(cg) Samstag, 12. Februar – ein Stück Normalität kehrt zurück. Die fünfte Jahreszeit darf dieses Jahr in Möhlin wieder gefeiert werden – ein bisschen anders als gewohnt – aber sie darf wieder stattfinden.
So auch der beliebte Fasnachtsgottesdienst, der sozusagen nach der Eröffnungsfeierlichkeit des «1. Faissen» die aktive Fasnachtszeit einläutet. Nach Abstinenz im letzten Jahr war das Bedürfnis nach fasnächtlichen Klängen und Humor gross, wie man an der voll besetzten Kirche erkennen konnte. «La Guggaratscha» eröffneten den Gottesdienst mit einem beschwingten Lied. Die Töne verbreiteten Fröhlichkeit in der Kirche und bereits da wusste man: «Das wird einfach gut heute Abend.»
Im Anschluss folgte sogleich der fulminante Einzug durchs Kirchenschiff der Guggenmusik der Fasnachtszunft Ryburg, gefolgt vom Pfarrer Don Cristiano mit seinen lustig verkleideten Messdienern, den bekannten «amnesischen Brüdern des Ordens in Balaari» und einem Herrn, bei dem man noch nicht wusste, was er für eine Rolle einnehmen würde. Die Guggenmusik zu hören war grandios, die lauten fasnächtlichen Klänge verbreiteten gute Laune und die Besucher fingen sofort an, mitzuklatschen. Wie wurde das doch im letzten Jahr vermisst.
Pfarrer Christian Edringer alias Don Cristiano, die Identität, welche er zur 5. Jahreszeit gerne einnimmt, begrüsste die Gottesdienstbesucher mit einem dreifachen «Narri, Narro» und er verkündete mit frohem Mute, wie schön es sei, wieder mit all den Besuchern Fasnacht in der Kirche feiern zu können, und dass heute ein anderer die Predigt halten würde. Er habe hohen Besuch mitgebracht. Don Stefano, ein Deutscher Theologe, der in Basel lebt und bis dato die Meler Fasnacht nicht kannte. Gleichzeitig sei Don Stefano für ein Jahr sein Praktikant in der Ausbildung zum ständigen Diakon und er werde genau hinhören, was er zu berichten habe.
«Ob das was wird?», dachte wohl so mancher Besucher, und die Erwartungen an Don Stefano stiegen ins Unermessliche. Was dann folgte war eine mit Humor gespickte närrische Predigt vom Feinsten, die keinen Lachmuskel lahm liess. Don Stefano liess es sich nicht nehmen, von der Kanzel runter seine Worte in Versform zu verlauten. Heiter ermunterte er die Besucher, die Möhliner Fasnachtsrakete zu entzünden – es gibt immer einen Weg.
Und mit viel Humor berichtete Don Stefano, warum er ein Freund der Maskenpflicht ist. Die Vorteile und Gründe dafür versetzten die Besucher in der Kirche in schallendes Gelächter. Aber wer ein guter Prediger ist, hat immer auch Tiefsinn in seinen Worten. Und so hat es Don Stefano geschafft, den Besuchern auch seine «Message» der Menschlichkeit zu überbringen. Bleibt menschlich und froh und fasnächtlich sowieso!
Zum Schluss erhob Don Stefano sein Glas (oder war es doch ein Flachmann?), die amnesischen Ordensbrüder in Balaari erhoben sich sofort von den Bänken und liessen es sich nicht nehmen mit frommem Blick in Richtung Kanzel den Gruss zu erwidern. Mit einem langanhaltenden, tobenden Applaus wurden die Worte von Don Stefano verdankt und als Lohn überreichte Don Cristiano seinem Praktikanten eine goldene Meler Fasnachtsplakette.
Ja, es war wieder ein besonderer Fasnachtsgottedienst, in welchem die abwechselnden musikalischen Einlagen von «La Guggaratscha» und den «Ryburger Guggern», das heitere Zusammenspiel zwischen Pfarrer und Praktikant, viel Gelächter der Besucher kombiniert mit närrischen Worten, liturgischen Gedanken und Abendmahl eine Harmonie bildeten.
Zum Schluss und als Start in die kommenden Wochen rief Don Cristiano nochmals ein dreifaches «Narri, Narro» in die Kirche. – Man darf sich auf eine etwas andere, aber fröhliche und bunte Fasnacht 2022 freuen.