(fi) Der Vorstand Fricktal Regio Planungsverband berichtet regelmässig über die aktuellen Aktivitäten zur Umsetzung der Inhalte aus seiner Vision und dem Leitbild für das Fricktal. Das heutige Thema, verfasst von Röbi Schmid, Gemeindeammann von Bözen (ab 1.1.2022 der neuen Gemeinde Böztal) und Vorstandsmitglied von Fricktal Regio, ist dem Aktivitätsfeld «Wohnen und Zusammenleben» zuzuordnen und befasst sich mit dem Thema Wohnen im Fricktal.
Das Fricktal ist unbestritten eine hervorragende Wohnregion. Zwischen den Städten Zürich und Basel gelegen, sehr gut erschlossen mit Strassen und öffentlichem Verkehr. Mitten in einer grünen Landschaft liegt die Naherholung direkt vor der Haustüre. Was will man mehr, einer positiven Entwicklung scheint nichts im Wege zu stehen.
Wenn man aber etwas tiefer geht in der Raumplanung, stellen sich dann doch einige Herausforderungen, die es zu lösen gibt. Das Raumplanungsgesetz von 2014 bildet dazu die Grundlage für aktuelle Planungen. Grosse Gemeinden an den Entwicklungsachsen werden gestärkt, die ländlichen Gemeinden sollen nur noch moderat wachsen.
Was heisst das nun in der Praxis?
Kleine Gemeinden müssen Bauland auszonen, welches den Planungsbedarf von 15 Jahren übersteigt. Notabene Bauland, das ihnen bei vorangegangenen Bau- und Nutzungsplanungsrevisionen von Regierung und dem Grossen Rat des Kantons zugestanden wurde. Dass dies gewisse Zukunftsängste auslöst bei Gemeinden, die sowieso schon auf den Finanzausgleich angewiesen sind, ist nur verständlich. Andererseits kann man bei den grossen Gemeinden einen umgekehrten Trend feststellen. Einzonungen, Aufzonungen oder Erschliessungen werden vom Souverän verweigert. Aus Gemeindeversammlungen gibt es klare Signale: Man will nicht mehr so schnell wachsen wie bisher.
Diskrepanz wird verstärkt
Die Diskrepanz zwischen den Kleinen und den Grossen wird verstärkt. Das bisher klare Bekenntnis füreinander wird zumindest teilweise untergraben. Dabei ist doch eigentlich klar, dass alle einander brauchen. In den Zentren sind die meisten Arbeitsplätze. Die Regionalzentren haben die Kapazität für ein gutes Bildungsangebot sowie Dienstleistungen für Gesundheit, Einkauf und Freizeit. Die
Landgemeinden wiederum sind verantwortlich für unsere intakte Landschaft, d.h. für ein Miteinander von Ökonomie und Ökologie. Landwirtschaft und Naturschutz geben sich die Hand. Ein gut unterhaltenes Wegnetz bildet die Grundlage für eine vielseitige Freizeitnutzung in und mit der Natur. Die Landschaft ist das Hauptmerkmal unserer Region.
Dazu kommt auch noch das Arbeitsplatzentwicklungsgebiet Sisslerfeld – die grösste zusammenhängende, noch nicht bebaute Arbeitszone der gesamten Nordwestschweiz. Man geht aktuell von einem Potenzial von 5000 bis 10 000 Arbeitsplätzen aus. Will man den Verkehr einigermassen im Griff haben, müssen diese Menschen auch in der Region wohnen. Die Frage ist nicht mehr: Wird das Fricktal die 100 000-Einwohner-Marke erreichen? Nein, die Frage ist nur noch: Wann?
Neue Denkansätze nötig
Ich glaube, unter den genannten Umständen sind ein paar neue Denkansätze dringend nötig. Die Frage sei erlaubt: Sind Auszonungen der richtige Weg für das Fricktal? Man wird mir entgegnen, dass das ausgezonte Bauland der Region mit dem regionalen Bauzonentopf erhalten bleibe. Ja, das ist auch ein Projekt, an dem wir arbeiten. Trotzdem stelle ich mir die Frage, ob es nicht besser wäre, Anreize zu schaffen anstelle des Auszonungsbefehls? Oder um es in ein Bild zu fassen: Wenn der kantonale Planungshorizont von 15 Jahren die Nasenspitze ist, sollte es erlaubt sein, auch etwas über die Nasenspitze hinaus zu denken.