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Der Biber im Aargau – eine Erfolgsgeschichte

(pn) Wie geht es dem Biber im Kanton Aargau? Die aktuelle Biberbestandeserhebung zeigt für den Aargau eine erfreuliche Entwicklung.

Der Schutz hat gewirkt: Die Rückkehr des Bibers in seinen angestammten Lebensraum ist eine der Erfolgsgeschichten des Naturschutzes und angesichts der aktuellen Biodiversitätskrise und dem Aussterben von Tierarten – auch im Aargau – ein echter Lichtblick. Der Biber ist für die Artenvielfalt der stark bedrohten Feuchtgebiete von grosser Bedeutung. Er ist zudem auch ein effektiver Klimahelfer.
Der Biber schafft nicht nur neue Lebensräume für viele andere Tier- und Pflanzenarten. Seine Dämme halten auch Wasser zurück, was angesichts des fortschreitenden Klimawandels und der zunehmenden Dürreperioden immer wichtiger wird.
Der Wasserrückhalt durch einen Biberdamm bewirkt mehr Versickerung und Verdunstung vor Ort, was zu höherer Luftfeuchtigkeit und dadurch zu weniger Trocken- und Hitzestress für Menschen, Tiere und Pflanzen führt. Die Fliessgeschwindigkeit eines Gewässers wird durch die Biberdämme zudem um bis das Fünffache reduziert und durch den Rückstau wird der Grundwasserspiegel lokal angehoben. Dies erhöht die Menge an gespeichertem Wasser beträchtlich.
Matthias Betsche, Geschäftsführer Pro Natura Aargau: «Der Biber ist ein effektiver Klimahelfer. Wo Biber Wasser stauen, wird es zurückgehalten und das Grundwasser reichert sich an. Die Lebensweise des Bibers hat somit positive Auswirkungen auf unseren Wasserhaushalt, was angesichts der Klimaerwärmung und der zunehmenden Dürreperioden immer wichtiger wird. Mit dem Klimawandel ist Wasser einer der wichtigsten Rohstoffe der Zukunft. Der Biber erinnert uns daran, wie wertvoll Wasser-Lebensräume für unsere Zukunft sind.»
Der Kanton Aargau hat fast 3000 km Fliessgewässer. Rund die Hälfte der Gewässer sind in einem schlechten Zustand, ein Drittel der Gewässer fliesst in Röhren unter dem Boden. 90 Prozent der Wasserreservoirs «Feuchtgebiete» sind verloren gegangen. Begradigte, verbaute und verloren gegangene Feuchtgebiete und Gewässer können die Funktionen nicht erbringen, welche natürliche Gewässer kostenlos zur Verfügung stellen. Natürliche Gewässer erhöhen die Widerstandskraft der Landschaften beispielsweise bei Extremereignissen wie Hochwasser, wie sie gerade in Zeiten des Klimawandels gehäuft auftreten.
«Gewässer sind die bedrohten Lebensadern in unserer Landschaft. Durch den Verbau von Sohle und Ufer ist die Vielfalt von Tieren und Pflanzen im und am Gewässer massiv zurückgegangen. Die natürliche Wassereinspeisung ins Grundwasser hat ebenfalls abgenommen. Kanalisierte Gewässer verschärfen das Hochwasserrisiko. Wir tun gut daran, in unsere Gewässer zu investieren. Die Wiederherstellung von Wasser-Lebensräumen kommt sowohl dem Biber wie auch uns Menschen zugute», betont Matthias Betsche, Geschäftsführer Pro Natura Aargau.
Pro Natura Aargau setzt sich mit ihrer «Aktion Biber & Co.» für unsere Gewässer ein und knüpft wie der Biber am Gewässermosaik. Marianne Rutishauser, Projektleiterin von Pro Natura Aargau erklärt: «Wir setzen uns mit der Aktion Biber & Co dafür ein, dass Auen und Fliessgewässer renaturiert, Feuchtgebiete und Quell-Lebensräume aufgewertet, wie auch neue Tümpel, Teiche oder Feuchtwiesen angelegt werden».
Im Hinblick auf die Entwicklung des Bibers im Aargau fasst Marianne Rutishauser, Projektleiterin, zusammen: «Auch in Zukunft wird der Kanton Aargau als ‹Wasserschloss› im Rhein-Einzugsgebiet eine zentrale Rolle als ‹Reservoir› für die Schweizer Biberpopulation spielen, denn der Biberbestand entlang der Aare verbindet die Nordostschweizer und die Westschweizer Population. Wir gehen davon aus, dass der Biberbestand im Kanton Aargau wei-ter zunehmen wird, da viele unbesetzte gute Lebensräume entlang kleinerer Fliessgewässer vorhanden sind, vor allem im Norden und im Süden des Kantons».
Konflikte mit dem Biber entstehen grossmehrheitlich direkt im Gewässerraum. Die raumplanerische Ausscheidung der Gewässerräume durch die Kantone dient also auch der Vermeidung von Konflikten mit dem Biber. Noch ist es nicht so weit, aber Ziel des Schutzes ist, dass der Biber so häufig wird, dass er aus dem Schutz entlassen werden kann. Die Anstrengungen, die Gewässer zu revitalisieren und möglichst naturnah zu gestalten, bringt dieses Ziel näher.
Bund und Kantone entschädigen durch Biber angerichtete Schäden an Wald, Feldkulturen schon seit längerem und künftig werden auch Schäden an verschiedenen Infrastrukturen (z.B. Dämmen, Erschliessungswegen) entgolten. In den meisten Konfliktfällen kann das Problem durch eine Absenkung des Biberstaus behoben werden. In Einzelfällen ist auch die Entfernung von Dämmen möglich.