro Woche zusammen.

Mehrwert für Arbeitgeber
Trotzdem setzte sich Stefan Pfrommer, gleichzeitig Direktor eines KMU-Betriebes und Leichtathletiktrainer, in Herznach für die Sportlerlehre ein. «Athleten bringen auch am Arbeitsplatz ein grosses Engagement mit; und sie haben starke soziale Fähigkeiten.» Berufsbildnerin Sandra Bielser sprach von der Chance, Beruf und Sport besser zu verbinden. «Aber das braucht Disziplin.» Allgemein sei jedoch die Industrie um sportliche Bewerber froh, «denn wir haben einen Mangel an Fachkräften.»
Solche Worte hörte Andreas Weber gerne, denn der ALV-Geschäftsführer sprach in seinem zweiten Votum von einer «grossen Herausforderung mit Knackpunkten. Das System dahinter hält den Ansprüchen nicht stand.» Weber wies auf fehlende materielle Unterstützung hin, sprach aber auch Probleme bei kantonsübergreifenden Lösungen an. «Da wünschen wir uns mehr Flexibilität.»

Kantonale Unterstützung
ALV-Präsident Christian Winter übernahm dieses Stichwort und fragte die kantonale Beamte Karin Wunderlin: «Ist die Sektion Sport des Kantons Aargau in dieser Hinsicht genügend agil?» Wunderlin sicherte dies vehement zu. Ihre Amtsstelle helfe gerne, gute Lösungen zu finden. Mit den benachbarten Kantonen arbeite man gut zusammen.
Nach den Ausführungen der Podiumsteilnehmer beklagte ein sportfreundlicher Arbeitgeber im Publikum, dass viele Betriebe das Vorgehen für eine Sportlerlehre gar nicht kennen würden. «Genau das ist unser grösstes Problem», folgerte Diskussionsleiter Christian Winter, und er forderte alle Anwesenden auf: «Tragt die Botschaft der dualen Ausbildung mit Beruf und Sport hinaus in den ganzen Kanton.»

Bilder
Erstes Bild: Die Teilnehmer am Podiumsgespräch des Aargauer Leichtathletikverbandes (von links): Thomas Weber, Romy Burkhard, Fabienne Hug, Karin Wunderlin, Stefan Pfrommer, Sandra Bielser, Christian Winter, Sina Ettlin und Simon Hunziker. Foto: wr
Zweites Bild: ALV-Präsident Christian Winter führte das Podiumsgespräch, rechts Stefan Pfrommer und Sandra Bielser. Foto: wr