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Die Referenten und die Teilnehmer am überparteilichen Podiumsgespräch. Foto: zVg
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Braucht das Fricktal eine Hochbahn? – Öffentliche Veranstaltung mit Podium zur Verkehrssituation im Fricktal im Saalbau in Stein

(ls) Am vergangenen Donnerstag fand im Saalbau in Stein eine öffentliche Infoveranstaltung der SVP Bezirk Rheinfelden statt. Unter dem Titel «Droht dem Fricktal ein Verkehrskollaps?» wurden mögliche Lösungen zur wachsenden Verkehrsbelastung in der Region diskutiert.

Neben den Fachreferaten von Regierungsrat Stephan Attiger und Richard Kocherhans vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) sorgte insbesondere die anschliessende Podiumsdiskussion für interessante Impulse.

Überproportionales Wachstum und Sofortmassnahmen
Regierungsrat Stephan Attiger erläuterte die aktuellen Entwicklungen im Fricktal, das ein überproportionales Wachstum verzeichnet. Besonders an Verkehrsknotenpunkten fahren täglich bis zu 25 500 Fahrzeuge vorbei, was zu erheblichen Verkehrsproblemen führt. Attiger stellte jedoch klar, dass die Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehr bereits gut ausgebaut sei. Er präsentierte den kantonalen Richtplan, der unter anderem Vorzugsrouten für Velos, einen neuen Rheinübergang bei Sisseln sowie den Ausbau der Bahnstrecke zwischen Rheinfelden und Stein vorsieht. Die grösste Herausforderung liegt laut Attiger in den internationalen Grenzen und den dazugehörigen Staatsverträgen, die abgeschlossen werden müssen, um diese Projekte umzusetzen.

Massnahmen zur Entlastung ab 2026 geplant
Attiger betonte, dass das Stauproblem nur durch eine abgestimmte Gesamtverkehrsplanung gelöst werden könne. Sofortmassnahmen seien bereits ab 2026 vorgesehen, darunter häufigere Zughalte in Möhlin und Stein sowie der Ausbau des regionalen Busnetzes.

ASTRA und das Referendum zum Rheintunnel
Richard Kocherhans vom ASTRA wies darauf hin, dass eine Entlastung des Fricktals nur dann möglich sei, wenn der Verkehr aus Richtung Basel verringert werde. Die Abstimmung zum Referendum am 24. November über den Ausbauschritt 2023 für die Nationalstrassen (BBl 2023 2302) wird über den Ausbau der A2 mit einem Rheintunnel entscheiden. Kocherhans versicherte, dass das ASTRA die Verkehrsprobleme im Fricktal erkannt habe und Änderungen in Planung seien.
Für den Bereich Rheinfelden West und den Grenzübergang sind Umgestaltungsmassnahmen in Planung. Diese beinhalten unter anderem eine Velobrücke oder den Ersatz der bestehenden Kreisel durch ein Ampelsystem, um den Verkehrsfluss zu verbessern.

Anschluss Rheinfelden Ost: Sicherheitsziele erreicht, weitere Änderungen geplant
Auch der Anschluss Rheinfelden Ost wurde thematisiert. Richard Kocherhans betonte, dass die Erneuerungen des Anschlusses die angestrebten Sicherheitsziele erreicht haben. Dennoch sind für die Zukunft weitere Anpassungen geplant, um den Verkehrsfluss weiter zu optimieren und die Sicherheit in diesem Bereich langfristig zu gewährleisten.

Lärmsanierung bis 2033 vorgesehen
Zusätzlich stellte Kocherhans Pläne zur Lärmsanierung in der Region vor. Bis spätestens 2033 soll im Fricktal eine umfassende Sanierung durchgeführt werden, um die Lärmbelastung für die Anwohnerinnen und Anwohner zu reduzieren. Dies ist Teil der Bemühungen, die Lebensqualität in der stark befahrenen Region zu verbessern und gleichzeitig die zunehmende Verkehrsbelastung besser zu bewältigen.

Überparteiliches Podium debattiert über Zukunft des Fricktals
Die von AZ-Chefredakteur Hägler moderierte Podiumsdiskussion war überparteilich besetzt. Vertreter der FDP, GLP, Grünen, Mitte, SP und SVP nahmen teil, um gemeinsam über mögliche Lösungsansätze zu debattieren. Trotz unterschiedlicher politischer Hintergründe herrschte Einigkeit darüber, dass ein umfassender Ausbau der Mobilität notwendig ist, um den drohenden Verkehrskollaps im Fricktal zu verhindern.

Vision einer Hochseilbahn
Ein überraschendes Thema in der Diskussion war die Idee einer Hochseilbahn, die Deutschland mit der Schweiz verbinden könnte. Françoise Moser (GLP) erinnerte daran, dass die Roche vor einigen Jahren eine Seilbahn von Basel bis nach Stein vorgeschlagen hatte. Diese Idee wurde damals als utopisch abgetan, kam jedoch in der Podiumsdiskussion erneut auf. Alle Parteien erkannten an, dass innovative Mobilitätslösungen, auch in Form von Hochbahnen oder Seilbahnen, weiterhin als mögliche Zukunftsoptionen geprüft werden sollten.

Breiter Konsens für Mobilitätsausbau
Trotz der unterschiedlichen politischen Positionen waren sich die Podiumsteilnehmer einig, dass eine umfassende Lösung erforderlich ist, um den drohenden Verkehrskollaps im Fricktal zu verhindern. Ein Ausbau sicherer Velowege, des Strassennetzes sowie des öffentlichen Verkehrs wurde als unverzichtbar erachtet.

Autobahnausbau als Sofortmassnahme
Im Herbst stimmen die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über den Ausbauschritt 2023 für die Nationalstrassen (BBl 2023 2302) ab. Vier der sechs Teilnehmer sprachen sich klar für den Ausbau der Autobahn aus. Dies sei notwendig, um den Verkehr kurzfristig zu entlasten.

Fazit: Vielseitige Lösungen erforderlich
Die Diskussion machte deutlich, dass das Fricktal vor grossen verkehrstechnischen Herausforderungen steht. Ob eine Hochseilbahn Teil der Lösung sein könnte, bleibt offen. Klar ist jedoch, dass das Bundesamt für Strassen (ASTRA) und das Baudepartement des Kanton Aargaus unter der Leitung des Regierungsrates vorwärts machen müssen. In einer enger Zusammenarbeit zwischen den Parteien ist ein breites Spektrum an Massnahmen erforderlich, um die Verkehrsprobleme nachhaltig zu bewältigen.

Bild: Die Referenten und die Teilnehmer am überparteilichen Podiumsgespräch. Foto: zVg