Im Syngenta Forschungszentrum in Stein führte am Dienstag der Fricktal Regio Planungsverband das 1. Fricktaler Werkgespräch durch. Thema: Digitalisierung als Schlüssel zur umfassenden Nachhaltigkeit. Syngenta in Stein bot sich insofern als Austragungsort des ersten Teils der neuen Anlassreihe an, weil die Digitalisierung für das gastgebende Unternehmen «ein grosses Thema» sei, erklärte Hausherr Roman Mazzotta, Landespräsident Syngenta Schweiz, in seiner Begrüssung. Und: «Die Digitalisierung ist ein enormer Aufwand, aber auch eine enorme Chance», so Mazzotta.
PETER SCHÜTZ
Das Forschungszentrum Stein vereint die Bereiche Chemie, Biologie, Bodengesundheit und Saatgutbehandlung an einem Standort. Es gilt als «global bedeutender Campus der Pflanzenschutzforschung», so das Unternehmen. Seit der Lancierung ihres ersten «Good Growth Plan» im Jahr 2013 setzt Syngenta auf datengestützte Nachhaltigkeit, die Resultate im Feld messbar macht. Gleichzeitig soll den Landwirten bessere Entscheidungen auf dem Feld ermöglicht werden.
Versierte Fachpersonen und ein Moderator
Wie dies in der Praxis funktionieren kann, war ein Aspekt des vom Fernsehjournalisten Reto Brennwald moderierten Podiumsgesprächs mit drei versierten Fachpersonen. Antworten gaben Prof. Dr. Bernard Lehmann (Präsident des wissenschaftlichen Beirates des UNO-Ernährungskomitees CFS und Präsident des FiBL-Stiftungsrates), Dr. Elisabeth Fischer (Leiterin Nachhaltigkeitsstrategie und Transformation Syngenta) sowie Olaf Deininger (Chefredakteur Agrar-Medien). Deininger berichtete, dass digitale Prozesse in der Landwirtschaft heute «Realität sind». Konkretes Beispiel: Ein Mähdrescher und ein Traktor kommunizieren via Datenaustausch miteinander, um die Geschwindigkeit während der Ernte aufeinander abzustimmen. Was auch schon vorkommt: Dass eine Kamera via Satellit Daten über allfällige Schäden an landwirtschaftlichen Produkten auf dem Feld übermittelt. «Eine Kamera kann mehr sehen als ein Mensch», erklärte Olaf Deininger. Und: «Die Maschine kann Millionen Zahlen erkennen und ein Muster daraus erstellen».
«Der Ertragsgewinn darf nicht auf Kosten der Natur geschehen»
Auch Syngenta nutze Daten, um ihre Produkte auf die Bedürfnisse der Kunden abzustimmen, berichtete Elisabeth Fischer. Aber wie passen digitale Prozesse im Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mit Nachhaltigkeit zusammen? «Der Ertragsgewinn darf nicht auf Kosten der Natur geschehen», brachte es Elisabeth Fischer auf den Punkt, «dafür braucht es Innovation, nicht nur im digitalen Bereich». Olaf Deininger hatte ein weiteres Beispiel parat: Ein Spritzroboter mit 16 Kameras vermag genau zu erkennen, welche Pflanzen von Schädlingen befallen sind oder an welchen Stellen «Unkraut» wächst. «Damit wird nicht mehr die Fläche im Ganzen gesprüht», sagte Deininger. Das Ergebnis lasse sich messen: Mit 30 bis 40 Prozent Einsatz von Pflanzenschutzmitteln würde derselbe Effekt erzielt wie mit 100 Prozent – Ersparnis rund 60 Prozent, somit auch ein Gewinn für die Umwelt.
Dass solche Entwicklungen nötig sind, zeichnete Bernard Lehmann anhand der zunehmenden Bevölkerungsentwicklung auf. «In Zukunft müssen wir für weitere zwei Milliarden Menschen Lebensmittel produzieren – das verschärft die Situation», sagte Lehmann. Sein Gedanke: «Man kann nicht einfach mit einem modernen Gerät kommen, man muss mehr lokale Produkte herstellen.» Andererseits fand Elisabeth Fischer, dass es durch «digitale Möglichkeiten für junge Menschen wieder interessanter wird, wieder zur Landwirtschaft zurückzukehren». Francoise Moser, Gemeindepräsidentin von Kaiseraugst, begrüsste als Vertreterin vom Fricktal Regio Planungsverband die neue Reihe der Werkgespräche. «Es sind wertvolle Anlässe, um sich auszutauschen und neue Visionen zu entwickeln», sagte sie.