(pd) Seit zehn Jahren gehören die Pfahlbauten zum UNESCO-Welterbe. Anlässlich dieses Jubiläums veröffentlicht die Kantonsarchäologie eine Podcastserie über die Fundstelle Seengen-Riesi.
Es ist Ostermontag im Jahr 1923. Das Wasser des Hallwilersees steht so tief wie schon lange nicht mehr. Dies nimmt Posthalter Arnold Hauri aus Seengen zum Anlass, Bohrungen auf der Halbinsel Riesi am Nordende des Sees vorzunehmen. Was danach geschieht, ist im Tagebuch eines Forschers akribisch festgehalten – es ist die Entdeckungsgeschichte eines Jahrhundertfunds.
Forscher, Lehrer und Kantonsarchäologe
Die Podcastserie folgt den Momenten und Geschehnissen auf der wegweisenden Ausgrabung in den 1920er-Jahren. Es ist eine Spurensuche in den Tagebüchern des Forschers Reinhold Bosch, dem Mann, der nicht nur zahlreiche Ausgrabungen im Kanton Aargau durchführte, sondern 20 Jahre später, nämlich 1943, auch der erste Kantonsarchäologe werden sollte. Reinhold Bosch wurde 1887 in Zürich geboren und studierte deutsche Literatur und Geschichte. Anschliessend war er Bezirksschullehrer in Seengen. An Archäologie und im Besonderen an der Geschichte des Seetals war er immer schon interessiert und war deshalb an der Gründung der Historischen Vereinigung Seengen beteiligt.
In den 1920er-Jahren leitete er verschiedene Ausgrabungen, er übernahm 1923 auch die Leitung der Grabung auf der Halbinsel Riesi.
Entdeckungsgeschichte eines Jahrhundertfunds
Reinhold Bosch dokumentierte die Ausgrabungsarbeiten von 1923 in zwei Tagebüchern. Darin enthalten sind nicht nur handschriftliche Notizen, sondern auch Skizzen, Briefe, Zeitungsausschnitte und Fotografien. Diese umfangreichen Quellen gelangten mit dem Nachlass von Reinhold Bosch ins Archiv der Kantonsarchäologie Aargau. Die Tagebücher sind Zeitdokumente zur Geschichte der Archäologie im Aargau und in der Schweiz. Denn die Ausgrabungen brachten den ersten bronzezeitlichen Hausgrundriss der Schweiz zum Vorschein. Die Entdeckungsgeschichte wird in der fünfteiligen Podcastserie nachgezeichnet. Reinhold Bosch kommt in Form von Zitaten selbst zu Wort und lässt uns dadurch an seinen Gedanken, an Frust und Freude teilhaben.
Die Podcastserie zeigt auf, wie bereits vor über 100 Jahren die Grundsteine der modernen Archäologie gelegt wurden und fragt, wie aktuell die damaligen Erkenntnisse heute noch sind. Zu Wort kommen im Gespräch fünf Archäologinnen und Archäologen, die Schlaglichter auf verschiedene Bereiche werfen: Forschungsgeschichte, Archäobotanik und Rekonstruktion der prähistorischen Landschaft, Gesellschaft, Mobilität und Handel sowie das Welterbe Pfahlbauten und seine besonderen Herausforderungen. Zu jeder Podcast-Episode finden sich weiterführende Informationen, Bilder und Dokumente auf der Webseite der Kantonsarchäologie. Die beiden Tagebücher von Reinhold Bosch wurden im Rahmen des Freiwilligenprogramms transkribiert und dafmit für die Forschung zugänglich gemacht. In ergänzenden Texten zu jeder Podcast-Episode beleuchten die drei Freiwilligen weitere Aspekte aus den Tagebüchern und reflektieren und kommentieren die Zeitgeschichte der 1920er-Jahre.
Zum Abschluss des Jubiläumsjahrs
Das Jahr stand ganz im Zeichen des Pfahlbaujubiläums. Seit 2011 sind 111 Pfahlbaufundstellen UNESCO-Welterbe. Im Aargau gehören Beinwil-Ägelmoos und Seengen-Riesi, zwei Fundstellen von internationaler Bedeutung, dazu. Im Jubiläumsjahr wurde das neue Pfahlbauhaus errichtet, zwei Informationstafeln vor Ort und zwei digitale Panoramen im Internet realisiert. Der Podcast über die Entdeckung der Fundstelle Seengen-Riesi setzt dem Jubiläumsjahr einen Schlusspunkt. Die erste Episode gibt es überall, wo es Podcasts gibt, oder unter folgendem Link: www.ag.ch/podcast-riesi. Die weiteren Episoden erscheinen im Wochentakt bis Ende Jahr.