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Klaus Eberhardt, Franco Mazzi, Peter Scholer, Kurt Beretta, Louise de Sancerre und Emil Rathenau (von links) genossen den feierlichen Augenblick. Foto: Jörn Kerckhoff

Der Strom aus dem Strom: Zahlreiche Gäste feiern die Eröffnung der Brown-Nizzola-Aussichtsplattform in Rheinfelden

«Aus welchem Grund hat sich denn diese illustre Gesellschaft hier eingefunden?» Der diese Frage stellte, war kein geringerer, als Emil Rathenau, einer der Männer, die das Alte Rheinkraftwerk in Rheinfelden (Baden) gründeten. Gut, es war nicht Rathenau selbst, sondern Simon Kuner, der in die Rolle Rathenaus geschlüpft war. Grund dafür war wiederum die Einweihung der Brown-Nizzola-Plattform am Freitag auf Schweizer Seite Rheinfeldens. Mit der Eröffnung der Plattform wurde nun auch das Projekt «Rheinuferrundweg», Teil des Projekts «Rheinliebe», auf Schweizer Seite abgeschlossen.
JÖRN KERCKHOFF

Es war tatsächlich eine «illustre» Gesellschaft, die sich am Freitagvormittag an der Stelle eingefunden hatte, an der ehemals ein Steg über den Rhein geführt hatte. Der Bau eines neuen Stegs wurde von der Bevölkerung abgelehnt, doch immerhin: Der Bau der Aussichtsplattform wurde bewilligt.

Ein Ururenkel von Emil Rathenau mit dabei
Stadtammann Franco Mazzi, sein deutscher Amtskollege Klaus Eberhardt, Vertreter der Energiedienst AG, eine Delegation der «IG Pro Steg», Vertreter der beteiligten Firmen, Sponsoren und eine ganze Reihe weiterer Gäste waren erschienen, um dem Anlass einen feierlichen Rahmen zu verleihen. Auch mit dabei war Andreas Mossner, Ururenkel von Emil Rathenau und Urgrossneffe des deutschen Politikers Walther Rathenau.
Im vergangenen Sommer hatte der Spatenstich für die Plattform stattgefunden, an dessen Planung auch Altstadtrat Hans Gloor mitgewirkt hatte. Es war eine der letzten Amtshandlungen Gloors, der Ende des vergangenen Jahres aus dem Stadtrat von Rheinfelden ausgeschieden war. Zur Eröffnung war aber auch er selbstverständlich gekommen.

Viele Informationen gibt es für die Besucher der Brown-Nizzola-Plattform zu entdecken. Foto: Jörn Kerckhoff100 Tonnen Material
Stahl, Holz, Beton, aus diesem drei Materialien wurde die Plattform errichtet, wie Franco Mazzi in seiner Eröffnungsansprache feststellte. Insgesamt rund 100 Tonnen Material wurden für die 52 Quadratmeter grosse Plattform verbaut, so Mazzi. Dazu gehört auch eine Wippe, die heute den weltweiten Standard der Stromübertragung darstellen. Ausserdem erinnern verschiedene Informationstafeln an die Geschichte des Stroms in Rheinfelden.
Die Plattform fiel übrigens Dank der «IG Pro Steg» grösser aus, als eigentlich von der Bürgerversammlung ¬– aus Kostengründen ¬– genehmigt. Da die IG jedoch versprochen hatte, weitere Geldgeber zu finden, konnte die Plattform in ihrer jetzigen Grösse gebaut werden. Rund 290 000 Franken kostete die Plattform, Dank der Sponsorengelder konnte sie in ihrer jetzigen Form errichtet werden. Und da die Plattform auch einen Eingriff in die Natur darstellt, mussten Ausgleichsmassnahmen erbracht werden. «Wir haben Fledermausnistkästen und Nester für die selten gewordene Mehlschwalbe angebracht. Ausserdem werden die Robinien entfernt, die eine invasive Art sind, und dafür andere Bäume gepflanzt», erläuterte Mazzi die Naturschutzmassnahmen, die mit dem Bau der Plattform einhergehen.

Endlich etwas eingeweiht
«Bisher haben wir von der IG Pro Steg ja nur Projekte abgebrochen, das ist das erste Mal, dass wir etwas einweihen können», freute sich Präsident Peter Scholer mit einem Augenzwinkern. Als vor 30 Jahren das Projekt Neues Kraftwerk geplant wurde, seien viele Fehler gemacht worden. Dinge, die erhaltenswert gewesen wären – etwa der Rheinsteg – seien abgerissen worden. «Die Rettungsversuche kamen zu spät», blickte Scholer in seiner Ansprache wehmütig zurück. Die «IG Pro Steg» werde sich wohl auch in absehbarer Zeit auflösen beziehungsweise umbenennen; etwa in «IG Pro Strom», so der IG-Präsident.
Unterbrochen wurde er dann von den wie zufällig daher schlendernden Emil Rathenau und Madame Louise de Sancerre (Susanne Ammann), die sich über die zunehmende Bedeutung des Stroms zum Ende des 19. Jahrhunderts unterhielten. Elektrische Aufzüge, Haartrockner, Fotoapparate, Bügeleisen ¬– ohne die Erfindung des Wechselstroms und dem europäischen Stromverbund, der im Jahr 1904 gegründet wurde, wäre der Siegeszug solcher heute alltäglichen Geräte nicht denkbar gewesen.

Strom, ein aktuelles Thema
Auch wenn die Plattform an die Strompioniere Charles E. L. Brown (1863 – 1924) und Agostino Nizzola (1869 – 1961) erinnern soll, sei das Thema Stromverbund doch so aktuell wie eh und je, machte Kurt Beretta von der «IG Pro Steg» deutlich. Er berichtete den Anwesenden, dass die Ukraine und die Republik Moldau vor wenigen Tagen mittels eines Notfallaufnahmeverfahrens in den europäischen Verbund aufgenommen wurden.

Bilder: (oben) Klaus Eberhardt, Franco Mazzi, Peter Scholer, Kurt Beretta, Louise de Sancerre und Emil Rathenau (von links) genossen den feierlichen Augenblick.
(unten) Viele Informationen gibt es für die Besucher der Brown-Nizzola-Plattform zu entdecken. Fotos: Jörn Kerckhoff