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Adrian Bürki (EMU), Arian Rohs (Swiss E-Car), Karin Hinden (Raiffeisenbank), Roger Hegi (Hegi AG), Christian Kramer (Gemeindepräsident) und Rolf Prions (Präsindent Kirchenpflege) sind überzeugt vom Erfolg des neuen Angebots. Foto: Jörn Kerckhoff
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Ein E-Auto wartet auf viele Nutzer: In Mettau kann sich seit Donnerstag jeder ein Elektro-Auto per App ausleihen

«Ich will das Auto auf jeden Fall auch nutzen und werde mich anmelden.» Der das sagt, ist Christian Kramer, Gemeindepräsident von Mettauertal. Und worüber er redet, ist das neue E-Carsharing-Angebot, das heute auf dem Parkplatz der Kirche in Mettau der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Nun kann jeder im Ort elektrisch fahren, ohne sich dafür ein eigenes E-Auto anschaffen zu müssen. Und Christian Kramer ist überzeugt: «Es gibt Interessenten dafür im Ort. Neben dem Angebot des Sich-ein-Auto-mit-anderen-teilen ist auch die Errichtung zweier Ladestationen neu. Eine ist für das Auto vom E-Carsharing gedacht, eine für private Nutzer.

JÖRN KERCKHOFF

«Es ist ziemlich genau drei Jahre her, dass wir die Idee für das E-Carsharing hatten», erzählt Adrian Bürki von der Elektra Mettauertal und Umgebung (EMU). Man habe sich im Verbreitungsgebiet des Unternehmens nach einem Standort umgeschaut, in Mettau sei man auf offene Arme gestossen. Dass es bis zum Abschluss des Projekts länger gedauert habe als gedacht, hänge mit der Errichtung einer behindertengerechten Haltestelle für das Postauto direkt am Parkplatz zusammen, so Bürki in seiner kurzen Ansprache am Donnerstagnachmittag.

Kompetenzen mehrerer Partner gebündelt
«Wir sind froh, dass wir die richtigen Partner für dieses Projekt gefunden haben», macht Bürki deutlich, dass sich so ein Projekt leichter verwirklichen lässt, wenn die Kompetenzen mehrerer Partner gebündelt werden. So stellt die Kirchgemeinde zwei Parkplätze des Kirchenparkplatzes zur Verfügung, das Unternehmen «Swiss E-Car» bringt in Mettau insgesamt das 40. Elektro-Auto für die Nutzer auf die Strasse, die Hegi AG kümmerte sich um die Verkabelung und die Raiffeisenbank Regio Frick Mettauertal beteiligt sich finanziell an dem Projekt. «Ich bin überzeugt, dass wir am richtigen Standort sind, jetzt bin ich gespannt, wie das Angebot angenommen wird», schloss Bürki seine Rede.
«Wir feiern heute eine Neuigkeit in der Gemeinde, ein Auto zum Teilen», übernahm Christian Kramer und gab zu, dass er es nicht gewohnt sei, erst als zweiter Redner an der Reihe zu sein. Ausnahmsweise nahm er diese Rolle jedoch an und zeigte sich sehr erfreut darüber, dass die Gemeinde Mettauertal nun ein solches Angebot machen kann. Besonders ältere Menschen im Ort zeigten Interesse am Angebot des E-Carsharings. «Die nutzen ihr eigenes Auto nicht mehr so viel und können nun die Kosten dafür sparen, wenn sie hier ein Auto leihen können», so Kramer. Dies habe er in Gesprächen mit älteren Dorfbewohnern erfahren.

Ein Glückskäfer für das Handschuhfach
Ausserdem sei das Angebot ein kleiner Baustein dazu, wegzukommen von fossilen Energieträgern. «Strom können wir produzieren, Erdöl nicht.» Zuvor hatte Adrian Bürki versprochen, dass der Strom, der an den beiden Ladesäulen getankt werden kann, zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stamme. «Ein Schiff tauft man mit einer Flasche Champagner, die am Bug zerschlagen wird, aber ich wollte das neue Auto nicht gleich verbeulen», erklärte Christian Kramer. «Dewegen habe ich einen Glückskäfer dabei, den ich im Handschuhfach deponieren werde. Er wird hoffentlich dafür sorgen, dass alle Nutzer gut und unfallfrei unterwegs sein werden», so der Gemeindepräsident von Mettauertal.

Alles per App
Arian Rohs von «Swiss E-Car» erläuterte den Anwesenden die Nutzungsweise des VW id 3, der für das Projekt ausgewählt wurde. «Anmelden muss man sich per App bei Swiss E-Car, auch alles andere läuft über diese App», so Arian Rohs. Sogar das Auf- und Abschliessen des Autos. Einen Schlüssel gebe es nicht mehr.

250 bis 400 Kilometer Reichweite
Eine halbe Stunde vor dem eigentlich Beginn der Buchung könne der Nutzer über das Auto verfügen, spätestens eine Stunde nach Beginn der Buchung müsse er das Auto nutzen, sonst verfalle die Buchung. Pro Stunde koste das E-Auto momentan acht Franken, für den ganzen Tag bezahle man derzeit noch 65 Franken. Ab 2023 erhöhten sich die Tarife auf neun Franken pro Stunde und 75 Franken pro Tag. Rohs begründet dies mit den gestiegenen Strompreisen. Die gefahrenen Kilometer seien in diesen Tarifen inklusive, müsse ein Nutzer allerdings zwischendurch neu laden, weil der Akku leer sei, gehe dies zu seinen Lasten. Inzwischen gebe es zwischen 8000 und 9000 Ladestationen in der gesamten Schweiz. Damit sei das Netz schon recht gut ausgebaut. Je nach Fahrstil und Jahreszeit habe der Wagen eine Reichweite zwischen 250 und 400 Kilometern.

Hoffnung auf immer mehr Nutzer, die auf eigenes Auto verzichten
Das Unternehmen «Swiss E-Car» unterhält mit dem Auto in Mettauertal nun insgesamt 40 Elektro-Autos, die für das E-Carsharin den bislang 2740 Nutzern zur Verfügung stehen. Rohs hofft natürlich, dass das Angebot immer mehr Leute dazu bringt, das Carsharing zu nutzen und auf ein eigenes Auto zu verzichten. Das Auto muss immer wieder rechtzeitig auf dem Parkplatz der Kirche in Mettau aubgestellt und geladen werden, damit es für den nächsten Nutzer bereitsteht.
Der Preis pro Kilowattstunde an der Ladesäule für private Nutzer liege derzeit bei 33 Rappen, so Adrian Bürki. Mit dem Geld, dass über die öffentliche Ladesäule eingenommen wird, hofft Bürki, dass die Unterhaltskosten, die pro Jjahr anfallen, gedeckt werden können.

Bild: Adrian Bürki (EMU), Arian Rohs (Swiss E-Car), Karin Hinden (Raiffeisenbank), Roger Hegi (Hegi AG), Christian Kramer (Gemeindepräsident) und Rolf Prions (Präsindent Kirchenpflege) sind überzeugt vom Erfolg des neuen Angebots. Foto: Jörn Kerckhoff