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Die Veranstaltung im Gemeindesaal war gut besucht. Foto: Peter Schütz
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Vom Forstwerkhof zur Asylunterkunft? Die Einwohnergemeindeversammlung Magden entscheidet über einen Kredit von 3,45 Millionen

Die Bauprofile stehen schon länger beim alten Forstwerkhof am westlichen Waldrand von Magden. Und seit einiger Zeit ist auch klar, warum: Dort soll nach den Plänen des Gemeinderates eine Asylunterkunft mit Platz für maximal 76 Flüchtlinge und Asylsuchende entstehen.
PETER SCHÜTZ

Seit dem 22. Mai liegt das Baugesuch aus, doch das letzte Wort in der Angelegenheit haben die Einwohner von Magden an der Gemeindeversammlung vom 16. Juni. Sie entscheiden über einen Verpflichtungskredit in Höhe von 3,45 Millionen Franken für den Neubau am Erlenweg. Vorab hatte der Gemeinderat zu einer Informationsveranstaltung am Montag dieser Woche in den Gemeindesaal eingeladen.

Entscheid im stillen Kämmerlein?
Viele Bürgerinnen und Bürger von Magden nutzten diese Gelegenheit, sich ein Bild vom Vorhaben zu machen. Doch zuerst sprach Gemeindeammann Andrè Schreyer eine Entschuldigung aus. Der Gemeinderat habe das Baugesuch vorangetrieben, aber die Bevölkerung nicht rechtzeitig informiert. «Wir wollten nichts verheimlichen», stellte Schreyer klar, «wir haben einen Fehler gemacht, es tut uns leid.» Mangelnde Kommunikation kam im Verlauf des Abends noch einmal zur Sprache, als Roland Hürzeler von Hürzeler Holzbau – sein Betrieb befindet sich in direkter Nachbarschaft zur geplanten Asylunterkunft – kritisierte, dass der Entscheid «im stillen Kämmerlein» gefasst worden sei. Angesprochen wurde ausserdem die Parkplatzsituation und die Nähe der Hochspannungsleitung. Es gab aber auch positive Feedbacks. «Das Projekt macht für mich Sinn», sagte ein Versammlungsteilnehmer.
«Es ist ein Thema, das bewegt», erklärte Gemeindeammann André Schreyer. Und: «Wir sind in der Pflicht, gute Unterkünfte für die Asylsuchenden zu finden.» Schreyer verwies auf die stark gestiegenen Zahlen von Flüchtlingen aus der Ukraine, deren Unterbringung nicht mehr alleine Aufgabe von Bund und Kanton sei, sondern mittlerweile auch von den Gemeinden.
An der Informationsveranstaltung am Montag machten sich insbesondere Gemeinderat Roger Sprenger, für das Asylwesen zuständig, sowie Stephan Müller, Leiter Sektion Betreuung Asyl Kanton Aargau, für das Vorhaben stark. Müller geht von rund 6000 Flüchtlingen aus der Ukraine aus, die in diesem Jahr im Kanton Aargau untergebracht werden müssen. Ein wichtiger Punkt in den Gemeinden sei deren Integration, «sodass sie ein eigenständiges Leben führen können», erklärte Müller. Diese Voraussetzung würde die geplante Asylunterkunft mit 19 Zimmern, Gemeinschaftsräumen, Küchen, Duschen und Waschräumen bieten. Müller sagte: «Mit einer guten Wohnsituation gelingt die Integration in der Regel viel besser.» Sein Fazit: «Eine zentrale Unterbringungsform bringt Vorteile.» Die zweistöckige Asylunterkunft soll aus Holzmodulen errichtet werden. Der Zugang soll über das Gewerbegebiet erfolgen. Das Dorf sei in Kürze zu Fuss zu erreichen, hiess es. Architekt Hansjörg Steck sah in dem Projekt «eine gute Wohnqualität».

An den Waldrand abgeschoben?Der alte Forstwerkhof am Waldrand von Magden. Hier soll die Asylunterkunft entstehen. Die Bauprofile stehen bereits. Foto: Peter Schütz
Die Kritik, dass die derzeit in angemieteten Liegenschaften oder Wohnungen untergebrachten Flüchtlinge an den Waldrand abgeschoben würden, konterte Gemeinderat Roger Sprenger mit dem Hinweis auf die Kosten sowie sich ändernde Verhältnisse. Die Nutzung der Liegenschaft an der Wintersingerstrasse 17 sei zeitlich befristet, erklärte er, ebenso die Grossunterkunft im Saal der römisch-katholischen Kirche. Die Liegenschaft an der Wintersingerstrasse 38 gehöre mehrheitlich dem Kanton Aargau, dieser wolle das Gebäude ohnehin verkaufen. Die «Alti Mühli» und das «Tancredi-Haus» müssten kostspielig umgebaut werden, so Sprenger. Er nannte Kosten, inklusive Miet- und Unterhaltskosten, von insgesamt 6,9 Millionen Franken, also das Doppelte von dem, was der Neubau einer Asylunterkunft betragen würde. Dafür würde der Forstwerkhof abgerissen, «für ihn hat die Gemeinde keine Verwendung mehr», so Roger Sprenger.

Bilder: Die Veranstaltung im Gemeindesaal war gut besucht.
Der alte Forstwerkhof am Waldrand von Magden. Hier soll die Asylunterkunft entstehen. Die Bauprofile stehen bereits. Fotos: Peter Schütz