«Wasser – Quell allen Lebens» so lautet der Titel der Dokumentation, die Peter Bircher aus Wölflinswil verfasst hat. Der Autor hat sich viele Gedanken zum kostbaren Gut Wasser gemacht. Herausgekommen ist ein Werk, das zum Denken anregen soll, wie Peter Bircher unter anderem im Interview mit fricktal.info dazu sagt.
INTERVIEW: SONJA FASLER HÜBNER
Herr Bircher, wie ist es zu dem Buch gekommen und wieso gerade jetzt?
Auslöser war die Natur- und Kulturwoche Wölflinswil-Oberhof, die jetzt zum 9. Mal stattfindet und dem Thema der vier Elemente gewidmet ist. Ich bin zwar nicht mehr im OK, aber begleite das Projekt und versuche, jeweils einen Beitrag zu leisten. Das Thema Wasser interessiert mich besonders. Für Natur und Umwelt ist Wasser zentral, ja existenziell. Der Mensch kann höchstens drei bis vier Tage leben ohne. Weltweit leiden 14 von 20 Megastädten permanent unter Wassermangel, sogar solche im Einzugsgebiet grosser Flusslandschaften wie beispielsweise dem Colorado River in den USA oder dem Mekong in Südostasien. Wir in der Schweiz sind sehr privilegiert. Wir verzeichnen im langjährigen Schnitt 1480 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Das ist mehr als doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt. Im Fricktal sind es 850 Liter, aber auch das ist ein hoher Wert. Wir profitieren vom Alpenraum und vom Jura. Die grosse Niederschlagsmenge hat den Riesennebeneffekt, dass wir viele Wälder haben, die wie ein Schwamm wirken. Sie sind ein wichtiger Speicher. Eine Hektare Buchenwald kann im Boden bis zu zwei Millionen Liter Wasser zurückhalten.
Sie beleuchten das Thema Wasser sehr umfassend. Wo und wie haben Sie die Informationen zum Buch gefunden und zusammengetragen?
Das Interesse war schon lange da, aber der Auslöser war ein Bildungstag zum Thema Wasser der KAB (Kath. Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbewegung) in Lenzburg, den ich organisiert hatte. Ein Satz des Referenten Markus Biner, Ing.Agr.dipl.Natw.ETH, bei Schweiz. Verein des Gas- und Wasserfachs (SVGW), Zürich, ist mir besonders in Erinnerung geblieben: «Eine längerfristige, nachhaltige Nutzung kann sich nur auf die eine erneuerbare Süsswasser-Ressource stützen, den Regen.» Meine Recherchen lagen vor allem im lokalen Bereich, beispielsweise bei Gesprächen mit Brunnenmeistern, Wasserkommissionsmitgliedern, Gemeinderäten, der Feuerwehr usw. Ich stellte dabei fest, dass wir gut organisiert sind. Die Wasserversorgung in Wölflinswil ist gut 110 Jahre alt, ähnlich wie in vielen Gemeinden der Region. Interessante Informationen erhielt ich auch bei der Fachstelle in Zürich, die Brunnenmeister ausbildet. Seit rund acht Jahren machte und sammelte ich Fotos zum Thema Wasser. Bei meinen Recherchen stiess ich auch auf einen umfassenden Planungsbericht eines Ingenieurbüros über den Wasserhaushalt im oberen Fricktal, der von den Gemeindeammännern in Auftrag gegeben worden war. Der Bericht, der bis heute nicht veröffentlicht ist, lieferte mir zusätzliche Informationen und kommt zum Schluss: «Die Versorgung im oberen Fricktal kann mit kostbarem Wasser sichergestellt werden.» Bewusst lasse ich auch drei Bauern zu Wort kommen. Ich konfrontierte sie unter anderem mit der weitverbreiteten Meinung, dass die Landwirtschaft mit dem vielen «Güllen» das Grundwasser verunreinigt. Doch so einfach ist es nicht. Logische Folgerung wäre ja, weniger oder gar kein Fleisch mehr zu essen und nicht einfach über die Bauern zu schimpfen, die sich immer mehr in die Enge getrieben fühlen. Oder wie ist es bei Früchten oder Gemüse aus dem Ausland. In Portugal werden Himbeeren trotz Wassernot angebaut, mit Meerwasser versorgt und schliesslich per Frachtflug in die Schweiz transportiert. Ein vollkommener Irrsinn. Oder ein Besuch in der Kläranlage in Kaisten: Die Sorgen werden dort immer grösser wegen der Chemie bzw. den Abfällen aus der Humanmedizin. Täglich gibt es neue Tabletten und es müssen ständig neue Reinigungen dafür entwickelt werden.
Wen möchten Sie mit «Wasser – Quell allen Lebens» ansprechen?
Ich habe es den Gemeindekanzleien im oberen Fricktal zugestellt. Es ist eine Dokumentation für alle, die sich für das Thema interessieren. Ich habe sie bewusst nur in der kleinen Auflage von 300 Stück drucken lassen. Keineswegs soll es ein Belehrungswerk sein. Ich bin als Rentner ein kleiner, freier Journalist und Schweizer Bürger, kein Fachmann. Ich stelle kritische Fragen. Wenn man etwas daraus machen will, braucht es Organisation und Konzeption. Wir haben zu wenig Quellenschutz. Das ist im Jura besonders heikel. Die Ergolz ist ein schönes Beispiel. Sie entspringt auf der Schafmatt BL. Die grosse Quelle wurde vor Jahren grossräumig unter Schutz gestellt. Dem Beispiel sollte man folgen.
Hoffen Sie, ein Umdenken zu erreichen?
Ich möchte eine möglichst breite Bevölkerung für ein Thema sensibilisieren, für das wir viel machen können, wenn wir alle Möglichkeiten nutzen.
Es gibt den Spruch «Wasser predigen und Wein trinken». Wo setzen Sie persönlich beim sorgfältigen Umgang mit der Ressource Wasser an?
Ich reise kaum. Mein Bewegungsradius liegt altersbedingt zwischen Rheinfelden und Aarau. Meine Frau ist ohnehin am liebsten daheim. Aber gerade jetzt hat ja wieder eine riesige Reisetätigkeit eingesetzt. Der Zirkus holt uns ein. Es hängt vieles von uns persönlich ab. Wir brauchen die Hälfte unseres Wassers für die Hygiene (Baden, Duschen, WC-Spülung). Gerade während der Pandemie hat man gesehen, wie wichtig das Händewaschen ist. Aber schätzen wir unser Glück? Es ist doch gewaltig, dass wir morgens den Hahn öffnen können und warmes und kaltes Wasser fliesst. Umso paradoxer ist, dass wir die Hälfte des Mineralwassers im Ausland kaufen. Warum? Wir haben doch genug Wasser hier. Momentan ist Strommangel ein grosses Thema. Ich bin überzeugter Umweltschützer und verstehe nicht, dass man keine neue Staumauern mehr bauen will und die bestehenden Wasserkraftwerke verbessert. Wir können dabei auf hundertjährige Erfahrung zurückgreifen. Das halbe Wasser der Alpen fliesst schnell weg Richtung Nordsee. Stauen und Nutzen macht also Sinn. Nebst Solarenergie ist das die beste Art von Energiegewinnung.
Ihr Fazit…
Wasser ist Quell allen Lebens. Es übt eine unglaubliche Faszination aus. Das Bild auf dem Umschlag meines Buchs mit einem Bub am Brunnen könnte es nicht besser ausdrücken. Wasser ist unser wertvollster Goldschatz, der teils unentgeltlich aus dem Berg fliesst. Das traurigste Bild ist für mich zu sehen, wenn in anderen Ländern Kinder tagelang Wasser schleppen müssen.
Die Dokumentation kann zum Sonderpreis von 10 Franken in der Buchhandlung Letra in Frick bezogen werden: