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Die Ausgrabungsfläche Ende August 2025. Die Hartbeläge sind entfernt und der Perimeter vorbereitet für die Rettungsgrabung. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Die ältesten Spuren von Vindonissa – Rettungsgrabung dokumentiert Überreste des Legionslagers

(pd) Im Vorfeld einer grossen Wohnüberbauung in Windisch führt die Kantonsarchäologie eine Rettungsgrabung durch. Dabei dokumentiert das Grabungsteam unter anderem die ältesten Strukturen des Legionslagers Vindonissa.

Zwischen der Zürcherstrasse und der Scheuergasse in Windisch ist eine Wohnüberbauung mit Tiefgarage geplant. Das Bauprojekt «via romana» wird – wie der Name andeuten mag – in einem rund 4000 Quadratmeter grossen Areal realisiert, in dem zahlreiche archäologische Hinterlassenschaften, darunter eine römische Strasse, im Boden liegen. Bevor diese unwiederbringlich durch das Bauprojekt zerstört werden, dokumentiert die Kantonsarchäologie die Überreste im Rahmen einer Rettungsgrabung.

Luftbildaufnahme von Windisch mit dem Grabungsareal. Die Grabungsfläche umfasst rund 4000 Quadratmeter. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton AargauArchäologische Reste wenig unter der Oberfläche
Schon in der zweiten Jahreshälfte 2024 erfolgte unter der Begleitung der Kantonsarchäologie der Abbruch der bestehenden Bausubstanz. Eine Tankstelle, eine Automobilwerkstatt und ältere Wohnbauten wurden abgerissen sowie ein Voraushub zur Sanierung des kontaminierten Bodenmaterials vorgenommen. Die Tiefbauarbeiten für die künftige Tiefgarage, Kellerräume und Werkleitungen betreffen eine archäologisch relevante Fläche von rund 3200 Quadratmetern. Das Areal liegt unmittelbar vor der Südwestfront des römischen Legionslagers Vindonissa. Die römischen Kulturschichten liegen nur wenige Dezimeter unter dem heutigen Bodenniveau.

Installation der Grabungsinfrastruktur mit grossen Bogenzelten. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton AargauDas älteste Legionslager
Im nördlichen Bauperimeter verlief die etwa drei Meter breite Legionslagermauer, ein gestaffeltes, 15 Meter breites und bis zu drei Meter tiefes Grabensystem und eine vorgelagerte, etwa sieben Meter breite Kiesstrasse. Unmittelbar vor dieser Umwehrung erstreckte sich eine Zivilsiedlung mit Wohnbauten und gewerblichen Einrichtungen. Wie die Voruntersuchungen von 2024 zeigten, sind im gesamten Bauperimeter in etwa 2,5 Meter Tiefe flächig erhaltene Strukturen des ältesten Militärlagers von Vindonissa aus dem frühen 1. Jahrhundert n. Chr. erhalten.
Trotz moderner Störungen sind auf dieser Fläche noch wesentliche Aussagen zur Frage nach dem «Beginn» des römischen Militärplatzes Vindonissa und dessen Befestigungsanlage sowie zu den Umwehrungen des jüngeren Legionslagers zu gewinnen. Damit ist dieser archäologische Komplex von grosser wissenschaftlicher Bedeutung. Aufgrund der bisherigen archäologischen Untersuchungen im näheren Umfeld ist mit einem überdurchschnittlich hohen Fundanfall zu rechnen.

Die ersten archäologischen Schichten liegen direkt unter dem heutigen Bodenniveau. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton AargauRettungsgrabung ab September
Durch das Bauprojekt werden die im Boden erhaltenen römischen Überreste zerstört, weshalb die Kantonsarchäologie gemäss gesetzlichem Auftrag die Flächen vorgängig wissenschaftlich untersucht, dokumentiert und die Funde sichert. Die elfmonatige Rettungsgrabung hat Mitte August 2025 begonnen und endet im Juli 2026. Danach kann der Bauperimeter für den Neubau freigegeben werden.
Die wissenschaftliche Nachbearbeitung und konservatorische Bearbeitung der Funde dauert im Anschluss noch vier Monate. Die Erkenntnisse werden während der Ausgrabung laufend mit Führungen und Onlinekommunikation an die Interessierte Bevölkerung vermittelt.

Impression: Die Grabungsarbeiten beginnen. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton AargauBilder
Erstes Bild: Die Ausgrabungsfläche Ende August 2025. Die Hartbeläge sind entfernt und der Perimeter vorbereitet für die Rettungsgrabung. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau
Zweites Bild: Luftbildaufnahme von Windisch mit dem Grabungsareal. Die Grabungsfläche umfasst rund 4000 Quadratmeter. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau
Drittes Bild: Installation der Grabungsinfrastruktur mit grossen Bogenzelten. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau
Viertes Bild: Die ersten archäologischen Schichten liegen direkt unter dem heutigen Bodenniveau. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau
Fünftes BIld: Impression: Die Grabungsarbeiten beginnen. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau