Von Christine Frauchiger, Schupfart
Der Kanton Aargau veröffentlichte am 17. Mai aktuelle Ergebnisse zu 38 Jahren Walddauerbeobachtung und stellte unter anderem fest: «...der Eiche gehört die Zukunft».
Die Medienmitteilung (online auf fricktal.info) informiert den Leser über die vielschichtigen Probleme unseres Waldes durch Bodenbelastung und Klimaveränderung. Zudem wird aus den sehr trockenen Sommern 2018/2019 für die Eiche im Vergleich mit anderen Laubbäumen eine bessere Widerstandsfähigkeit im Hinblick auf den Klimawandel abgeleitet. Beurteilt wurde die relativ grössere Robustheit an Eichen im Umfeld ihres Mischwaldes.
Der Artikel betont, dass grossflächige Holzschläge zu vermeiden sind und dass gesunde Eschen erhalten werden müssen. Es ist in diesem Zusammenhang nachvollziehbar, dass vermehrt mit Eichen aufgeforstet wird. Die Projekte im Aargau werden in dem Beitrag positiv bewertet.
Die Realität, beispielsweise im grossen zusammenhängenden Waldgebiet Kaisten, Eiken, Oeschgen und Sisseln, sieht jedoch anders aus. Jahr für Jahr wird das Holz dort flächig geschlagen. Ausgespart werden einzeln stehende knorrige Eichen. Nicht nur Jahrhundertbuchen und Nadelbäume müssen weichen sondern auch die nächste Generation, der eigentlich Licht und Platz zum Wachsen geschaffen werden sollte. In einer Hau-Ruck-Aktion wird ein ganzer wunderbarer Mischwald zu einer Baumschule für Eichen umgestaltet. Es wird sich erst nach Jahrzehnten erweisen, ob diese ihre Widerstandsfähigkeit auch dann zeigen, wenn sie isoliert inmitten einer Aufforstung mit Jungeichen stehen, die über lange Zeit bestenfalls als Bodendecker wirken.
Zur Waldbodenverbesserung sollen kleine Ast- und Laubhaufen beitragen. Der Leser bezweifelt, dass diese Massnahme auch nur die Bodenverdichtung beim Holzschlag mit schweren Maschinen durch Forstunternehmen ausgleichen wird.
Die Anfälligkeit des Waldes gegenüber Parasiten wird in dem Artikel ebenfalls angesprochen. Schon jetzt kämpft der Forst relativ erfolglos gegen allerlei Borkenkäfer. Dieses Problem ist zumindest teilweise hausgemacht. Befallene Bäume werden oft gar nicht mehr aus dem Wald entfernt. Auf praktisch allen Hackholzhaufen findet man verschiedene Borkenkäferarten und früh im Jahr schwärmen Eschenbastkäfer munter durch den Wald.
Ausgedehnte reine Eichenwälder mit grosskronigen Baumriesen gab es in früheren Zeiten, als im Herbst die Hausschweine zur Eichelmast in den Wald getrieben wurden. Man erinnert sich aber auch an die Problematik mit diesen Monokulturen. Insekten, die in Mischwäldern einem natürlichen Regulativ durch Artenvielfalt unterliegen, werden hier einseitig gefördert.
Bei flächiger Rodung bleiben weder, wie gefordert, gesunde Eschen erhalten noch eine jüngere Generation anderer Bäume, falls sich die reinen Eichenkulturen zukünftig doch nicht bewähren sollten. Etwas mehr Umsicht wäre bei der Umsetzung von Projekten mit so langlebigen Arten unabdingbar, damit bei allfälligen Irrtümern ein gewisses Korrekturpotential erhalten bleibt!
Bilder
Erstes Bild: Eichenwaldreservat Kaisten 2022. Foto: Christine Frauchiger
Zweites Bild: Eschenbastkäfer (Hylesinus varius). Foto: Christine Frauchiger
Drittes Bild: Eichelbohrer (Curculio glandium). Foto: Christine Frauchiger