«Unsere Arbeit richtet sich immer am Bedarf aus, nicht an dem, was wir gerne möchten.» So beschreibt Peter Geiselhart die Jugendarbeit im Allgemeinen aber auch im Jugendraum «Fuchsbau» im Rheinfelder Augarten. Zusammen mit seiner Kollegin Olivia Merolla kümmert sich Geilselhart seit vier Jahren im Fuchsbau um die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen. Am Samstag wurde das 20-jährige Bestehen des Jugendraums mit einem Tag der offenen Tür, Töggeli-Turnier und Rollschuhdisko gefeiert. Die Anfänge waren viel schlichter: Begonnen hatte nämlich alles in einem Container.
JÖRN KERCKHOFF
Liliane Regitz, Leiterin des Trägervereins für Jugendarbeit schjkk (Schüler, Jugend, Kinder, Kultur) in Rheinfelden, sowie Béa Bieber, ehemalige GLP-Stadträtin in Rheinfelden und heutige Grossrätin, hatten damals den Bedarf für Kinder- und Jugendarbeit im Augarten erkannt und gehandelt. Es war erstmal nur ein Container, der am 27. Mai 2002 aufgestellt wurde und in dem Materialien für die Jugendarbeit untergebracht wurden. «Es gab zwar damals schon einen Robinson-Spielplatz für die Kleinen, aber die beiden hatten erkannt, dass man auch für die älteren Kinder und Jugendlichen etwas anbieten musste», erläutert Olivia Merolla.
Umzug in den Fuchsbau
Der Augarten hatte damals nicht eben den besten Ruf und für Kinder und Jugendliche gab es keine Anlaufstelle. So hatten sie ihre Freizeit oft im Freien zwischen den Wohnblöcken verbracht, was immer wieder den Unmut der Anwohner hervorrief. Mit der Etablierung der Jugendarbeit in dem Wohnquartier bekamen auch Kinder, die dem Spielplatzalter entwachsen waren, und Jugendliche eine erste Anlaufstelle. Etwa zwölf Jahre sei es nun her, dass der Bewohnerverein Augarten über den Immobilien-Dienstleister Wincasa für die Jugendarbeit die Räume anmietete, die sich unter dem Denner befinden, berichten Peter Geiselhart und Olivia Merolla. Seither hat die «offene Jugendarbeit» ein Dach über dem Kopf.
Auch Kochabende im Angebot
Tischtennis, Töggeli, Billard und Spielekonsolen gehören zum Angebot. Aber nicht nur das. «Freitags bieten wir einen Kochabend an», erzählt Peter Geiselhart. Nach einer Ideensammlung werde darüber abgestimmt, was gekocht wird, dann würden die Zutaten eingekauft und schliesslich machten sich die Kinder und Jugendlichen ans Kochen. «Da halten Olivia und ich uns raus, für die Kinder und Jugendlichen ist es wichtig, dass sie das selbst machen. Und wer nicht mitkocht aber mitessen will, deckt den Tisch oder kümmert sich um andere Sachen», so der Jugendarbeiter.
Austausch der Kulturen
Dieses Miteinander fördere auch den Austausch der Kulturen. «Es leben Menschen mit ganz unterschiedlichen kulturellen Wurzeln im Augarten», weiss Olivia Merolla aus ihrem Berufsalltag. Und natürlich gebe es da auch schon mal Reibereien. «Die sind aber auch wichtig und gehören zur persönlichen Entwicklung dazu», so die 27-Jährige. Wichtig sei, dass man in so einem Fall mit den Teenagern ins Gespräch komme und entstehende Konflikte so schon rechtzeitig löse. «Bei uns gilt der Grundsatz des Respekts. Respekt vor uns, vor anderen Jugendlichen, vor anderen Kulturen, vor Fuchsbau-Besuchern, die jünger oder älter sind, vor der Einrichtung des Fuchsbaus und auch vor sich selbst», nennt Peter Geiselhart die Bedingung, die für alle gilt. Gegenseitige Wertschätzung sei das A und O, damit das Zusammensein in einer solchen Einrichtung funktioniere. «Unser Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen ist so gut, dass unser Hauptaugenmerk auch nicht auf der Problembewältigung liegt», macht Olivia Merolla deutlich, dass das konsequente Beharren auf dieser einen Regel für ein sehr gutes Klima im Fuchsbau sorgt.
Kinder und Jugendliche wollen mitanpacken
Das habe sich auch am Samstagvormittag gezeigt, bevor die Feier zum 20-Jährigen losging. «Wir hatten gesagt, dass wir um elf Uhr mit den Vorbereitungen beginnen, und dass jeder zum Helfen kommen kann, der Lust hat. Punkt elf standen plötzlich etwa 20 Kinder und Jugendliche da. Das war schon toll zu sehen», merkt man der Jugendarbeiterin die Freude darüber an. «In der Corona-Zeit musste die offene Jugendarbeit ja ziemlich ruhen, aber wir haben die Zeit genutzt, um die Räume zu renovieren und auch da haben die Kinder und Jugendlichen mitgeholfen – soweit dies die Vorschriften zuliessen», nennt Peter Geiselhart ein weiteres Beispiel, das zeigt, wie motiviert die Besucher des Fuchsbaus sind, ihren Beitrag zum Gelingen beizusteuern.
Jugendarbeit funktioniert nicht immer nach demselben Schema
Das Spannende in der Jugendarbeit sei, dass sie nie nach einem vorgegebenen Schema funktioniere. «Die Gruppenstruktur ändert sich immer wieder. Mal sind es jüngere Besucher, mal ältere, mal mehr Mädchen oder Jungs. Das wandelt sich im Laufe der Jahre immer wieder», so Geiselhart. «Und genau darauf müssen wir reagieren. Unsere Arbeit richtet sich am Bedarf aus, ist dadurch manchmal unberechenbar, aber dafür auch nie langweilig.»
Inzwischen sei es übrigens schon die zweite Generation, die die Angebote des Jugendraums im Augarten wahrnehme. «Es kommen tatsächlich Kinder zu uns, deren Eltern vor 20 Jahren auch schon da waren», so Peter Geiselhart.