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Gold ging an Joshua Freiermuth (rechts) und Gabriel Pospesel. Foto: Lara Gafner
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Philosophie-Gold für Joshua Freiermuth – Oberfricker gewinnt Olympiade an der Universität Basel

(pd) Ist es erstrebenswert, moralisch perfekt zu sein? Ist die Philosophie immer befreiend, oder kann sie auch ein Werkzeug der Unterdrückung sein? Mit solchen Fragen beschäftigten sich 15 Jugendliche am Finale der Philosophie-Olympiade, das vom 6. bis 8. März an der Universität Basel stattfand.

Die zwei Goldmedaillen gingen an Joshua Freiermuth (Gymnasium Kirschgarten, BS) und Gabriel Pospesel (International School of Zug and Lucerne, ZG). Ausserdem wurden je zwei Silber- und Bronzemedaillen verliehen.

Ausserordentlich hohes Niveau
Am Vormittag des 7. März verfassten die Finalist*innen während vier Stunden ein philosophisches Essay zu einem von vier Zitaten. Der Erstplatzierte Joshua Freiermuth aus Gipf-Oberfrick wählte für sein Essay eine Aussage von Frantz Fanon darüber, dass Philosophie und Intelligenz nicht zwingend Mittel der Befreiung sind, sondern auch Diskriminierung legitimieren können. Er habe sich bereits in seiner Maturaarbeit, in der es um Feminismus und den Film «Barbie» (2023) ging, mit struktureller Unterdrückung befasst, erklärt er.
Der Zweitplatzierte Gabriel Pospesel argumentierte mit Susan Wolf, dass das Leben eines «moralischen Heiligen» nicht unbedingt ein gutes Leben wäre. Die Essays wurden anonym von Philosophielehrpersonen und Studierenden der Pädagogischen Hochschule Bern bewertet. Die Jury sei von der Qualität der Texte beeindruckt, so Peter Zimmermann, Dozent an der PHBern. «Das Niveau ist dieses Jahr ausserordentlich hoch», findet auch Jonas Pfister, der die Schweizer Philosophie-Olympiade 2006 gegründet hat.

Auf zur Internationalen Philosophie-Olympiade
In der Regel würden die Gewinner der Goldmedaillen die Schweiz an der Internationalen Philosophie-Olympiade (IPO) vertreten, die vom 15. bis 18. Mai in Bari, Italien, stattfindet. Joshua Freiermuth ist allerdings aufgrund einer Altersbeschränkung mit 20 Jahren nicht mehr teilnahmeberechtigt, weshalb stattdessen die Drittplatzierte Hannah Furer (Gymnasium Neufeld, BE) teilnehmen wird. Die definitive Zusammensetzung der zweiköpfigen Delegation wird Ende Woche bestätigt sein.
Zum ersten Mal fand das Finale der Philosophie-Olympiade, das von Studierenden und ehemaligen Teilnehmenden organisiert wird, in Basel statt, in den Räumlichkeiten der Alten Universität. Unterstützt wurde die Durchführung von Prof. Markus Wild (Universität Basel). In seinem Workshop diskutierte er mit den Teilnehmenden darüber, wie wir wissen könnten, ob Hunde, Blumen oder Fische ein Bewusstsein haben. In einem weiteren Workshop wurden die Jugendlichen von Kal Niederhäuser (ETH Zürich) in das Denken von Gilles Deleuze eingeführt.

Gestiegene Teilnehmerzahlen
Die 15 Finalist*innen haben sich durch ihre Essays in den Halbfinals qualifiziert, die im Januar in St. Gallen, Fribourg, Wetzikon und Thun stattfanden. Insgesamt haben 1123 Mittelschüler*innen aus der ganzen Schweiz im Herbst an der Vorrunde der Philosophie-Olympiade teilgenommen. Die Vorrunde – ein Online-Test mit philosophischen Leseverständnisaufgaben und Logikrätseln – wurde in diesem Schuljahr zum ersten Mal durchgeführt. Zuvor konnten interessierte Mittelschüler*innen jeweils direkt Essays einschicken, was aufgrund der vielen Einsendungen eine zunehmende Herausforderung für die ehrenamtliche Jury darstellte. Durch die neue Vorrunde wurde der Aufwand für die Jury reduziert und die Gesamtzahl der Teilnehmenden stieg innerhalb eines Jahres von 172 auf 1123.

Bild: Gold ging an Joshua Freiermuth (rechts) und Gabriel Pospesel. Foto: Lara Gafner