Von Benno Brummer, Magden
Ist ein Abstimmungskampf nur eine Glücksache mit welchen Argumenten man wieviel Wähler überzeugen oder überlisten kann? Ein Kampf der Sprache, der Wortwahl, statt der Wahrheit?
Die «Wahrheit» zeigt sich in der Zukunft, die niemand kennt und was man nicht kennt, kann Angst machen, besonders in der heutigen Zeit. Dagegen muss man doch etwas tun. Wir müssen jetzt bauen, meinen die Lobbyisten, die andern wollen zuwarten, bis die Lage und ihre Fakten geklärt werden.
Wo viel Geld im Spiel ist, hört oft jede Ethik auf. Eine Win-Win-Situation kann es zurzeit für Bünn nicht geben. Jede grosse Überbauung bringt auch ökologische und zwischenmenschliche Probleme mit sich und ist daher bestenfalls mit einem Nullsummenspiel zu vergleichen. Nullsummenspiele sind in der Spieltheorie Situationen, also «Spiele», bei denen die Summe der Gewinne und Verluste aller Spieler zusammengenommen null ergibt. Der Sieg der einen ist der Verlust der andern, die Summe ist gleich null. Um aber von einem nachhaltigen Gewinn zu sprechen, wäre ein Plussummenspiel der Beteiligten notwendig,
Wo wir heute stehen mit der Natur, weiss jeder, der die Klimaerwärmung ernst nimmt. Wir haben weltweit ein Minussummenspiel und sollten, ja müssen dagegen ankämpfen. Zumindest sollten wir alle Spieler, d.h. alle Faktoren kennen, die im Spiel und betroffen sind. In erster Linie die Menschen und alle wichtigen Lebensformen. Auch die «unbelebte» Natur, das Wasser, die Luft, das Gestein, die Schädigung durch die Versieglung der Böden, der Lärm, die Energiebilanz und auch neutrale Gegebenheiten wie das Erholungspotential, ein Recht auf Wohneigentum, auf Arbeit und Information oder was auch immer wir beachten wollen.
Erst dann können wir die Probleme sehen und lösen, so dass am Ende nahezu jeder profitiert. Nichts von diesen Überlegungen hören wir von den Lobbyüisten, Befürwortern und dem Gemeinderat. Sie sprechen von der «Entwicklung» statt vom massiven Wachstum, vom Mut zur Gestaltung, von Wohnbaugenossenschaften, sozialem Wohnungsbau, von Verträgen mit der Gemeinde, die kurz vor dem Abschluss stünden.
Mir kommt es vor, als wüsste das Referendumskomitee und der Gemeinderat nichts vom Zustand unseres Planeten. Steht denn der Mensch für diese Schar allein in der Natur? Kann es so einen Frieden und Gewinn unter allen Betroffenen geben?
Das Referendumskomitee möchte den ortsüblichen Preis für einen Quadratmeter von 1000 Franken oder mehr in eigener Kompetenz auf 600 Franken senken. Landeigentümer hätten schon maximal 4500 Quadratmeter der Gemeinde angeboten, d.h. maximal wären das 17 % der Fläche über die im Mai abgestimmt wird (Bericht Haller vom 7. April NFZ). Der Gemeinderat mit Einwilligung der Finanzkommission hat nur eine Befugnis von 500 000 Franken pro Jahr bei der Veräusserung von Grundstücken sowie der Einräumung und dem Erwerb von Baurechten. Mit diesem Betrag könnten sie nur 833 Quadratmeter für günstige Wohnungen finanzieren. Versprochen wurde aber, dass mindestens 30 % der Wohnungen vergünstigt abgegeben werden (BNO 02.06.2020, §4, 4 Nutzungen), was einer Mindestfläche von 7800 Quadratmeter entspricht. Über die Diskrepanz müsste das Volk noch entscheiden. Wer Ja sagt, muss auch B sagen.
Noch ist es ein Glück, in Magden wohnen zu dürfen. An Bauland fehlt es nicht, um moderat zu wachsen. Wir haben das Bünn mit seiner Quelle und seinem bunten Grün. Das Dorf ist belebt mit den Vereinen. Der Verkehrs- und Baulärm hält sich noch in Grenzen. Eine Spezialzone mit «Aufstockungspotenzial» brauchen wir nicht. Wir wissen, was die Einzonung von Bünn bedeutet: das Ende des Dorfs, der Anfang der städtischen Agglomeration. Es endet fatal, wenn man endlos wachsen will. Darum ein drittes Nein in die Urne. Die Umwelt wird es uns danken.