(pd) «Im Moment preschen die Themen im Zusammenhang mit der Energiesicherheit auf der politischen Agenda raketenartig nach oben. Trotzdem wird das enorme energetische Potential der Geothermie immer noch stiefmütterlich behandelt.» Vor diesem Hintergrund freut sich der Verein Geothermische Kraftwerke Aargau (VGKA) über das von Grossrat und VGKA-Sympathisant Gabriel Lüthy eingereichte Postulat zur Schaffung eines Geothermie-Katasters. Damit könnte der Kanton Aargau einen Grundstein zur Gewinnung von Strom und Wärme durch die Nutzung der Tiefengeothermie setzen.
Das Scheitern des Stromabkommens mit der EU und die Erkenntnisse der Studie zur Versorgungssicherheit der Eidg. Elektrizitätskommission haben Hektik in der Schweizer Energiepolitik ausgelöst. Bereits ab 2025 drohen Stromlücken; Grossverbraucher müssen sich auf Rationierungen gefasst machen. Neben der humanitären Katastrophe verschärft sich mit dem Krieg in Europa zudem das Problem mit der Energieabhängigkeit. «Wir stehen im Energiebereich vor riesigen Herausforderungen, die wir innerhalb kürzester Zeit überwinden müssen», bringt es Nationalrat Matthias Samuel Jauslin, Präsident VGKA, auf den Punkt.
Riesiges Potenzial Geothermie
Das Innere der Erde birgt ein riesiges Potenzial an Wärme. Rund 99 Prozent der Erde sind heisser als 1000 Grad Celsius – genug, um den Energiebedarf der Weltbevölkerung auf alle Zeit zu decken. Diese Erdwärme steht uns für die Beheizung einzelner Gebäude, für die Fernwärmeverteilung ganzer Siedlungsgebiete sowie für die Stromproduktion zur Verfügung. Die Geothermie könnte also einen grossen Schritt in Richtung nachhaltige Bandenergie und Energieunabhängigkeit ermöglichen.
Vorstoss fordert Geothermie-Kataster
Auch der Kanton Aargau verfügt über sehr gute Voraussetzungen, die Tiefengeothermie zur Heizenergie- und Stromerzeugung zu nutzen; er ist aufgrund des überdurchschnittlichen Wärmeflusses von 100-120 kW/km2 (nördliche Schweiz 90-100 kW/km2) gut positioniert. «Trotzdem behandelt der Kanton Aargau die Geothermie viel zu stiefmütterlich», so Jauslin, «während andere Kantone mit erfolgsversprechenden Projekten vorpreschen». Ein Beispiel ist der Kanton Waadt, der das ambitionierte Vorhaben verfolgt, bis ins Jahr 2035 35% und bis 2050 die Hälfte des kantonalen Energiebedarfs über erneuerbare Energien abzudecken. Der Kanton rechnet mit 20 Anlagen bis ins Jahr 2050. Um dieses Vorhaben voranzutreiben, hat die Waadt einen Kataster der Tiefengeothermie erstellt und eine Karte mit dem Wärmebedarf an der Oberfläche darübergelegt. Daraus ergibt sich, in welchen Gemeinden geothermisches Potenzial besteht.
Eine ähnliche Forderung hat VGKA-Sympathisant Gabriel Lüthy mit der FDP-Grossratsfraktion im Rahmen eines Postulats eingebracht: Der Regierungsrat wird gebeten, das Potenzial der Tiefengeothermie der Aargauer Gemeinden in einem Kataster zusammenzufassen. So sollen die unterschiedlichen potenziellen Ressourcen (Tiefe, Temperatur) identifiziert und ihre Kompatibilität mit dem Energie-/Wärmebedarf an der Oberfläche verifiziert werden. Mit einem vergleichbaren Projekt könnte der Aargau einen Grundstein zur Gewinnung von Strom und Wärme durch die Nutzung der Tiefengeothermie setzen.
Einen ähnlich lautenden Antrag hat der VGKA im Rahmen der Anhörung zur Anpassung des Richtplans eingebracht.
«Um die sich laufend verschärfenden Probleme im Energiebereich überwinden zu können, sind wir dringend auf die Nutzung der Geothermie angewiesen», so Jauslin. «Ich hoffe, dass der Kanton Aargau sich ein Beispiel an anderen Kantonen (Genf, Waadt, Jura, etc.) nimmt und jetzt mit der Geothermie vorwärts macht!»