(pd) Blütenblätter zählen, Schweinefüsse sezieren, Gene manipulieren: An der Biologie-Olympiade treffen junge Talente auf vielseitige Herausforderungen. Vom 19. bis 24. April nahmen die besten 17 von ursprünglich über 1800 Kandidatinnen und Kandidaten am nationalen Finale in Bern teil. Vier von ihnen haben Gold gewonnen und werden die Schweiz im Juli an der Internationalen Biologie-Olympiade (IBO) in Armenien repräsentieren: Davide Petraglio, Liceo cantonale di Locarno (TI), Mathilde Rolle, Collège du Sud (FR), Dominik Rožman, Kantonsschule Wettingen (AG) und Zora Althaus, Gymnasium Neufeld (BE). Ausserdem wird Seraphim Joliat vom Liechtensteinischen Gymnasium als bester Liechtensteiner an die IBO reisen.
Eine Woche im Laborkittel
Die Teilnehmenden der Biologie-Olympiade müssen neben Wissen vor allem eines mitbringen: Motivation. Während der Finalwoche absolvieren sie pro Tag vier bis sechs mehrstündige Praktika, die in die Bewertung einfliessen. Die Aufgaben decken viele verschiedene Disziplinen ab, von Pflanzenphysiologie über Proteinanalyse bis hin zu Paläontologie. Formeln und Programmiersprachen gehören dabei genauso sehr zum Werkzeug der Jugendlichen wie Mikroskop und Pipette. So gibt es beispielsweise ein Praktikum in Bioinformatik oder eine Aufgabe, bei der die Artenvielfalt von Inseln mathematisch berechnet werden soll. Auch vor sezierten Schweinefüssen und Seesternen oder aufgespiessten Heuschrecken dürfen die Nachwuchsbiologinnen und -biologen nicht zurückschrecken. Trotz der vollgepackten Tage bleibt ab und zu Zeit für eine Pause am Grill oder am Billardtisch.
Das dreisprachige Dream-Team
Am Sonntagnachmittag findet die Abschlusszeremonie statt. Nach einem Rückblick auf die Finalwoche erzählt der Uni-Professor Benjamin Towbin vom Alltag als Wissenschaftler. Die Spannung steigt, bis endlich die Resultate bekanntgegeben werden. «Was für ein Dream-Team!», ruft eine Teilnehmerin, als sie den Mitgliedern der IBO-Delegation gratuliert. Diese sind überrascht von ihrem eigenen Erfolg. «Ich hätte vor der Olympiade nicht gedacht, dass ich so gut bin in Biologie!», erzählt Zora, die von ihrer Lehrerin zur Teilnahme bewegt wurde. «Die Aufgaben waren kompliziert, ich dachte mir: Warum hast du dich nicht besser vorbereitet? Ich hatte wirklich nicht erwartet, dass es klappen würde», meint Mathilde. Sie will später Tierärztin werden. Doch zuerst geht es ab an die IBO. Dominik geht die internationale Herausforderung gelassen an: «Ich weiss nicht viel über Armenien und lasse mich überraschen». «Ich hoffe, dass es eine tolle Woche wird, wie die letzte», sagt Zora. Was hat den Teilnehmenden am nationalen Finale am besten gefallen? «Das beste Erlebnis war das Praktikum mit den E.coli-Bakterien», antwortet der erstplatzierte Davide und hält das Stofftier hoch, das er gerade von den Freiwilligen der Biologie-Olympiade geschenkt bekommen hat: Ein flauschiges E.coli-Bakterium.
Rangliste
1. Gold Davide Petraglio Liceo cantonale di Locarno TI
2. Gold Mathilde Rolle Collège du Sud FR
3. Gold Dominik Rožman Kantonsschule Wettingen AG
4. Gold Zora Althaus Gymnasium Neufeld BE
5. Silber Nathan Böhler Alte Kantonsschule Aarau AG
6. Silber Silvan Mayer Kantonsschule Uetikon am See ZH
7. Silber Finn Mühlbauer Kantonsschule Wettingen AG
8. Silber Carla Reuter Alte Kantonsschule Aarau AG
9. Bronze Anton Weiss Gymnasium St. Antonius AI
10. Bronze Katya Georgieva Kantonsschule Ausserschwyz SZ
11. Bronze Livia Fischer Kantonsschule Sargans SG
12. Bronze Niki Käslin Gymnasium Lerbermatt BE
** Kai Flavio Bertschi Freies Gymnasium Zürich ZH
** Lukas Münzel Gymnasium Bäumlihof BS
** Nika Zivkovic Gymnase de Renens VD
** * Seraphim Joliat Liechtensteinisches Gymnasium LI
** Timon Juillard Gymnasium Thun BE
* Teilnahme an IBO
** Alphabetische Reihenfolge
Die Wissenschafts-Olympiade fördert Jugendliche, weckt wissenschaftliche Begabungen und Kreativität und beweist: Wissenschaft ist spannend. Zehn Olympiaden finden jedes Jahr statt: Workshops, Lager, Prüfungen sowie Wettbewerbe für über 4'000 Talente in Biologie, Chemie, Geographie, Informatik, Linguistik, Mathematik, Philosophie, Physik, Robotik und Wirtschaft. Die Organisatoren sind junge Forschende, Studierende oder Lehrpersonen, die freiwillig viele Stunden und Herzblut in das nationale Programm investieren.