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Regisseur Dieter Schlachter (oben links), neben ihm der musikalische Leiter Jannis Isenegger sowie die 13-köpfige Schauspieler-Crew. Foto: Sonja Fasler

Turbulent und hintergründig: Das Lehrer-Theater Möhlin inszeniert «Die Dreigroschenoper» von Bertolt Brecht - Premiere ist am 21. August

Ein Stück aus den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, das nichts an Aktualität eingebüsst hat. Das ist «Die Dreigroschenoper», die ab dem 21. August vom Lehrer-Theater Möhlin aufgeführt wird. Am Medientermin erzählte Regisseur Dieter Schlachter, wie es zur Wahl des Kultstücks mit grossem Unterhaltungswert gekommen ist und wie weit die Proben gediehen sind.

SONJA FASLER HÜBNER

2020 war das erste Jahr in der Geschichte des Lehrer-Theaters Möhlin, das es seit 1958 gibt, in dem es keine Aufführung gab. Bedauerlich, und dennoch die Chance, im Jahr darauf dafür etwas ganz Grosses auf die Beine zu stellen. Es sei schon seit rund 20 Jahren ein Thema gewesen, einmal die Dreigroschenoper aufzuführen, gesteht Dieter Schlachter schmunzelnd. Sozusagen ein «Running Gag», denn wenn man immer erst im Frühjahr mit den Proben zum neuen Stück beginnen könne, sei die Zeit für eine solche Produktion einfach zu kurz. Durch die coronabedingte Auszeit fiel der Entscheid aber bereits im Herbst des vergangnen Jahres, und so ist es nicht verwunderlich, dass die Wahl auf eben dieses Stück fiel.

«Der Mensch bleibt Mensch»
Obwohl «Die Dreigroschenoper» von Bertolt Brecht 1928 in Berlin uraufgeführt wurde, sei sie aktuell wie eh und je, findet Dieter Schlachter. «Der Mensch bleibt Mensch», drückt es der Regisseur treffend aus. «Brecht hat die Fähikgeit, das Verhalten der Menschen zu entlarven, und das mit einer Direktheit, die manchmal schmerzt, manchmal amüsiert, vor allem dann, wenn er die Handlung ins Groteske übersteigert.» Und die Musik von Kurt Weill hat sowieso Kultstatus. Im Stück würden zwar Probleme aufgezeigt, es sei dennoch kein «Betroffenheitstheater» und solle in erster Linie unterhalten, betont der Regisseur.
Was macht die Aufführung der Dreigroschenopfer so aufwändig? Das Stück sei komplex, die Crew mit 13 Schauspielern gross und hinzu komme der Gesang, so Schlachter, der seit den 80er Jahren immer mal wieder Regie geführt hat. Zwölf bis 15 Mal bisher, so genau wisse er das nicht mehr, meint er lachend.

Probeszene: Pollys Eltern sind wenig begeistert davon, dass ihre Tochter den Ganoven Mackie Macheath Messer geheiratet hat. Foto: Sonja FaslerGesang muss nicht perfekt sein
Mit den Gesangsproben wurde bereits letztes Jahr im November unter der Leitung von Daria Würz begonnen. Gefragt seien keine Opernsänger, aber singende Schauspieler. «Es muss nicht perfekt sein, aber dennoch einigermassen gut tönen», so Schlachter. Auch wenn die Dialoge im Stück dominieren, kommt dem Gesang ein wichtiger Stellenwert zu. Begleitet werden die Darsteller dabei von einem Musikerteam unter der Leitung von Jannis Isenegger.
Während vorher bereits Stellproben in der Schulaula stattfanden, wird erst seit dem 30. Juli auf der Bühne im Bata-Club-Haus Möhlin gespielt. Dafür intensiv. Bis Ferienende praktisch täglich. Mit Schulbeginn, wenn für die meisten Mitwirkenden wieder der Arbeitsalltag beginnt, drei bis vier Abende pro Woche.
Dieter Schlachter ist mit der Arbeit seiner Truppe sehr zufrieden. «Das Vertrauen untereinander ist da, obwohl nebst den Stammspielern einige Neue mitspielen.» Es sei positiv zu werten, dass viele Junge ins Team gestossen seien - auch im Hinblick auf den Fortbestand des Lehrer-Theaters.
Die Kostüme der Schauspieler sind übrigens ganz im Stil der 20er-Jahre gehalten und stammen aus dem Fundus des Stadttheaters Basel.

Spezielles Bühnenbild
Nicht alltäglich ist das Bühnenbild, das von einem Baugerüst dominiert wird. «Es gibt nicht nur für jeden Akt einen Umbau, sondern innerhalb jedes Aktes noch drei», sagt Dieter Schlachter. Zumal es keinen Vorhang gibt und da ihm diese Unterbrechungen ein Greuel sind, musste das Bühnenbild möglichst schlicht und einfach gestaltet sein. So kam die Idee auf, dass die Firma Smurfit Kappa (Swisswell), die ihren Sitz gleich neben dem Aufführungsort hat, die benötigten Möbel aus Wellpappe fertigt. «Es war schön, auf diese Art so richtig kreativ zu sein», sagte Product Designer Thomas Bigesse am Medientermin zu diesem Sponsoring der besonderen Art. Die Kartonmöbel sehen nicht nur gut aus, sondern sind durchaus belastbar. Müssen sie auch sein, wenn darauf gesessen oder sogar darüber gelaufen wird. Da sie leicht sind, ist der Umbau ein Kinderspiel und kann praktisch während des Stücks erfolgen. Bewusst wurde der Karton nicht bemalt. «Durch diese Blässe kommen die Figuren umso besser zur Geltung», ist der Regisseur überzeugt. Zwei Wochen Arbeit wurde in die «Möbelproduktion» gesteckt. Die Teile wurden am Computer gezeichnet, mit dem Plotter ausgeschnitten und verleimt. Aber die Freude am nicht alltäglichen Projekt ist dem Product Designer, der es sonst mit Verpackungen zu tun hat, ins Gesicht geschrieben.
Überhaupt sei man in der Lage, gute Sponsoren gefunden zu haben, sagt Produktionsleiterin Doris Becker, von der die Idee mit den Kartonmöbeln stammte. Der Vorverkauf sei erfreulich gut anglaufen. «Das Interesse beim Publikum ist geweckt, das Bedürfnis nach kulturellem Leben gross», stellt sie fest. Man hoffe natürlich, die 120 Plätze an den insgesamt 13 Aufführungen jeweils gut besetzen zu können. Wie gross die Akzeptanz der Corona-Regelung sei, werde sich zeigen. Es gelten die Vorgaben des BAG: Einlass nur mit Ticket und Covid-Zertifikat (genesen/geimpft/getestet). Weitere Informationen zu den Aufführungsdaten und dem Vorverkauf sowie dem Menü, das an fünf Vorstellung angeboten wird, finden sich auf www.lehrertheater.ch

Bilder:
Regisseur Dieter Schlachter (oben links), neben ihm der musikalische Leiter Jannis Isenegger sowie die 13-köpfige Schauspieler-Crew. Foto: Sonja Fasler
Probeszene: Pollys Eltern sind wenig begeistert davon, dass ihre Tochter den Ganoven Mackie Macheath Messer geheiratet hat. Foto: Sonja Fasler