(bg) Die Imkervereine Laufenburg, Frick und Rheinfelden hatten die Imkerschaft des Kantons Aargau zum Vortrag von Joost Oerlemans vom Bienenzüchterverband beider Basel eingeladen. Und über 130 Imkerinnen und Imker aus dem Fricktal und dem ganzen Kanton strömten letzte Woche in die Gemeindehalle Herznach. Ein faktenreicher Vortrag erwartete sie – und die Konzentration der Zuhörer zeigte, wie wichtig dieses Thema für die Imkerei der Zukunft ist.
Das Fricktal ist ein Hotspot bei der Ausbreitung der asiatischen Hornisse, die seit 2023 in der Region präsent ist. In den beiden Rheinfelden (Schweiz und Deutschland) wurden im 2024 acht Nester gefunden und entfernt. Im Bezirk Laufenburg wurde ein Nest gefunden und vernichtet. Darüber hinaus gab es viele Sichtungen in verschiedenen Gemeinden, ohne dass die Nester gefunden wurden. Man geht davon aus, dass sich aus jedem Nest fünf bis zehn neue Nester im Folgejahr entwickeln.
Joost Oerlemans ging detailliert auf den Lebenszyklus der einheimischen und der asiatischen Hornissen ein und konnte aufzeigen, wie gross die Bedrohungslage dieser gebietsfremden Art auf die gesamte Biodiversität ist. Ein Nest der asiatischen Hornisse benötigt im Jahr 11 kg Biomasse, davon zirka 4 kg Honigbienen. Einheimische Hornissen haben kleinere Nester, erbeuten zirka 4 kg Biomasse und der Anteil an Honigbienen beträgt lediglich 40 Gramm (sie ernähren sich primär von Fliegen). In Gebieten, die mittlerweile komplett von der asiatischen Hornisse besiedelt wurden, (z.B. im spanischen Galizien) wurden bis zu elf Nester pro km2 gefunden. Bei unserer einheimischen Hornisse findet man ein bis zwei Nester pro km2. Joost Oerlemans wies in seinem Vortrag auf die bestehende Gesetzeslage hin, die bis zur Revision des Umweltschutzgesetzes die Verantwortung für die Bekämpfung dieser invasiven gebietsfremden Art bei den Kantonen ansiedelt. Der Einsatz von Insektiziden im Wald ist zurzeit strikt untersagt. Für 2026 wird eine bewilligungspflichtige Ausnahmereglung erwartet.
Ebenso ist der Einsatz von Fallen nicht zielführend: keine der heute angebotenen Fallen ist selektiv und sie generieren einen grossen Beifang. Der Einsatz von Fallen schadet der Biodiversität mehr, als man mit dem Fang der asiatischen Hornisse vermeiden würde.Nicht zu unterschätzen ist die Gefahr, die für die allgemeine Bevölkerung und für weitere «Grüne Berufe» besteht: wer beim Heckenschneiden mit dem Primärnest einer asiatischen Hornisse in Kontakt kommt oder beim Trauben lesen im Herbst ihre Bekanntschaft macht, wird das nicht so schnell vergessen.
Für die Imker bedeutet der Vormarsch der asiatischen Hornisse, dass sie ihre Betriebsweise ändern
müssen. Und darauf ging Joost Oerlemans im weiteren Verlauf seines Vortrags ein. Es gelten die drei G: Grosse, Gesunde und Gut-versorgte Völker können besser bestehen. Vor allem, wenn sich die Bienen bei starkem Beflug durch die asiatische Hornisse nicht mehr aus dem Stock wagen, sind sogenannte Volieren hilfreich. Sie hindern die asiatischen Hornissen nicht daran, die Bienen beim An- oder Abflug einfach zu erbeuten, sondern verringern den Stress für die Bienen derart, dass es eine bis zu 50 Prozent höhere Überlebungschance gibt. Sicher ist, dass die Bienenhaltung damit noch anspruchsvoller wird, und dass die Vereine weiteren Schulungsbedarf haben.