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Präsident Stève Piaget informierte die Anwesenden über die verschiedenen Ideen, die für die Kiesgrube Chleigrüt diskutiert werden. Foto: Atia Miraz

Wie weiter mit dem Chleigrüt? – Die Kiesgrube in Rheinfelden soll zu einem Naturschutz- und Naturerlebnisgebiet werden

(eing.) Was soll mit der Kiesgrube Chleigrüt geschehen? Um diese Frage zu beantworten und für die Idee eines Naturschutz- und Naturerlebnisgebiet zu werben, hat der gleichnamige Verein Chleigrüt zur Besichtigung am vergangenen Samstag eingeladen.

Die Kiesgrube Chleigrüt liegt zwischen dem Kraftwerk Rheinfelden und den Salzdomen. Sie gehört zu 85% der Gemeinde Rheinfelden und zu 15% den Ortsbürgern. Die Kiesgrube wird momentan wiederaufgefüllt. Diese wird 2022 abgeschlossen sein. Über die zukünftige Nutzung dieses ca. elf Hektaren grossen Stücks Land gibt es verschiedene Ideen.
Diese reichen von einem Logistikzentrum über eine Kompostieranlage und Landwirtschaft bis hin zu einem Naturschutzgebiet wie, Stève Piaget, Präsident des Vereins Chleigrüt, sagte.

Stève Piaget. Foto: Atia MirazEr habe für alle Projektideen Verständnis und es sei klar, dass auch die Industrie Platz brauche. Mit einer geschickten Planung könne man aber allen Ansprüchen gerecht werden. Mit dem bewährten Verfahren der Baulandumlegung könne man das Bauland verlegen. «So gewinnen alle. Das Gewerbe bekommt Bauland an weit besserer Lage und das Chleigrüt bleibt für die Natur und die Bevölkerung erhalten», so Piaget weiter.
Die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter von WWF sowie Natur und Vogelschutz Rheinfelden und Möhlin erklärten den rund 30 interessierten Personen, weshalb das Gebiet wertvoll für die Natur ist. Ein so langes unverbautes Flussufer mit artenreichen Lebensräumen wie das Umgehungsgewässer des Kraftwerks, dem Gwild, den Auenwälder und dem Schilfgürtel im Beugenboden, existiere weit und breit nicht mehr. Seltene Vogelarten wie der Flussregenpfeifer, von dem es in der Schweiz kaum noch 100 Brutpaare gibt, sehe man manchmal hier.

Dementsprechend schlägt der Verein Chleigrüt vor, das Gebiet vor einer Überbauung zu schützen und stattdessen mit dem Projekt «Naturraum Chleigrüt» einen vielfältigen und attraktiven Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu schaffen. Gemäss der Projektidee soll in der Kiesgrube eine Landschaft entstehen, die an ein trockengefallenes Flussbett erinnert. «Dieser Lebensraumtyp, der früher durch mäandrierende Flüsse entstanden ist, existiert heute in der Schweiz aber kaum noch», wie Kathrin Frey erklärte. Die kiesige, felsige Landschaft soll unter anderem aus kleinen Hügel und tiefen Gräben bestehen, wie wenn ein Fluss durchgeflossen wäre. Dazu kommen unterschiedliche Teiche, kleinen Seen und sandige, spärlich bewachsenen Flächen.
In Verbindung mit den bereits bestehenden Naturschutzgebieten rund um das Kraftwerk entstünde so ein bedeutender Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Gleichzeitig aber auch ein wunderbares Naherholungsgebiet für die lokale Bevölkerung, ist der Verein überzeugt.

Das Gebiet soll in eine Besucherzone und ein Naturreservat geteilt werden. Die Besucherzone ist mit befestigten Wegen, kleinen Holzstegen und Informationstafeln gut erschlossen. Einfache Experimente sollen die Besucher zum aktiven Erforschen des Lebensraums animieren. Die Naturreservat-Zone ist ein klassisches Naturschutzgebiet. Diese wird durch bauliche Massnahmen von der Besucherzone abgetrennt und für das Publikum gesperrt. Die störungsanfälligen Tiere wie z.B. brütende Vögel finden hier ihren geschützten Lebensraum. Das Leben im Naturreservat kann allenfalls von Beobachtungsständen aus beobachtet werden.
Ob ein solches Naturgebiet auch ein Informationszentrum braucht und ob dadurch nicht zu viele Touristen angelockt werden, wurde an der Besichtigung unter den Anwesenden kontrovers diskutiert.
Vorstandsmitglied Katrhin Frey. Foto: Atia MirazKathrin Frey, Vorstandsmitglied des Vereins Chleigrüt meinte dazu, dass ein Besucherpavillon oder ähnliches auch von den lokalen Schulen genutzt werden könne, um Projektwochen durchzuführen, wie dies im Lehrplan 21 vorgesehen ist.

Mit oder ohne Besucherzentrum, ohne Zweifel geniesst das Projekt «Naturraum Chleigrüt» unter den Anwesenden grosse Sympathie.
Die Wiederauffüllung und Rekultivierung der ehemaligen Kiesgrube wird laut Kurt Steck, Stadtoberförster von Rheinfelden, 2022 abgeschlossen sein. Im westlichen Teil wird bereits heute eine kleine Zone mit Magerwiese und Hecken so gestaltet, dass die Natur profitiere und der durch das Gebiet führende Wildtierkorridor verbessert wird.
Was mit dem restlichen Land im Chleigrüt geschehen soll, wird an dem von der Gemeinde Rheinfelden organisierten Mitwirkungsverfahren am 15. Dezember weiter diskutiert werden. Der Verein Chleigrüt wird sich auch dort, unterstützt von zahlreichen Naturschutzverbänden und der Grünen Partei, CVP und GLP, mit dem Projekt «Naturraum Chleigrüt einbringen und im mindesten eine Prüfung der Baulandumlegung fordern.

Bilder:
Präsident Stève Piaget informierte die Anwesenden über die verschiedenen Ideen, die für die Kiesgrube Chleigrüt diskutiert werden.
Präsident Stève Piaget.
Vorstandsmitglied Kathrin Frey.
Fotos: Atia Miraz