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Daniela Müller Brodmann bedankte sich bei Bruno Gardelli für dessen informationsreichen Ausführungen zum Thema Störche Foto: Jörn Kerckhoff

Der lange Weg des Erfolgs - Einst waren Störche in der Schweiz ausgestorben, heute gehören sie wieder zum Landschaftsbild

„Im Jahr 1948 war der Storch in der gesamten Schweiz ausgestorben, heute zählen wir wieder mehr als 800 Brutpaare.“ Dies berichtete Bruno Gardelli, Leiter der Storchen-Station Möhlin und Strochenverantwortlicher der Nordwestschweiz, in einem Vortrag, den er am Samstag anlässlich des „Storchen-Pic“ beim Storchennestturm in Rheinfelden hielt. Eingeladen hatte der Natur- und Vogelschutz Rheinfelden (NVR), Grund war die Verabschiedung der Störche, die sich in den kommenden Tagen und Wochen auf den Weg in ihre Winterquartiere im Süden machen – der Horst auf dem Storchennestturm ist offenbar auch schon wieder verlassen.
JÖRN KERCKHOFF

Überhaupt hatten sich in diesem Jahr nur zwei Storchenpaare in Rheinfelden eingefunden, um ihre Brut dort aufzuziehen, in den umliegenden Gemeinden waren es dagegen deutlich mehr. Und die insgesamt sechs Jungen, die in der Zähringerstadt ausgebrütet wurden, überstanden leider alle nicht die nasse Witterung und starben, noch bevor sie fliegen konnten. Dies sei zwar sehr bedauerlich, erklärte Bruno Gardelli dazu, Sorgen um den Bestand an Störchen in der Region und in der gesamten Schweiz müsse man sich aber auch nach einem so verregneten Sommer nicht machen. „Je mehr Störche es wieder gibt, desto öfter kommt es auch vor, dass Jungtiere nicht überleben. Der Bestand ist aber insgesamt steigend“, machte Gardelli deutlich, dass die Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten sehr erfreulich sei. Mehr als 200 Jungtiere hätten in diesem Jahr in der Region beringt werden können.

Für Klein und Gross gab es viel zu erfahren beim Storchen-Pic Foto: Jörn KerckhoffViel für die ökologische Infrastruktur getan
Auch Albi Wuhrmann vom NVR erklärte, dass sich viel getan habe, um Störchen wieder Raum zu bieten in der Schweiz. Dass die Störche Ende der 1940er Jahre ausgestorben waren, habe daran gelegen, dass viele Habitate zerstört worden waren – Feuchtgebiete waren trockengelegt worden – in der Landwirtschaft grosse Mengen an Pestiziden eingesetzt wurden und auch an der Jagd auf Störche, die es damals gegeben habe. „Die Arbeit an der Biodiversität kann nur erfolgreich sein, wenn auch die ökologische Infrastruktur geschaffen wird, um den einheimischen Arten Lebensräume zu schaffen“, so Wuhrmann. Beim Storch sei dies inzwischen so gut gelungen, dass sich die Storchenstationen durch ihre erfolgreiche Arbeit beinahe schon selbst überflüssig gemacht hätten. „Der Bestand an Störchen ist heute eigentlich wieder auf einem Niveau, den man als gesichert bezeichnen kann“, erklärt Albi Wuhrmann.

Störche nicht immer willkommen
Auf der anderen Seite erklärt Bruno Gardelli aber auch, dass die Störche nicht bei allen Bewohnern in den Dörfern auf grosse Gegenliebe stossen. Einigen Leuten gebe es schon wieder zu viele Störche, die mit ihren Hinterlassenschaften in der Zeit von Februar bis Ende August die Dächer und Gärten verschandelten. Und längst nicht mehr alle Störche machten sich im Herbst auf den Weg gen Süden. Bei der Winterzählung im vergangenen Winter seien schweizweit 700 Störche gezählt worden, die wegen der mittlerweile milden mitteleuropäischen Winter gleich hierbleiben.
Information ist denn auch das Hauptziel, dass der NVR bei seinem alle zwei Jahre stattfindenden Storchen-Pic verfolgt. So berichtet etwa NVR-Präsidentin Daniela Müller Brodmann, dass die Störche zum Überwintern heute gar nicht mehr unbedingt bis nach Afrika fliegen, sondern oft schon in Südspanien Station machen. „Dort gibt es grosse Müllhalden, auf denen die Tiere so viel Nahrung finden, dass sie nicht mehr weiterfliegen. Auch hier greife der Mensch mit seiner Lebensweise also in jene anderer Lebewesen ein. Neben einem Foxtrail für Kinder durch die Altstadt Rheinfeldens gab es eben auch viele Informationen zur ökologischen Infrastruktur in der Region.

Der Horst auf dem Storchennestturm in Rheinfelden ist bereits wieder verlassen Foto: Jörn KerckhoffNVR will noch mehr Lebensraum für Störche schaffen
Die scheint in Rheinfelden wohl noch nicht ganz so ideal für Störche zu sein, wie etwa in Möhlin oder Kaiseraugst. Dort liessen sich Jahr für Jahr nämlich deutlich mehr Strochenpaare zum Brüten und zur Aufzucht ihrer Jungen nieder. Zwar freuen sich die Mitglieder des NVR über den Erfolg in anderen Orten, wünschen sich aber auch noch mehr Brutpaare in ihrem Stadtgebiet. Und um diese anzulocken brauche es dann wohl doch noch einiges an Arbeit. Übrigens auch, um dem Schwarzstorch wieder Lebensraum zu bieten. Kürzlich sei immerhin einer auf einer Wiese zwischen Möhlin und Rheinfelden gesichtet worden, macht Bruno Gardelli Hoffnung, dass auch diese Art irgendwann wieder ein häufiger Gast in der Nordwestschweiz sein wird. Beim Storchen-Pic in zwei Jahren wird wieder Bilanz gezogen.

Bilder: Daniela Müller Brodmann bedankte sich bei Bruno Gardelli für dessen informationsreichen Ausführungen zum Thema Störche.
Für Klein und Gross gab es viel zu erfahren beim Storchen-Pic
Der Horst auf dem Storchennestturm in Rheinfelden ist bereits wieder verlassen Fotos: Jörn Kerckhoff