«Die Südspange ist das einzige Infrastrukturprojekt, das es unbedingt für die Basiserschliessung des Sisslerfelds braucht», erklärte Katrin Schönenberger, Sektionsleiterin für den Bereich Verkehrsplanung beim Kanton Aargau, bei einem Medieninformationslass am Mittwoch in Stein. Eine Machbarkeitsstudie für das Gesamtprojekt, das sich in fünf Abschnitte unterteilt, sei in Auftrag gegeben worden, eine Fertigstellung dieser Lebensader sei für die Jahre 2028/29 angestrebt, so Schönenberger.
JÖRN KERCKHOFF
Seit Jahrzehnten wird über die Überbauung des Sisslerfelds nachgedacht, es wird weitere Jahrzehnte brauchen, bis die Ansiedlung neuer Firmen mit einem Potenzial von 5000 bis 10.000 Arbeitsplätzen abgeschlossen sein wird. Die Testplanung – die einen rein informellen Charakter habe – trage den Titel «2040+», berichtete Daniel Kolb, Gesamtverantwortlicher für die Entwicklung des Sisslerfelds. Auch, wenn man bei einem solchen Projekt einen Zeithorizont von einer Generation anlegen müsse, nähmen die Planungen doch langsam Struktur an, so Kolb. Rainer Schaub, Gemeindeammann von Sisseln – neben Stein, Eiken und Münchwilen – eine der vier Gemeinden, auf denen das Sisslerfeld liegt – ergänzte: «Ich begleite die Entwicklung seit 17 Jahren, jetzt bekommen die Planungen langsam Hand und Fuss und es macht endlich richtig Spass, diese Planungen voranzutreiben.»
40 Eigentümern gehören 120 Parzellen
Vorangekommen sind die Pläne auch, weil der Kanton Aargau inzwischen sechs der 80 Hektar Grünfläche erworben hat und damit überhaupt für eine gewisse Planbarkeit sorgt. Die 120 Parzellen, in die sich die 80 Hektar unterteilen, gehören 40 Grundstückseigentümern und nicht alle seien begeistert von den Plänen einer Überbauung, räumte Kolb am Mittwochnachmittag ein. Wichtig sei der Dialog mit den Parzellenbesitzern und die Vermittlung dessen, was auf dem riesigen Areal entstehen soll.
Theater zwischen Industriebauten
Und das sei eben deutlich mehr, als nur ein Industriegebiet, wie Tim Van Puyenbroeck vom Planungsbüro Kontextplan erläuterte. Gleichzeitig solle quasi eine Wohlfühloase inmitten der Industrielandschaft entstehen, in der Gastronomie, Theatervorstellungen, Konzerte und vieles andere Platz finden soll. «Der Raum bietet sich geradezu für solche Dinge an, weil es abseits von Wohnquartieren liegt und Lärm deswegen keine Rolle spielt», so Puyenbroeck. Damit diese Ideen keine Träume bleiben, haben die Planer zwei Wettbewerbe ins Leben gerufen, um die Bevölkerung in die Planung des Sisslerfelds einzubinden. Unter dem Titel «Unser Sisslerfeld» kann sich jeder an einem Foto-Wettbewerb und/oder an einem Projekt-Wettbewerb beteiligen. Informationen dazu sind unter www.sisslerfeld.ch/unser/ abrufbar.
Südspange möglichst noch in diesem Jahrzehnt
Bis eine solche Industrie-Idylle entstanden sein wird, wird noch viel Wasser den Rhein herunterfliessen. Und vorher muss eben die so genannte Südspange erstellt sein, wie Katrin Schönenberger deutlich machte. «Bis zu den Gleisen», «DSM-Areal», «öV/Velo-Abschnitt», «Gewerbe Münchwilen» und «Anschluss Stein» lauten die Arbeitsnamen der fünf Bauabschnitte, in die der Bau der Lebensader unterteilt sein wird. Die Planung der Baukosten sei angesichts ständig steigender Kosten im Bausektor nicht einfach, gab die Verkehrsplanerin zu. «Daher rechnen wir mit Plusminus 30 Prozent der Kostenschätzung», erläuterte sie der anwesenden Presse. Wichtig für die weitere Planung und auch für ein nicht Überborden der geschätzten Kosten sei einfach, dass dieses Projekt so schnell wie möglich in Angriff genommen werden könne. Katrin Schönenberger sowie alle anderen Planer gehen davon aus, dass dies noch vor dem Ende dieses Jahrzehnts möglich sein sollte.
Verkehrsplanung eine grosse Herausforderung
Für die Regulierung der zu erwartenden Verkehrsströme sind jedoch weitere Verkehrswege erforderlich. Möglich sei etwa ein Fussgänger- und Velosteg zwischen der Holzbrücke und dem Rheinkraftwerk, um eine direkte Verbindung vom Bahnhof Bad Säckingen und dem Sisslerfeld zu schaffen. Auch ein grenzüberschreitender öV sei eine Möglichkeit, künftige Mitarbeiter der Unternehmen aus Deutschland an ihre Arbeitsplätze und zurück zu bringen und den Autoverkehr zu begrenzen. Allerdings sei es alles andere als einfach, einen grenzüberschreitenden öV einzurichten, so Katrin Schönenberger. Eine Brücke zwischen Sisseln und Murg – ein Projekt, das kaum vor dem Jahr 2040 verwirklicht werden könnte – stösst bei Sisselns Gemeindeammann auf Widerstand. «Ich wehre mich dagegen, da gibt es auch andere Möglichkeiten», so Rainer Schaub. Welche Rheinquerung er präferieren würde, liess Schaub offen, allerdings bliebe dann wohl nur ein Tunnel. Denn eine Fähre über den Rhein dürfte doch eher eine Vision von Romantikern als von Pragmatikern sein.
Über die Entwicklung des Sisslerfelds und die Ideen, die mit dieser Entwicklung verwirklicht werden sollen, informieren die Planer auch beim Bürgerforum am Mittwoch, 15. Juni, ab 18 Uhr im Saalbau Stein. Eingeladen ist jeder, allerdings ist eine Anmeldung bis zum 12. Juni erforderlich und unter www.sisslerfeld.ch möglich.