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Offen, vielfältig, wirksam – spannende Debatten am Kantonaltag des Dachverbands offene Kinder- und Jugendarbeit Aargau (AGJA)

(pd) Am Kantonaltag des Dachverbands der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Aargau (AGJA) trafen sich über 100 Fachpersonen aus dem ganzen Kanton im reformierten Kirchengemeindehaus Lenzburg, um sich unter dem Motto «Offen. Vielfältig. Wirksam.» mit aktuellen Fragen und Herausforderungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) auseinanderzusetzen.

Der Tag begann mit einem Inputreferat von Johannes Küng, Dozent und Projektleiter an der Hochschule Luzern. Unter dem Titel «Jugendtreff als transitionaler Raum» beleuchtete er, wie Jugendtreffs als Orte gesellschaftlicher Kohäsion und demokratischer Mitgestaltung verstanden und gestaltet werden können. Im Anschluss diskutierten zwei Expertinnen aus Praxis und Forschung (Josefine Krumm und Linda Abegg) auf dem Podium zum Thema „Die Jugend in der Krise: Alles zu viel – oder nichts mehr wert?“. Die Diskussion wurde von der Kabarettistin Martina Hügi moderiert, die mit ihrer humorvollen Art für einen lebendigen Rahmen sorgte («Damit Jugendliche nicht nur am Rand stehen, sondern auf den Dancefloor ihres Lebens mittanzen können»).

Am Nachmittag konnten die Teilnehmenden aus fünf praxisnahen Workshops wählen, die Themen wie digitale Dynamiken, Inklusion, rechtliche Aspekte, Female Empowerment und Lobbyarbeit behandelten – alles mit Bezug zur OKJA. Die beiden Gründerinnen von «She does future» haben uns näher gebracht, wie sie junge Mädchen und Frauen begleiten und motivieren, selbstbewusst ihre Zukunft zu gestalten. Sie sprechen sich klar für genderspezifische Angebote aus, weil sich in solchen auch oft erst ein Raum öffnet, in dem viele Fähigkeiten und Interessen manifest werden.

Für die Jugendarbeit heisst Lobbying nicht «Einflussnahme» sondern vor allem viel Erklärungs- und Übersetzungsarbeit. Es wurden Grundlagen, Argumentationslinien, Auftrittskompetenz, die Nutzung von Netzwerken angeschaut und viel diskutiert. Beispielsweise auch über die überarbeitete Förderung der ausserschulischen Jugendarbeit im neuen Schulgesetz: Pilotprojekte sind eine grosse Chance – denn oft ist es schwierig, einen politischen Konsens und eine Finanzierung zu finden für die Jugendförderung. Wenn man mit einem Pilot loslegen und dann den gesellschaftlichen Nutzen greifbar aufzeigen kann, gelingt es eher, die politische Brücke zu schlagen und langfristig abgestützt wirkungsvolle Angebote für Jugendliche zu etablieren.

Anne Stelzel von Projektfachstelle Inklusion in der KJA Baden-Württemberg zeigte drei Dimensionen auf, an denen man arbeiten kann, um als Jugendarbeitstelle inklusiver zu werden, zum Beispiel inklusive Kulturen schaffen, Inklusives Denken ermöglichen durch Wertschätzung von Vielfalt und Sensibilisierung aller Beteiligten.

Mit Unterstützung vom Jugendanwalt Benjamin Meier setzten sich die Teilnehmenden mit den rechtlichen Grundlagen im Zusammenhang mit Smartphone, Smartwatch und sozialen Medien auseinander. Anhand von Fallbeispiel entstanden viele spannende Diskussionen, auch das Smartphone-Verbot an den Aargauer Schulen wurde intensiv und kontrovers diskutiert. Auf sehr praxisnahe Art konnten sich die Teilnehmenden im Workshop mit den Chancen und Gefahren der Technologien, den dazugehörigen Rechten und Pflichten befassen und dann passende Handlungs- und Interventionsmöglichkeiten für ihre Arbeit in den Gemeinden entwickeln.

Kinder und Jugendliche bewegen sich täglich in digitalen Räumen – oft ohne zu erkennen, wie stark Algorithmen ihre Inhalte, Meinungen und Stimmungen beeinflussen. Im Workshop erhielten die Teilnehmenden Inputs zu Radikalisierungstendenzen im Netz, der Rolle von Algorithmen und den psychologischen Mechanismen dahinter. Sie lernten präventive Strategien kennen, um erste Warnsignale frühzeitig zu erkennen, junge Menschen zu sensibilisieren, zu begleiten und mit alltagsnahen Werkzeugen einen kritischen Umgang mit digitalen Inhalten zu fördern.

Der Tag bot nicht nur fachlichen Austausch, sondern auch Raum für Begegnung und Vernetzung – beim griechischen Mittagessen und beim abschliessenden Apéro.