(bva) Der Bauernverband Aargau (BVA) erachtet die von den Umweltverbänden im Kanton Aargau lancierte Gewässerinitiative als unnötig. «Das Anliegen einer Biodiversitätssteigerung kann nur gemeinsam gelöst werden, zusammen mit der Landwirtschaft. Sie ist Teil der Lösung und schon heute Hauptakteurin bei der Förderung der Biodiversität», schreibt der Bauernverband in einer Mitteilung an die Medien.
Die Umweltverbände wollen Kanton und Gemeinden beauftragen, die Biodiversität zu stärken. Dies vor allem mit der Schaffung von Feuchtgebietsflächen. Was die Umweltverbände fordern, setzen die Bauernfamilien bereits seit Jahren um. So wurden von den Aargauer Bäuerinnen und Bauern in den letzten zehn Jahren jedes Jahr über 400 Hektaren qualitativ hochstehende, gut vernetzte Biodiversitätsförderflächen geschaffen. Die Fläche wurde damit auf über 8500 Hektaren verdoppelt.
19 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist für die Natur reserviert
Alle Biodiversitätsförderflächen zusammen entsprechen mittlerweile über 11'000 Hektaren oder 19 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Entsprechend stieg auch der Kesslerindex, der die Biodiversität misst, im Landwirtschaftsgebiet an. Hingegen stagniert er im Siedlungsgebiet auf tiefem Niveau. Dort liegt am meisten Potential brach. Mehr Biodiversität dort würde den Siedlungsraum aufwerten, während eine Ausdehnung der Ökoflächen im Landwirtschaftsgebiet auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion geht.
Landwirtschaft bewegt sich weiter
Das heisst aber nicht, dass die Landwirtschaft stehen bleibt. Der Bund will die Betriebe unabhängig von der Gewässerinitiative verpflichten, auf 3,5 % der Ackerfläche zusätzliche Biodiversitätsförderflächen anzulegen. Hinzu kommen unzählige, bereits bestehende Bestimmungen wie etwa die Ausscheidung der Gewässerräume, die Offenlegungspflicht bei eingedolten Bächen, die Revitalisierungsplanung der Gewässer oder diverse Natur- und Landschaftsschutzprojekte. All diese Massnahmen fördern die Biodiversität und schränken die Nahrungsmittelproduktion ein.
Steigende Nahrungsmittelnachfrage
Durch die Einschränkung der nachhaltig produzierenden Landwirtschaft in der Schweiz werden die Importe von weniger nachhaltigen Nahrungsmitteln aus dem Ausland gefördert. Dort besteht sogar die Gefahr, dass bestehende Moore trocken gelegt oder Regenwald abgeholzt wird. Laut UNO müsste die weltweite Lebensmittelproduktion bis 2050 verdoppelt werden, damit der Hunger nachhaltig bekämpft und die wachsende Bevölkerung ernährt werden kann. Das braucht entsprechende Flächen.
Der BVA erachtet die vielen bestehenden Bestimmungen als genügend, um die Biodiverstität weiter zu steigern. Sollte diese Steigerung auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion gehen, ist dies für die gesamte Nachhaltigkeit kontraproduktiv. Die Initiative zielt auf die Ausscheidung von Flächen via Richtplan von oben herab, während der BVA auf den bewährten Ansatz der Freiwilligkeit setzt. Der BVA ist vor allem erstaunt, dass dieser «Enteignungsansatz» von gewissen «Liberalen» unterstützt wird.