Ein Produkt der  
Die grösste Wochenzeitung im Fricktal
fricktal info
Verlag: 
Mobus AG, 4332 Stein
  Inserate: 
Texte:
inserat@fricktal.info
redaktion@fricktal.info
Fricktalwetter
Überwiegend bewölkt
14.3 °C Luftfeuchtigkeit: 35%

Mittwoch
3.9 °C | 16.4 °C

Donnerstag
4 °C | 17.6 °C

Der Rheinfelder Vizeammann Walter Jucker und der Leiter der Regionalpolizei Hansueli Loosli mit den neuen Mitarbeitenden David Lüscher, Ramona Leitner (Zivilangestellte), Pascale Rymann, Blas-Miguel Martinez und Christian Sägesser. Foto: Jörg Wägli
Featured

Regionalpolizei Unteres Fricktal: Personelle Krise überwunden – Präsentation Geschäftsbericht 2024

Positive Nachrichten von der Regionalpolizei Unteres Fricktal: Ab Mai ist das Korps praktisch wieder vollständig. Im Sollbestand der Einsatzkräfte fehlen dann lediglich noch 1,4 Stellen. Zudem gelang im letzten Jahr in finanzieller Hinsicht eine «Punktlandung». Und seit Anfang Jahr verfügen die Einsatzkräfte über «Destabilisierungsgeräte», besser bekannt als Taser.

JÖRG WÄGLI

«Nachdem wir im vergangenen immer wieder Gesichter verabschieden mussten, ist die Freude nun sehr gross, neue Gesichter begrüssen zu dürfen», erklärte der Vizeammann der Stadt Rheinfelden, Walter Jucker. Zusammen mit dem Leiter der Regionalpolizei Unteres Fricktal, Hansueli Loosli, hatte er – nachdem die Woche zuvor die Gemeindeammänner informiert worden waren – zur Jahresmedienkonferenz eingeladen. Und für einmal bildeten nicht die Zahlen des Vorjahres, sondern die Mitarbeitenden, insbesondere die neuen Mitarbeitenden, Punkt 1 der Informationen.

Die beiden neuen Postenchefs von Möhlin und Rheinfelden: Christoph Kull (links) und Christian Sägesser. Foto: Jörg WägliTotal sieben neue Mitarbeitende
Gleich vier neue Mitarbeitende im Aussendienst hatten in den ersten Monaten dieses Jahres im Korps begrüsst werden dürfen, unter ihnen auch ein «Eigengewächs» bzw. eine Polizistin, die nach Abschluss der Ausbildung vom Aspirantenstatus ins Team gewechselt hat. Auf den 1. Mai werden nochmals zwei neue Mitarbeitende folgen. Und bereits letzten Herbst hatte im Zuge der Sofortmassnahmen eine neue Zivilangestellte begrüsst werden können. Zudem haben die Posten Rheinfelden und Möhlin mit Christian Sägesser (seit 1. April im Dienst) und Christoph Kull (seit längerem in Möhlin als Polizist tätig) neue Postenchefs erhalten. Zur Erfüllung des Sollbestandes im Aussendienst (13 Polizeikräfte) sind ab Mai nur noch 1,4 Stellen unbesetzt. Da die Polizei Unteres Fricktal künftig auch proaktiv Polizeikräfte ausbilden will, hat dieses Jahr zudem ein neuer Aspirant die Ausbildung in Angriff genommen, und im Herbst soll eine weitere Aspirantin, ein weiterer Aspirant folgen (Interessierte können sich aktuell noch bewerben).
«Es sind alles aufgestellte Leute, die etwas bewegen möchten», betonte Walter Jucker zu den Neueintritten und weiter: «Dies macht Freude – nach der Krise besonders!» Rückblickend sah Jucker die personelle Krise, welche nur dank der Bereitschaft der Polizei Oberes Fricktal, überbrückt werden konnte, unter anderem in der Diskussion um die Abschaffung der dualen Polizeiorganisation. In diesem Zusammenhang hätten viele Teammitglieder ihren Marktwert und alternative Arbeitgeber geprüft. Und in diesem spannungsgeladenen Umfeld seien kleinere Unstimmigkeiten plötzlich anders gewichtet worden, was zur Kündigungswelle geführt habe. Und die Neubesetzung der offenen Stellen gestaltete sich äusserst schwierig. Die fehlenden Ressourcen hätten eine Verzichtsplanung, den verstärkten Einsatz eines Sicherheitsdienstes sowie eine Stellenerhöhung bei den Zivilangestellten notwendig gemacht. Und nur dank der Unterstützung der Polizei Oberes Fricktal konnte der gesetzliche Auftrag noch erfüllt werden. Erst nachdem die Abschaffung des dualen Systems bzw. der Regionalpolizeien vom Tisch war und nachdem eine Anpassung der Löhne bei der Regionalpolizei Unteres Fricktal vom schweizerischen an den höheren nordwestschweizerischen Durchschnitt (zirka + 700 Franken) erfolgt war, zeichnete sich gegen Ende Jahr dann eine Entspannung bei der personellen Situation ab.

Seit diesem Jahr verügt die Regionalpolizei Unteres Fricktal über vier Destabilisierungsgeräte. Die Ausbildung läuft seit Anfang Jahr. Diese Taser können mithelfen, gefährliche Situationen zu entschärfen und potentzielle Angreifer ausser Gefecht zu setzen. Foto: Jörg WägliUnveränderte Präsenz im 2024
Wie ein Blick in die Zahlen des Geschäftsberichts 2024 zeigt, hat die eigentliche Polizeiarbeit unter der personellen Krise nicht gelitten. So lag die Polizeipräsenz – ein wichtiges Element zur Prävention von Straftaten – mit 10 554 Stunden sogar leicht höher als in den Vorjahren (2023: 10 409 / 2022: 10 404). Dies war dank der Uunterstützung der Polizei Oberes Fricktal möglich, welche 1500 Stunden beitrug. «Diese Unterstützung war extrem wichtig für uns», betonte Walter Jucker, «und wir haben viel aus der Zusammenarbeit gelernt.» Auch wenn man nun ab Mai wieder selbstständig sei, werde die Zusammenarbeit mit der Polizei Oberes Fricktal vertiefter bleiben als vor der Krise.
Hansueli Loosli, nannte weitere bemerkenswerte Zahlen aus dem Geschäftsbericht 2024. So zeigt sich etwa, dass rund ein Drittel der Polizeiaufgebote (total 1571) auf Rheinfelden und zwei Drittel auf das übrige Gebiet entfallen.
Der Verkehrsunterricht zählte, wie schon im Vorjahr, 387 Lektionen an Schulen und Kindergärten. Für die Jugendpolizei wurden 2024 total 135 Stunden (2023: 128; 2022: 98; 2021: 44; 2020: 79) aufgewendet. Der polizeiliche Unterricht in den Oberstufen wurde stark nachgefragt. Die Möglichkeiten und Gefahren der elektronischen Medien erfordern eine Sensibilisierung der Jugendlichen.
Und die Alkohol- und Tabaktestkäufe haben mit einer Übertretungsquote von rund 21 Prozent «Vor-Corona-Niveau» erreicht. Während Corona war die Quote bis auf 40 Prozent gestiegen (Stichwort Masken).

Fahrraddiebstähle
Ein spezielles Augenmerk richtete Loosli auf die Fahrraddiebstähle. Diese lagen nach dem Rekordjahr 2022 mit 366 eingegangenen Anzeigen nun wieder bei 237 (2023: 219; 2021: 241). Allerdings, so Loosli, hätten gleichzeitig von 95 aufgefundenen und eingesammelten Fahrrädern lediglich 4 einem Besitzer zugeordnet werden. Diese sehr geringe Zuordnungsquote dürfte auch damit zusammenhängen, dass verschiedene Velobesitzende nicht ganz unglücklich sind, wenn ihr Fahrrad gestohlen wird. Schliesslich würden von den Versicherungen auch alte Fahrräder zum Neuwert vergütet... Und die verwendeten Fahrradschlösser seien häufig von minderer Qualität. Auffällig auch, dass Rheinfelden aufgrund seiner geografischen Lage überdurchschnittlich von Fahrraddieben heimgesucht wird.

Aufträge anderer Amtsstellen
Zugenommen haben letztes Jahr die Aufträge anderer Amtsstellen. Total waren es 1384 Aufträge, was einer Zunahme um über 10 Prozent gegenüber 2023 entspricht. Eine erhebliche Zunahme konnte bei den Aufträgen des Strassenverkehrsamtes festgestellt werden – plus 43,2 Prozent oder in konkreten Zahlen von 190 (2023) auf 272 (2024). Diese Aufträge werden – ebenso wie jene der Betreibungsämter – der Regionalpolizei entschädigt.

Seit diesem Jahr bei der Regionalpolizei Unteres Fricktal (von links): Christian Sägesser, Blas-Miguel Martinez, Pascale Rymann und David Lüscher. Foto: Jörg WägliHäusliche Gewalt und fürsorgerische Unterbringung
Die Gesamtzahl der Strafanzeigen und Berichte lag mit 914 um 522 tiefer als im Vorjahr. Allerdings tauchen Strafanzeigen, welche durch die Polizei Oberes Fricktal erfolgten, auch in deren Statistik auf. Die Zahlen zum Vorjahr sind also nur bedingt vergleichbar. Insgesamt durfte Walter Jucker jedoch feststellen, dass bei den Bereichen Häusliche Gewalt und Fürsorgerische Unterbringung nach einem Anstieg im 2023 nun ein Rückgang bzw. eine Plafonierung auf hohem Niveau erfolgte.
Die Zahlen bei den Übertretungen nach Polizeireglement bzw. den Ordnungsbussen widerspiegelt den Allgemeineindruck, welche Walter Jucker bereits einleitend festgestellt hatte: Das Jahr 2024 war, was die lokale Sicherheit anbelangt, ein eher ruhiges Jahr. So war auch bei den Ordnungsbussen ein Rückgang von 223 auf 196 zu vermerken. Auffällig hierbei der deutliche Anstieg bei den Bussen aufgrund von Abfallbeseitigung ohne Gebührenvignette. Diese verdoppelten sich von 22 auf 42 nahezu. Ebenso der Anstieg bei Haushaltkehrichtentsorgungen in öffentlichen Abfallkörben (von 4 auf 19). Diese Zahlen widerspiegelten insbesondere die Kontrolltätigkeit durch Werkhöfe und den Gemeindeverband Abfallbewirtschaftung Unteres Fricktal GAF. Klar rückläufig waren die Bereiche «Verursachen eines Polizeieinsatzes», «Unfug» und «Missachtung Benützungsvorschrift für eine öffentliche Anlage». «Es war sehr ruhig auf öffentlichen Grund», so das Fazit des Leiters der Regionalpolizei.
Bei den Verkehrsbussen wurden insgesamt 7933 erfasst. Dies ist eine Reduktion um 604 Stück gegenüber dem Vorjahr. Davon wurden 3718 Parkbussen und somit deutlich mehr als in den Vorjahren durch den vermehrt im Einsatz stehenden Sicherheitsdienst ausgestellt. Dies zeigt aber auch, dass trotz der Personalprobleme bei der Regionalpolizei dank geeigneter Massnahmen der Kontrolldruck aufrechterhalten werden konnte, bzw. diese nicht ausgenutzt wurde.
Bei den Geschwindigkeitskontrollen sank die Zahl der Messungen und der Messstunden gegenüber dem Vorjahr (Messungen von 205 auf 166; Stunden von 15 917 auf 15 359). Die Anzahl der Übertretungen blieb jedoch mit 15 134 auf Vorjahresniveau.

Rechnung 2024: Punktlandung
Der Rechnungsabschluss 2024 habe, so Walter Jucker als Verantwortlicher für die Finanzen, eine positive Überraschung präsentiert. Trotz Personalkrise habe alles gut funktioniert und das Budget habe unerwartet präzis eingehalten werden können. In Zahlen: Einem Aufwand von rund 2,97 Mio. Franken (Budget 2,945 Mio.) steht ein Ertrag von rund 1,34 Mio. Franken (Budget 1,29 Mio.) gegenüber. Dies ergibt ein zu verteilender Nettoaufwand von rund 1,627 Mio. Franken (Budget 1,652 Mio.; Rechnung 2023 1,489 Mio.). «Die Gemeinden müssen also für 2024 rund 25 000 Franken weniger an Steuergeldern für die Regionalpolizei aufwenden», freute sich Walter Jucker: «Eine finanzielle Punktlandung!»
Abschliessend durften Walter Jucker und Hansueli Loosli feststellen, dass die aktuell deutliche Zunahme an Einbrüchen noch nicht das 2024 betrafen. Im Gegenteil: Im 2024 war die Zahl der Einbrüche noch rückläufig. Eine klare Steigerung erfolgte jedoch nun in den ersten Monaten dieses Jahres.

Bilder
Erstes Bild (von rechts): Der Rheinfelder Vizeammann Walter Jucker und der Leiter der Regionalpolizei Hansueli Loosli mit den neuen Mitarbeitenden David Lüscher, Ramona Leitner (Zivilangestellte), Pascale Rymann, Blas-Miguel Martinez und Christian Sägesser. Foto: Jörg Wägli
Zweites Bild: Die beiden neuen Postenchefs von Möhlin und Rheinfelden: Christoph Kull (links) und Christian Sägesser. Foto: Jörg Wägli
Drittes Bild: Taser: Seit diesem Jahr verügt die Regionalpolizei Unteres Fricktal über vier Destabilisierungsgeräte. Die Ausbildung läuft seit Anfang Jahr. Diese Taser können mithelfen, gefährliche Situationen zu entschärfen und potentzielle Angreifer ausser Gefecht zu setzen. Foto: Jörg Wägli
Viertes Bild: Seit diesem Jahr bei der Regionalpolizei Unteres Fricktal (von links): Christian Sägesser, Blas-Miguel Martinez, Pascale Rymann und David Lüscher. Foto: Jörg Wägli