Von Andreas Burckhardt, Möhlin
Sehr geehrte Frau Schweizer
Gestatten Sie mir eine Replik auf Ihren Leserbrief.
Stellen Sie sich vor, wir wären im Oktober des Jahres 1942 und ein Chor aus Braunau am Inn, also dem Geburtsort von Hitler, möchte eine Konzerttournee «für den Weg zum Licht der menschlichen Seele, zum Frieden, zur Verständigung und zur Einheit» in der Schweiz starten mit dem Aufruf zur «Busse für alle, eine geistliche Antwort und das Gewissen der ganzen Menschheit....» usw. usw.
Das in Aussicht gestellte Programm würde Ihnen gefallen, und deshalb würden Sie doch sicher fragen, ob vor jedem Konzert die Solidarität mit dem jüdischen und dem polnischen Volk und allen von der nazideutschen Wehrmacht überfallenen Völker klar ausgesprochen würde.
Es käme keine Antwort (was ja klar heissen würde, dass die nicht im Traum daran dächten, sich von ihrem Führer und von dessen Verbrechen zu distanzieren).
Würden Sie ein solches Konzert trotzdem besuchen oder gar eine Konzerttournee organisieren?
Ich hoffe nicht!