(rg) Theater Magden nimmt dieses Jahr einen neuen Anlauf, die für letztes Jahr angedachte Produktion auf die Bühne zu bringen. An Aktualität hat das Stück indes nicht verloren.
«Ich verlange, dass Sie dieses Szene spielen», schnaubt der Regisseur die Schauspielerin auf der Bühne an. «Halt!» ruft der Regisseur des Stückes aus dem Saal auf die Bühne, und der gespielte Regisseur und die Schauspielerin halten inne. Und es folgen Anweisungen, wie die Szene gespielt werden soll. Theater Magden befindet sich im Schlussspurt für die Aufführungen von Thornton Wilder’s Stück «Wir sind noch einmal davongekommen». Wilders Stück ist bizarr und mitunter auch recht verwirrend. Um seine allgemeine Bedeutung zu zeigen, hat er das Stück unabhängig von Zeit und Raum konzipiert. Zugleich wird es auf mehreren Ebenen gespielt: einmal auf derjenigen der Charaktere, aber auch auf der Ebene der Schauspieler und des Theaters mit seinen Angestellten. So wird das Stück immer wieder unterbrochen. Schauspieler weigern sich, diverse Szenen zu spielen, kritisieren das Stück und setzen sich mit ihm auseinander. Später fallen sogar Schauspieler aus und die Ersatzbesetzung muss zunächst mit dem Regisseur proben. Und so kommt es, dass nun während den Proben ein Regisseur einem gespielten Regisseur sagt, wie er den Regisseur zu spielen hat.
Komödiantisches Drama um die Menschheit
Im Zentrum der Geschehnisse steht die Familie Antrobus, die, wie schon der Name sagt (gr. Anthropos = Mensch), für die Menschheit steht. Sie setzt sich aus der ersten Familie der Menschheit zusammen und führt zugleich das Leben einer durchschnittlichen Familie der Gegenwart. Gerade die Eltern, George und Maggie Antrobus, Synonyme für Adam und Eva, aber auch die anderen Familienmitglieder, zeigen durch ihr Handeln, dass sie durchaus auch verschiedene Strömungen des menschlichen Innenlebens verkörpern, die jedes Individuum in sich trägt. In den Kindern zeigt sich der Gegensatz von Egoismus und dem Bedürfnis, sich einzugliedern und sich anzupassen. Kain, der nach dem Mord an seinem Bruder Abel fortan Henry heisst, steht wie auch in der Mythologie für die Entwicklung des Egos. Gladys, die Schwester, möchte gefallen und sich, dem zeitgenössischen Schönheitsideal folgend, schminken und mitunter aufreizend zurechtmachen. Eine weitere Rolle spielt Sabina, das Hausmädchen, welche von den Sabinerbergen geraubt wurde. Auch sie basiert auf einer mythischen Figur. Unter anderem Namen heisst sie Lily, was auf Lilith zurückzuführen ist, die in der jüdischen Mythologie die erste Frau Adams ist und sich als das Urweibliche gegen das Göttliche stellt und so zum Urbild der Verführung wird. In Form dieser Familie wird nun die Menschheit mit drei Katastrophen konfrontiert: Eis, Sintflut, Krieg. Die Familie hadert mit dem nahenden Untergang und – wie der Titel schon sagt – entrinnt diesem jedes Mal um Haaresbreite. Es ist dabei jedoch weniger entscheidend, dass, sondern wodurch die Menschen jedes Mal «davonkommen». Denn Wilders Stück ist nicht etwa eine blosse optimistische Weltsicht, dass der Mensch jeglicher Katastrophe schon auf irgendeine Weise entkommen wird, sondern es geht weitaus tiefer. Am Ende siegt immer der Optimismus, wieder neu anzufangen.
Vorverkauf offen
Der Vorverkauf ist eröffnet und Tickets können via www.theatermagden.ch gebucht werden. Aufgrund der BAG-Richtlinien kann der Anlass nur als Zertifikatsanlass durchgeführt werden. Die Musikgesellschaft Magden serviert vor dem Stück und während der Pause Getränke und Snacks. Türöffnung ist dreiviertel Stunden vor Beginn der Vorstellung.
Aufführungsdaten im Gemeindesaal Magden: Samstag, 20. und 27. November, Mittwoch, 24. November, und Freitag, 26. November, jeweils 20 Uhr, sowie Sonntag, 21. November, 17 Uhr.