Das Wort in deinem Ort: Wall. Aufschüttung aus Steinen oder Erde zum Zweck der Beschirmung, aber auch enthalten im Wallholz, mit welchem Teig ausgewallt wird, wobei in diesem Fall mundartliches «walen» im Sinne von sich wälzen zugrunde liegt. Ebenso enthalten im Ortsnamen Wallbach. Aber wo ist der Wall? Oder wälzt sich hier der Rhein besonders anschmiegsam ans Ufer? Mal nach rechts, mal nach links – und beidseitig heisst es Wallbach? Aber den Rhein als Bach zu bezeichnen, das geht nun mal nur im Kleinbasel.
PHILIPPE HOFMANN*
Dass Wallbach ein lebenswerter Flecken ist, bemerkten auch die Alemannen, die im Laufe des 6. Jahrhunderts ihre Siedlungsexpansion über den Rhein hin ausweiteten. Schon in Mumpf dürften die von Osten vorstossenden, nach Siedlungsland suchenden Stämme auf noch anwesende Romanen gestossen sein. Sie mussten weiterziehen. Der grosse Wald in der Rheinbiegung zwischen Mumpf und Rheinfelden bot zwar Platz, dürfte aber auch bestritten gewesen sein. Davon zeugt der Name Wallbach.
Name hat weder mit einem Wall noch mit einem Bach zu tun
Wallbach hat aber weder einen Bezug zu Wall noch zum Gattungswort Bach, wie der Name auf den ersten Blick vermuten lässt. Die Umwandlung zu -bach entstand erst im Laufe des 14. Jahrhunderts. Wallbach ist eine Bildung aus Althochdeutsch «buohha», Mittelhochdeutsch «buoche», im Sinne vom heutigen Baumnamen Buche und dem Element «Wal(a)h», das auf zwei Arten gedeutet werden kann.
Es kann auf einen keltischen Völkernamen, der in lateinischer Form als «Volcae» überliefert ist, zurückgehen. Die Alemannen bezeichneten so ihre romanischsprachigen Vorsiedler und Nachbarn, also die noch ansässigen Römer. Nach diesem Ansatz ist Wallbach als «der Buchenwald bei den Welschen» zu deuten, wobei Welsche als Überbegriff für alle nicht germanisch sprechenden Menschen verwendet wurde. Heute ist der Begriff abgesehen vom Welschland aus der Alltagsprache verschwunden, in Flurnamen aber noch enthalten, vorwiegend in einstigen Sprachgrenzregionen.
Mehrere Deutungen möglich
«Walah» ist aber auch ein altdeutscher Personenname ohne Bezug auf die Herkunft. Mit diesem Ansatz würde Wallbach «der Buchenwald im Besitz des Walah» bedeuten. Seit dem Rückzug der Römer und dem Vorstossen der Alemannen verschob sich die Sprachgrenze laufend. Es ist daher nur schwer feststellbar, ob es sich um eine Bildung mit dem Personennamen handelt oder ob der Name auf die ursprünglich romanischsprachige Bevölkerung hinweist. Und diese nicht exakt vorliegende Entscheidung ist das Faszinierende. In Wallbach finden sich römische Siedlungsspuren, die Nachbargemeinen Mumpf und Möhlin tragen vordeutsche Namen und zeugen von römischer Präsenz, bereits Zeinigen ist aber aufgrund der -ingen-Endung klar als deutsche Namenschöpfung zu identifizieren, auch wenn sich auf dem Gemeindebann sowohl römische als auch alemannische Funde finden. In diesem Spannungsfeld entstanden und verschwanden Namen. So entstand das heutige, vielfältige und spannende Namengeflecht.
Das nächste «Wort in deinem Ort» bezeichnet eine Tätigkeit, die besonders in der Adventszeit von Tür zu Tür auflebt (hoffentlich) und für eine heimelige, besinnliche Stimmung sorgt. Aber lesen Sie dann selbst.
* Philippe Hofmann ist promovierter Namenforscher und Präsident des Vereins Aargauer Namenbuch. Er war viele Jahre in der Baselbieter Flurnamenforschung.
Der Verein Aargauer Namenbuch widmet sich der Erforschung von Aargauer Flurnamen. Die mehrheitlich mündlich verwendeten und noch nicht nachhaltig gesicherten Ausdrücke sollen dereinst im «Aargauer Namenbuch» schriftlich festgehalten werden. Exklusiv für fricktal.info berichten die Autoren über Fricktaler Ortsnamen und deren Bedeutung.