Von Barbara Martens, Rheinfelden
Ein Startschuss für etwas Tolles, Interessantes oder Nützliches tönt es in den Ohren meines Ichs und ein Wir-Gefühl breitet sich wohlig aus. Doch die Ernüchterung kommt eilenden Fusses und es endet meist sehr rasch mit einsam statt gemeinsam. Jeder kennt bestimmt aus eigener Erfahrung und Enttäuschung, was man so gemeinsam anpacken und umsetzen wollte und es nie gemeinsam zustande kam.
Ein Beispiel: «Wir könnten doch mal einen Leserbrief über, gegen, für...schreiben.» Mein Ich findet das auch, war es schon längst an der Zeit über dieses wichtige Thema etwas zu formulieren. Recherchiert und darüber gelesen hatte ich vor einiger Zeit und Stichworte zusammengefasst in der Schublade. Also hopp - gehen wir dran. Doch jetzt heisst es: «Mach mal!» und um mein Ich auch zur Tat schreiten zu lassen, wird Honig ums Maul geschmiert: «Du kannst so toll schreiben.»
Ich, Du, Ihr und Wir – was bedeutet das in einem solchen Moment. Für mein Ich ist Wir die Summe aus Du plus Ich bzw. Ihr plus Ich. Ein Wir wird immer von mind. zwei Menschen bzw. mehr gebildet, meint mein Ich. Und wie oben erwähnt, je nach Dringlichkeit meines Ichs, wird halt doch wieder ein Leserbrief statt gemeinsam einsam getippt.
Öffentliches Schreiben bedeutet immer das Füdeli zu lüpfen und auch Verantwortung für meine, deine, unsere Worte zu tragen. Schreiben wir oder lassen wir es bleiben? Hoffen wir auf Ichs, die das tun, weil wir ängstlich, feige oder zu bequem sind? Verantwortlich ist man nicht nur, für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut.» (vermutlich von Laotse)
Und noch ein Wortspiel zum Schluss: gemein und nicht gemeinsam sein, macht vor allem einsam. Aber einsam beinhaltet auch das Eins-sein mit sich selbst und seinem Inneren, wenn das Ich es gemäss Henry Miller positiv deutet: «Ich habe den wundervollen Punkt erreicht, an dem ich keine Notwendigkeit mehr sehe, auf eine vorgeschriebene Art zu leben.»